BUND Landesverband Niedersachsen

BUND fordert massiven Ausbau der Solarenergie auf Dächern und versiegelten Flächen

15. September 2022 | Energie (NI), Energiewende, Mitmachen (NI), Klimawandel, Lebensräume, Landwirtschaft, Naturschutz in der Stadt (NI)

Anlässlich des gestrigen Treffens der Energieminister*innen der Bundesländer in Hannover fordert der BUND Niedersachsen eine Ausbauoffensive für Solarenergie. Höchste Priorität muss der Ausbau auf und an Gebäuden und versiegelten Flächen wie Parkplätzen haben. Bislang werden in Niedersachsen nicht einmal 4 % der verfügbaren Dachflächen für Photovoltaik (PV) genutzt. Auch das Potenzial für PV auf Großparkplätzen und im Bereich anderer Einrichtungen der Infrastruktur, wie Lärmschutzwällen, ist bisher noch kaum ausgeschöpft.

Susanne Gerstner, BUND-Landesvorsitzende: „Photovoltaik auf Dächern ist die umweltschonendste Form der Energieerzeugung. Die direkte Nutzung von Solarstrom als Eigenstrom, Mieterstrom und in Gemeinschaften ermöglicht eine direkte Teilhabe der Bürger*innen und führt in der Regel zu einem effizienteren und sparsameren Umgang mit Strom. Durch die Energieerzeugung direkt beim Verbrauch verringert sich außerdem der Bedarf am Ausbau der Stromübertragungsnetze.“

Der BUND fordert deshalb eine Solarpflicht auf allen Neubauten sowie auf bestehenden Gebäuden bei umfangreicheren Dachsanierungen. Land und Kommunen müssen auf eigenen Gebäuden und versiegelten Flächen mit gutem Beispiel vorangehen. Finanzielle Anreize und eine Ausweitung der Beratung für den Bau von PV-Anlagen für Haushalte, Gewerbe und Industrie können einen weiteren Beitrag zum Erreichen der Klimaziele leisten.

Positiv wertet der BUND, dass im aktuellen Klimaschutzgesetz des Landes bis Ende 2035 die PV-Leistung in Niedersachsen mindestens 65 Gigawatt betragen soll. Die PV-Pflicht auf 100 % der Landesliegenschaften bis 2040 kommt jedoch viel zu spät und es fehlt die PV-Pflicht bei Dachsanierungen. Sehr kritisch sieht der BUND die aktuelle Entwicklung von Freiflächen-Photovoltaik-Anlagen und fordert hier dringenden Nachbesserungsbedarf seitens des Landes. Zwar sieht das aktuell beschlossene Landesraumordnungsprogramm vor, mindestens 50 GW auf und an Gebäuden und versiegelten Flächen zu installieren.
„Das Land hat jedoch eine wichtige Chance verpasst, die vorrangige Nutzung von bereits versiegelten Flächen für Photovoltaik als verbindliches Ziel festzuschreiben und damit eine naturverträgliche Umsetzung zu sichern. Steuerungsmöglichkeiten wurden ungenutzt gelassen und die Verantwortung auf die regionalen Raumordnungsprogramme und die kommunale Flächennutzungsplanung abgeschoben. Damit wird dem Wildwuchs von Freiflächenanlagen Raum gegeben“, kritisiert Gerstner.

Dringend notwendig ist eine Lenkung, da PV-Anlagen auf Freiflächen einen Eingriff in Natur und Landschaft darstellen: Durch die Errichtung der Fundamente wird Boden versiegelt, Biotopstrukturen werden verändert, Brut- und Nahrungsflächen können verloren gehen. Die Umzäunung von Anlagen stellt eine Ausbreitungsbarriere für größere Tierarten dar. Naturschutzfachlich wertvolle und sensible Flächen wie Naturschutzgebiete, Natura 2000-Gebiete, Nationalparke und Landschaftsschutzgebiete müssen deshalb Tabu für eine PV-Nutzung sein. Für Freiflächen-PV-Anlagen besonders geeignet sind hingegen versiegelte, baulich vorbelastete und kontaminierte Flächen, z. B. Parkplätze, stillgelegte Abfalldeponien, Altlastengebiete und Abräumhalden, das Umfeld von Infrastukturstandorten und –trassen. Um die Konkurrenz zur landwirtschaftlichen Nutzung zu reduzieren, muss eine Kombi-Nutzung zur Energieerzeugung und zur landwirtschaftlichen Produktion ermöglicht werden.

Hintergrund:
Um einen ausreichenden Beitrag zur Begrenzung der Erderhitzung auf maximal 1,5°C zu leisten, müssen bis 2035 zwei Drittel des Strombedarfs aus Photovoltaik gedeckt werden. In Niedersachsen soll die Stromerzeugung aus Solarenergie von aktuell 4.600 Megawatt auf jährlich 65 Gigawatt angehoben werden, davon sollen 50 GW auf Dächern und versiegelten Flächen, 15 GW auf Freiflächen errichtet werden.

In seinem Positionspapier hat der BUND u. a. Hinweise zur Steuerung und Planung sowie Kriterien für eine naturverträgliche Standortauswahl formuliert.

Weitere Informationen:
BUND-Positionspapier zu Naturverträgliche Freiflächensolaranlagen für Strom und Wärme

Kontakt:
Susanne Gerstner, Landesvorsitzende, BUND Landesverband Niedersachsen, susanne.gerstner(at)nds.bund.net

BUND-Pressestelle:
Elisabeth Schwarz, Tel. (0511) 965 69 – 32, Mobil (01515) 33 111 88, presse(at)nds.bund.net, www.bund-niedersachsen.de

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