Während heute im niedersächsischen Landtag über den Gipsabbau im Südharz beraten wird, protestiert der BUND Niedersachsen vor den Türen des Landtags gegen die geplanten Änderungen im Landes-Raumordnungsprogramm. Der Umweltverband fordert die Landesregierung auf, die geplante Ausweisung weiterer Vorranggebiete für den Gipsabbau im Südharz zu stoppen und endlich Alternativen zum Naturgips und Gipsrecycling auch in Niedersachsen zu fördern, damit der naturzerstörerische Gipsabbau nicht mehr nötig ist. BUND-Aktive aus Hannover und dem Harz überreichen dabei dem Ministerpräsidenten Stephan Weil die 3.000 bis jetzt gesammelten Unterschriften des Online-Appells „Den Harzer Gipskarst retten“.
„Mit unserem Protest rufen wir Ministerpräsident Stephan Weil auf, den Harzer Gipskarst zu schützen und den Gipsfrieden einzuhalten: Er muss sein Wort halten und einer Erweiterung des Gipsabbaus im Südharz eine Absage erteilen“, sagt Axel Ebeler, stellvertretender BUND-Landesvorsitzender. Bisher werden in Deutschland weniger als ein Prozent der Gipsprodukte recycelt, der überwiegende Teil wird auf Deponien abgelagert. „Niedersachsen hat seine Potenziale, Naturgips zu ersetzen und zu recyceln noch nicht annähernd genutzt. Würden die notwendigen Strukturen aufgebaut, wäre die jetzt geplante Ausweitung des Gipsabbaus gar nicht mehr nötig. Wer weiterhin nur auf den naturzerstörerischen Raubbau an der Natur setzt anstatt auf nachhaltige Alternativen und Gipsrecycling, wird seiner Verantwortung für diese einzigartige Naturlandschaft nicht gerecht“, so Ebeler weiter. Die BUND-Aktiven geben dem Ministerpräsidenten einen weißen Harzer Gipsstein als Sinnbild für die Karstlandschaft mit der Frage auf den Weg: „Wo ist der Mensch, der sie erhält, weil er die Kreislaufwirtschaft wählt?“
Der Harzer Gipskarst ist das bedeutendste Gipskarstgebiet Europas. Seine Buchenwälder, Steilhänge, Bachschwinden, Erdfälle, Magerrasenflächen und Quellsümpfe sind ein wichtiger Rückzugsort vieler bedrohter Pflanzen- und Tierarten wie Gipskraut, Schwarzstorch, Wildkatze sowie zahlreicher Fledermäuse und Amphibien. Durch die aktuellen Planungen der Landesregierung ist dieser Hotspot der biologischen Vielfalt bedroht, denn viele Lebensräume im Karst werden mit dem fortschreitenden Naturgipsabbau unwiederbringlich zerstört. Von der Gipsindustrie nachträglich renaturierte Flächen sind kein Ersatz für eine unversehrte Karstlandschaft.
Allein in Niedersachsen sind bereits heute über 570 Hektar im Südharz vom Gipsabbau betroffen. Nochmal 40 Hektar sollen nun als Vorranggebiete für den Gipsabbau ausgewiesen und zahlreiche weitere Flächen umgewidmet werden, um auch hier einen Abbau zu ermöglichen. „Ein fortschreitender Abbau hätte nicht nur die Zerstörung einer einzigartigen Landschaft zur Folge, sondern würde auch die Perspektiven einer ganzen Region vernichten“, betont Friedhart Knolle, Vorsitzender des BUND Westharz. An der Protestaktion nehmen daher auch Aktive aus dem Harz teil, die eine naturverträgliche Entwicklung ihrer Region ohne weiteren Gipsabbau fordern.
Informationen zum Online-Appell: www.bund-niedersachsen.de/harzer-gipskarst-retten
Fotos der Aktion (ab 17 Uhr online): www.bund-niedersachsen.de/pressefotos
Kontakt:
Axel Ebeler, stellv. Landesvorsitzender, BUND Niedersachsen, axel.ebeler(at)bund.net
Dr. Friedhart Knolle, BUND-Gipskarstexperte und Vorsitzender BUND Westharz
BUND-Pressestelle:
Dr. Tonja Mannstedt, Tel. (0511) 965 69-31, Mobil (0171) 359 86 76, presse(at)nds.bund.net, www.bund-niedersachsen.de