BUND Landesverband Niedersachsen

Die Zwerglibelle ist Libelle des Jahres 2018 - In Niedersachsen extrem selten und gefährdet durch Nährstoffeinträge

06. Dezember 2017 | Artenschutz (NI), Lebensräume, Libellen (NI), Moore (NI)

Zwerglibelle. Foto: Michael Post / GdO Zwerglibelle. Foto: Michael Post / GdO

Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und die Gesellschaft der deutschsprachigen Odonatologen (GdO) haben die Zwerglibelle (Nehalennia speciosa) zur „Libelle des Jahres 2018“ gekürt. Der Umweltverband und die Libellenkundler geben damit zum siebten Mal in Folge die „Libelle des Jahres“ bekannt, um auf die Vielfalt der Arten und ihre Bedrohung aufmerksam zu machen. Von den 80 heimischen Libellenarten stehen neben der Zwerglibelle 48 Arten auf der Roten Liste gefährdeter Insekten.

Mit nur 26 mm Körperlänge ist die Zwerglibelle die kleinste unter den heimischen Libellen. „Die Zwerglibelle braucht unseren Schutz. Sie steht stellvertretend für eine Gruppe von Libellenarten, die an sehr spezielle Lebensräume in Mooren gebunden sind“, sagt Maike Sprengel-Krause, Libellenexpertin beim BUND Niedersachsen. „Obwohl Niedersachsen das
moorreichste Bundesland Deutschlands ist, ist die Zwerglibelle hierzulande extrem selten: Seit 2011 ist in Niedersachsen nur noch ein Vorkommen in einem ehemaligen Handtorfstich bekannt.“

Als Art, die in der europäischen Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie aufgelistet ist, steht die Libelle des Jahres 2018 unter einem besonderen rechtlichen Schutz. Die EU-Mitgliedstaaten müssen Schutzgebiete für sie ausweisen. Dazu sagt Klaus-Jürgen Conze, Libellenkundler bei der GdO: „Die Zwerglibelle ist in der Öffentlichkeit leider weitgehend unbekannt. Dies hat aber weniger mit ihrer geringen Körpergröße zu tun, sondern liegt an ihren oft sehr begrenzten Lebensräumen, die zudem oftmals in Schutzgebieten liegen und öffentlich nicht
zugänglich sind.“

Neben der natürlichen Seltenheit verschärft sich die Situation der Zwerglibelle – und ökologisch verwandten Arten – durch eine Gefährdung ihrer Lebensräume. Faktoren wie der Klimawandel und der Eintrag von Schadstoffen in die Umwelt führen zu einem immer weiteren Schrumpfen der Populationen. „Diese Libelle ist an spezielle Pflanzen und Vegetationseinheiten gebunden, die im Falle einer Überdüngung verloren gehen, da sie von nährstoffliebenden Pflanzen verdrängt werden“, erklärte die BUND-Expertin. „Auch die Verlandung ihrer Fortpflanzungsgewässer erschweren ihr das Überleben.“

Obwohl Libellenkundler schon viel über die Lebensweise der Zwerglibelle wissen, gibt ihnen die Art noch immer Rätsel auf. „Um die Zwerglibelle und andere seltene Libellenarten nachhaltig zu schützen, ist eine breitere Feldforschung von Experten nötig“, betont Sprengel-Krause. „Dabei müssen das bürgerschaftliche Engagement und die universitären Angebote für mehr Natur‐ und Artenkenntnis weiter gestärkt, die gewonnenen Erkenntnisse in einem nationalen Zentrum für Artenschutz und Monitoring zusammengeführt werden.“

 

Weitere Informationen zu Libellen finden Sie im Internet unter:  www.libellula.org

Rückfragen zum Thema an:
Maike Sprengel-Krause
BUND-Libellenexpertin
maike.sprengel(at)bund.net

Pressekontakt:
Dr. Tonja Mannstedt
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
BUND Landesverband Niedersachsen
Tel. (0511) 965 69 - 31
presse(at)nds.bund.net 

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