BUND Landesverband Niedersachsen

Schluss mit Bremsenfallen

05. Juli 2021 | Artenschutz (NI), Landwirtschaft, Schmetterlinge (NI), Schmetterlinge, Wildbienen

Bremsenfalle. Foto: BUND / Tonja Mannstedt Bremsenfalle. Foto: BUND / Tonja Mannstedt

Bremsen gehören zu den unbeliebteren Insekten, das liegt vorrangig an den unangenehmen bis schmerzhaften Bissen der Tiere und an der Angst vor Krankheitsübertragungen. Seit etwa 10 bis 15 Jahren werden daher immer häufiger Bremsenfallen eingesetzt, die mithilfe eines dunklen Gummiballes Pferde (und Reiter) vor den Bremsen schützen sollen. Doch neben Bremsen werden auch viele nützliche und gefährdete Insekten gefangen und getötet. Aus Naturschutzsicht muss der Einsatz von Bremsenfallen beschränkt werden.

Bremsen gehören zur Familie der Tabanidae, die eine Unterordnung der Fliegen (Brachycera) sind. Dies spiegelt sich sowohl in ihrem äußeren Erscheinungsbild als auch in ihrem Synonym Viehfliegen wieder. Zu den Bremsen gehören verschiedene Gattungen mit jeweils mehreren Arten, die zwischen 1,2 und 3,5 cm groß werden können. Insgesamt sind weltweit etwa 4.000 Arten bekannt. Da sich Männchen und Weibchen von Pflanzensäften und Nektar ernähren, haben sie auch als Blütenbesucher eine bedeutende Rolle im Ökosystem. Allerdings sind weibliche Bremsen für die erfolgreiche Reproduktion genau wie Mücken auf Blut angewiesen. Nach der Paarung legen die Weibchen ihre Eier in der Nähe von Gewässern ab. Die daraus schlüpfenden Larven ernähren sich sowohl von verrottendem Pflanzenmaterial als auch von kleinen Lebewesen. Das Larvenstadium kann bis zu 3 Jahre dauern. Der Schlupf erfolgt dann vergleichsweise rasch, bereits etwa 14 Tage nach der Verpuppung. Die Lebensdauer als vollständig entwickelte Bremse beträgt dagegen nur 2 bis 3 Monate.

Funktion der Bremsenfalle

Da sich Bremsen auf ihren Geruchssinn verlassen und nur unscharf sehen können, wird ihnen mit dem Gummiball – der sich in der Sonne aufheizt – die Rückseite eines warmblütigen Pferdes vorgetäuscht. Da die Pferde in der Regel von unten angeflogen werden, nähert sich die Bremse auch der Falle aus dieser Richtung. Sobald die Bremse ihren Irrtum bemerkt, fliegt sie nach oben weg. Hierdurch gerät sie in ein Netz, das oberhalb des Balles angebracht ist. Sie wird durch die Trichterform des Netzes nach oben geleitet und gelangt so in ein  mit Flüssigkeit gefülltes Fanggefäß, in dem die Bremsen dann ertrinken.

Nicht nur Bremsen landen in diesen Fallen

Eine Studie (Jäckel et al., Natur und Landschaft 2020, 129ff) hat 2017 die Wirkung von Bremsenfallen in einem Zeitraum von 21 Wochen an 6 Standorten untersucht. Wöchentlich wurden die Fangbehälter geleert und alle so gefangenen Insekten untersucht. Insgesamt wurden zwischen dem 15. Mai und 2. Oktober fast 55.000 Insekten bestimmt. Der Anteil an Bremsen betrug hierbei unter 4 % und es wurde kein einziges Exemplar der Pferdebremse (Tabanus sudeticus) gefangen. Der hohe Beifang belegt, dass Bremsenfallen nicht selektiv wirksam sind, sondern eine große Menge Biomasse aus den Nahrungsnetzen entnehmen und hierbei auch gesetzlich besonders geschützte Arten fangen und töten.

In Niedersachsen wird nun durch einen Erlass die Unteren Naturschutzbehörden dazu aufgefordert, sicherzustellen, dass Bremsenfallen nicht innerhalb von Naturschutzgebieten, Nationalparks, Kern- und Pflegezonen von Biosphärenreservaten, FFH-Gebieten oder gesetzlich geschützten Biotopen aufgestellt werden. Zudem soll außerhalb dieser Schutzgebiete der Einsatz von Bremsenfallen zeitlich beschränkt werden, und zwar vom 1. Juni bis 15. September eines Jahres. Auch will das Land Informationsmaterialien zum Thema herausgeben.

Die Entscheidung zur Begrenzung des Einsatzes von Bremsenfallen stellt einen wichtigen Schritt gegen das Insektensterben dar. Über die getroffenen Maßnahmen hinaus sollte insbesondere auch in Landschaftsschutzgebieten auf das Aufstellen verzichtet und ein Abstand von 150 Meter zu den geschützten Naturbereichen eingehalten werden. Die jahreszeitliche Nutzungsbeschränkung stellt allerdings nur einen geringen Mehrwert dar. Da nicht nur Bremsen, sondern auch andere Zweiflügler und weitere Insektenarten in dieser Zeit ihre Hochphase haben und in der Phase die höchsten Fangmengen erreicht werden, hält sich die positive Auswirkung in Grenzen.

Grundsätzlich ist der generelle freiwillige Verzicht auf Bremsenfallen zu begrüßen. Als wirksame Maßnahmen empfiehlt sich nach Möglichkeit ein bewusstes Weidemanagement. Weiden in feuchten Bereichen, am Waldrand und in der Nähe von stehenden Gewässern sind während der Hauptaktivität von Juni bis August zu meiden, da aufgrund der Eiablage an den Gewässern mit einem erhöhten Auftreten von Bremsen zu rechnen ist. Außenställe oder Weideunterstände mit zwei Wänden sind geeignete Rückzugsort und bestens bewährt. Da Bremsen dort nicht hineinfliegen und keine Nahrung zu sich nehmen.

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