BUND fordert wirksames Konzept für Zwischenlagerung von hochradioaktivem Atommüll

07. Oktober 2024 | Atomkraft, Umweltpolitik (NI)

Atommüll Atommüll  (2396521 / Pixabay.com / Pixabay-Licence)

Den heutigen Besuch von Niedersachsens Umweltminister Christian Meyer am Atommüll-Zwischenlager Gorleben nimmt der BUND Niedersachsen zum Anlass, erneut ein umfassendes und wirksames Sicherheitskonzept für die Zwischenlagerung von hochradioaktivem Atommüll sowie den konsequenten Atomausstieg in Deutschland zu fordern.

Susanne Gerstner, Landesvorsitzende des BUND Niedersachsen: „Auch wenn alle deutschen Atomkraftwerke abgeschaltet sind, bleibt der Atommüll als radioaktives Erbe über Jahrmillionen erhalten. An 13 ehemaligen AKW-Standorten und in drei zentralen Zwischenlagern, darunter Gorleben, lagern derzeit große Mengen hochradioaktiven Mülls in Betonhallen. Diese Standorte sind nicht sicher und bergen ein enormes Umwelt- und Gesundheitsrisiko. Das Bundesumweltministerium und die zuständige Gesellschaft für Zwischenlagerung sind in der Pflicht, endlich zu handeln. Wir fordern ein wirksames Gesamtkonzept für die Zwischenlagerung, was auf lange Zeiträume und wachsende Risiken ausgelegt ist sowie schnelle sicherheitstechnische Nachbesserungen.“

Eine Studie des BUND hatte 2023 die unzureichende Sicherheit der deutschen Zwischenlager offengelegt. Keines der Lager ist ausreichend vor Terrorangriffen oder Drohnenangriffen geschützt. Zudem fehlen dringend notwendige Reparatur- und Inspektionsmöglichkeiten für die Castorbehälter. In Gorleben stehen 113 dieser Behälter in einer Halle, deren Genehmigung 2034 ausläuft. Seit vielen Jahren werden Nachrüstmaßnahmen für das Zwischenlager gefordert, nun sind zusätzliche Mauern um das Gelände und Maßnahmen im Bereich der Zugänge vorgesehen. Ein Schutz gegen Angriffe aus der Luft, z.B. durch Drohnen, fehlt jedoch. Weitere Zwischenlager haben bis spätestens 2047 eine Betriebserlaubnis. Zwei deutsche Zwischenlager besitzen seit Jahren aufgrund fehlender Sicherheitsnachweise keine gültige Genehmigung.

„Inzwischen ist klar, dass es frühestens zu Beginn des nächsten Jahrhunderts ein Endlager geben wird“, so Gerstner weiter. „Dadurch werden die Zwischenlager de facto zu Langzeitlagern, ohne dass sie dafür ausgelegt sind. Eine Überprüfung und Überarbeitung des gesamten Zwischenlagerkonzepts verbunden mit einem umfassenden Beteiligungsprozess ist somit unumgänglich.“ Der Angriffskrieg in der Ukraine verdeutlicht zudem die Gefahren, die von Atomanlagen im Krieg ausgehen können. Atomkraftwerke werden in Kriegen zu Druckmitteln und potenziellen militärischen Zielen. „Unsere Zwischenlager sind nicht auf solche Szenarien vorbereitet. Diese Risiken müssen in ein zukunftssicheres Konzept zur Lagerung von hochradioaktivem Müll integriert werden,“ mahnt Gerstner.

Niedersachsen hat einen traurigen Spitzenplatz, was gescheiterte Konzepte für Atommülllager betrifft. Zwar wurde der von vornherein ungeeignete Standort Gorleben bei der Endlagersuche aufgegeben, das akut vom Absaufen bedrohte, marode Atommülllager Asse und der Rechtsstreit um Schacht Konrad sind jedoch weiter aktuell. Neben den ungelösten Problemen bei der Atommülllagerung fordert der BUND auch ein Ende der Brennelemente-Produktion in Lingen, um den Atomausstieg zu vollenden. Besonders kritisch sieht der Umweltverband, dass in Lingen demnächst auch Brennelemente für osteuropäische Atomkraftwerke produziert werden sollen. Durch eine Kooperation mit dem russischen Staatskonzern Rosatom würde die Abhängigkeit von Russland weiter zementiert.

 

Weitere Informationen:
Studie des BUND zu Problemen und Gefahren bei deutschen Zwischenlagern (2023)

Bei Rückfragen:
Susanne Gerstner, Landesvorsitzende, BUND Landesverband Niedersachsen, susanne.gerstner(at)nds.bund.net

BUND-Pressestelle:
Tel. (0511) 965 69 – 0, presse(at)nds.bund.net, www.bund-niedersachsen.de

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