BUND Landesverband Niedersachsen

Ökologische Nische Friedhof

Artenschutz durch naturnahe Pflege am Beispiel der Wildbienen

Friedhöfe spielen eine wichtige Rolle in der religiösen Praxis und erfüllen eine wichtige Erholungsfunktion für viele Menschen. Gerade in Stadtgebieten kommt den Friedhöfen als Grünflächen auch eine wichtige Funktion für die Erholung der Bevölkerung zu: aktuell machen z.B. die Friedhöfe in der Stadt Hannover etwa ein Drittel des öffentlichen Grüns aus. Sie sind aber auch ein wichtiger Rückzugsraum für Pflanzen und Tiere und bilden oft ökologisch wertvolle Inseln im urbanen Raum. Alte Friedhöfe mit alten Baumbeständen gehören zu den artenreichsten städtischen Bebauungstypen. Gerade in den Bereichen außerhalb der gepflegten Grabflächen kommt eine Vielzahl an wildwachsenden Farn- und Blütenpflanzen vor, von denen sogar etwa 10 % als seltene oder gefährdete Arten auf der “Roten Liste“ stehen. Für Insekten und insbesondere für Wildbienen bieten sie einen wichtigen Lebensraum. Mitunter kommen in der Stadt 50-90 % der Wildbienenarten einer Region vor. Aufgrund der fortlaufenden Bautätigkeiten wird die Bedeutung von Friedhöfen als Rückzugsgebiet für die Natur wohl in Zukunft noch zunehmen.

Problematik

Derzeit befindet sich die Friedhofs- und Bestattungskultur in einem tiefgreifenden Wandel. Obwohl die Sterbezahlen ansteigen, sinkt die Flächennachfrage, da viele eine günstige, pflegeleichte und flächensparende Alternative bevorzugen. Während die Einnahmen geringer werden, bleiben die Kosten für die Friedhofsträger jedoch gleich. Die nun vermehrt vorhandenen Freiflächen müssen weiterhin gepflegt werden, was die Situation noch zuspitzt. Zudem findet seit einigen Jahrzehnten ein massives Insektensterben statt. Die politische Diskussion befindet sich, nicht zuletzt im Bundes- und Landtag, im vollen Gange, sodass zielgerichtete Projekte zum Schutz von Insekten den aktuellen Bedarf im vollen Sinne entsprechen.  

Lösung

Eine Verknüpfung von ökonomischen und ökologischen Aspekte auf dem Friedhof, die gleichzeitig der sich ändernden Nachfrage gerecht wird. Durch eine ökologische Aufwertung der Friedhofsflächen und einer angepassten Bepflanzung und Pflege können die Kosten für die Instandhaltung verringert werden, während gleichzeitig die Attraktivität für viele Besucher gesteigert wird. Durch diese Änderung können die Träger auch eine Erhöhung der Nachfrage erzielen und leisten gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität. Für den Naturschutz eine willkommene Möglichkeit, im urbanen Raum ökologisch wertvolle Flächen zu schaffen und einen Beitrag für die Artenvielfalt zu leisten! Durch das Projekt soll ein nachhaltiger Trend gesetzt werden, um diese zu langfristig ökologisch wertvollen Grünflächen im urbanen Raum zu gestalten. Dieses Projekt bildet einen Baustein im Kampf gegen das Insektensterben – mit dem speziellen Fokus auf Wildbienen und urbane Grünflächen – und trägt so zum Erhalt der Biodiversität bei.  

Maßnahmen

Im Zuge des Projektes sollen auf 4 großen „Vorzeige“-Friedhöfen in urbanen Gebieten in ganz Niedersachsen Maßnahmen durchgeführt werden. Das Projekt umfasst die Bestandserfassung, Planung und beispiel­hafte Umsetzung von praktischen Maßnahmen zur ökologisch Aufwertung von Friedhofsflächen und ver­bessert so langfristig die sekundären Lebensräume im urbanen Raum. Durch öffent­lichkeits­wirksame Maßnahmen (Schulungen, Seminaren und Veranstaltungen), sollen die Besucher und Beteiligten für das Thema Wildbienen und biologische Vielfalt sensibilisiert werden. Nach Projekt­ende wird eine umfangreiche Broschüre zur Verfügung stehen, die weiteren interessierten Friedhöfen und Nutzern die Umsetzung von Artenschutz­maßnahmen detailliert beschreibt. Die Erfassung und Bestimmung der Wildbienen wird von den drei Wildbienenspezialisten Thomas Fechtler (Göttingen), Uwe Handke (Delmenhorst) und Rolf Witt (Edewecht) durchgeführt. Die Biologen stehen gleichzeitig als fachliche Berater dem Projekt zur Seite. 

Zielgruppen

Neben den betroffenen Gärtnern der Friedhöfe sollen auch weitere Nutzer und Involvierte angesprochen werden. Zu diesen zählen neben den Nutzungsberechtigten der Gräber auch Besucher, Kirchen- und Friedhofsvorstände, Dienstleister für Grabpflege, Mitglieder der Naturschutzverbände, Untere Naturschutz­behörden, Friedhofsträger, Gärtnereien und Blumengeschäfte.

Geplante Laufzeit

09.2017 - 11.2020

Gefördert durch die Bingo Umweltstiftung Niedersachsen Gefördert durch die Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung

Ansprechpartner*innen

Jakob Klucken

Jakob Grabow-Klucken
jakob.klucken(at)nds.bund.net

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