Berlin/Hannover. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland feiert das 20-jährige Bestehen des Naturschutzprojekts „Rettungsnetz Wildkatze“. Die Rückkehr der Wildkatze belegt eindrucksvoll, dass sich langjährige und länderübergreifende Naturschutzarbeit auszahlt, erklärte der Verband anlässlich des Jubiläums.
Zwanzig Jahre nach der Gründung des Rettungsnetzes für die Wildkatze verzeichnet der BUND beeindruckende Erfolge: Mittlerweile ist er in elf Bundesländern aktiv für die Wildkatze. Er schaffte 33 grüne Korridore, pflanzte über 100.000 heimische Bäume und Sträucher und aktivierte über 2.600 Freiwillige. Diese beteiligten sich im ganzen Land an Pflanzaktionen sowie bei der Bestandserfassung der Art. Insgesamt reichte der BUND über 7.000 Genproben ein und wies über 2.000 verschiedene Wildkatzen nach. Wir verdanken diese Erfolge vielen Menschen, die über zwei Jahrzehnte lang mit den unterschiedlichsten Akteuren zusammengearbeitet haben.
Im Jahr 2004 war kaum etwas über die Europäische Wildkatze und ihre Lebensräume bekannt. So gründeten der Bund Naturschutz in Bayern sowie die BUND-Landesverbände Hessen und Thüringen gemeinsam das „Rettungsnetz Wildkatze“, an dem sich der BUND Niedersachsen seit 2007 auch mit eigenen Projekten beteiligte. Das Ziel war damals wie heute, die bedrohte Europäische Wildkatze zu schützen und ihren Lebensraum zu erhalten und zu vernetzen. Der BUND wählte die heimliche Waldkatze auch, um den Biotopverbund voranzubringen. Dabei steht die Wildkatze symbolisch für den Erhalt unserer Wälder und ihrer Biodiversität. Indem wir sie schützen, fördern wir gleichzeitig viele andere Arten und die Gesundheit unserer Ökosysteme.
Ein wichtiger Bestandteil des Rettungsnetzes ist die 2004 großflächig eingeführte Lockstock-Methode, um Wildkatzenbestände zu erfassen. Hieran knüpfte 2007 der bundesweite Wildkatzenwegeplan an, der eine wichtige Grundlage für die Vernetzung von Wildkatzenwäldern in Niedersachsen – vor allem zwischen Heide, Harz und Solling – darstellt.
Um Menschen von unseren Naturschutzmaßnahmen zu überzeugen, bedarf es einer intensiven Kommunikation. Besonders erfreulich ist, dass der BUND Niedersachsen über 40 Interessierte zu sogenannten Wildkatzen-Botschafter*innen ausbilden konnte. Sie setzen sich in ihren Regionen aktiv für die Belange der Wildkatze ein und sind wichtige Ansprechpersonen für die Menschen vor Ort. Als Herzstück des bundesweiten Rettungsnetzes gilt die Schaffung Grünen Korridore. Allein in Südniedersachsen wurden seit Projektbeginn 10 Korridore und Waldaufwertungen umgesetzt. Diese Waldstreifen verbinden die isolierten Lebensräume der Wildkatze miteinander und ermöglichen ihr sowie anderen Tierarten die zum Überleben wichtigen Wanderungen.
So geht es weiter im Rettungsnetz für die Wildkatze
Der Einsatz für die Art lohnt sich. In den letzten Jahren häuften sich neue Nachweise der bedrohten Art. In Niedersachsen breiten sich die scheuen Tiere langsam wieder in Richtung Norden aus, die aktuellen Verbreitungsgrenzen liegen in der Heideregion und im Wendland. Bundesweit trägt die gute Zusammenarbeit innerhalb des BUND sowie mit zahlreichen Akteuren Früchte. Doch Naturschutz ist eine langfristige Aufgabe. Mit dem Projekt „Wildkatzenwälder von morgen“, gefördert im Bundesprogramm Biologische Vielfalt und in Niedersachsen zusätzlich durch die Bingo-Umweltstiftung, ist der BUND auch künftig in der Vernetzung von Wildkatzenlebensräumen aktiv.
Hintergrund:
Im Rettungsnetz für die Wildkatze engagieren sich elf BUND-Landesverbände sowie der Bundesverband und die BUNDjugend für den Schutz der Europäischen Wildkatze und ihrer Lebensräume. Damit decken sie das gesamte Verbreitungsgebiet der Art in Deutschland ab.
Die Europäische Wildkatze (Felis silvestris) lebt zurückgezogen in strukturreichen Laub- und Laubmischwäldern. Ursprünglich in ganz Deutschland heimisch, leben heute etwa 6000 bis 8000 Tiere, schätzungsweise 800 davon in Niedersachsen. Die Wildkatze benötigt große, zusammenhängende und strukturreiche Wälder. Sie steht dabei stellvertretend für viele andere Waldbewohner. Dort, wo sich die Wildkatze wohlfühlt, sind die Bedingungen für viele Arten wie Luchs, Bechsteinfledermaus oder Mittelspecht optimal.
Das Lockstock-Monitoring ist eine wissenschaftliche Methode, mit der Vorkommen von Wildkatzen untersucht werden, ohne die Art zu stören. Hierbei werden mit Baldrian präparierte Holzstäbe, sogenannte Lockstöcke, in den Wäldern aufgestellt. Die Wildkatzen reiben sich daran und hinterlassen Haare, die genetisch analysiert werden.
Der Wildkatzenwegeplan zeigt, neben den aktuellen Wildkatzenvorkommen in Deutschland, wie diese Gebiete wieder verbunden werden können. Außerdem weist er große Waldgebiete auf, die für Wildkatzen geeignet sind.
Die Grünen Korridore verbinden voneinander isolierte Lebensräume der Wildkatze. Sie bestehen aus Hecken, Baumreihen und Sträuchern. Sie helfen den scheuen Wildkatzen, sich aus der Deckung ihres Waldes herauszutrauen und entlang dieser Linien neue Gebiete zu besiedeln. Als Wanderwege für Wildkatzen und viele andere Arten unterstützen die Grünen Korridore genetische Vielfalt zu sichern und das Überleben der Arten zu gewährleisten.
Das sechsjährige Projekt „Wildkatzenwälder von morgen“ wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz und in Niedersachsen zusätzlich durch die Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung gefördert. Das Projekt setzen der BUND-Bundesverband, die BUNDjugend und die BUND-Landesverbände Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Saarland, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen um.
Kontakt:
Wildkatzenexpertin Andrea Krug - andrea.krug(at)nds.bund.net