Endlich Schluss mit Atomkraft im Emsland - BUND ruft mit breitem Bündnis zu Kundgebung in Lingen auf

19. Januar 2023 | Atomkraft, Energie (NI), Energiewende, Klimawandel

Die Debatte um den Weiterbetrieb der letzten drei deutschen Atomkraftwerke über den 15. April 2023 hinaus geht weiter. Insbesondere seitens der FDP werden immer wieder Scheinargumente eingebracht, die eine Laufzeitverlängerung für Deutschlands AKWs begründen sollen. Der BUND lehnt eine Verlängerung der AKW-Laufzeiten aufgrund immenser Gefahren strikt ab und ruft gemeinsam mit einem breiten Bündnis für den 21. Januar 2023 ab 13 Uhr zu einer Kundgebung vor dem AKW Emsland in Lingen auf.

BUND-Landesvorsitzende Susanne Gerstner: „Wir fordern eine sofortige Abschaltung des AKW Emsland und ein Ende der Atomgeschäfte mit Russland! Atomkraft ist ein unverantwortliches Risikospiel mit offenem Ausgang – denn bis heute ist kein sicheres Lager für hochradioaktiven Atommüll gefunden. Ein Weiterbetrieb würde Milliarden Euro fressen, die stattdessen dringend in den Ausbau der Erneuerbaren und in die Einsparung von Energie fließen müssen.“

Der BUND kritisiert scharf, dass ein Weiterbetrieb der Atomkraftwerke die Abhängigkeit von Russland zementieren würde, denn fast die Hälfte des Bedarfs an Natururan wird in der EU derzeit durch Lieferungen aus Russland und Kasachstan gedeckt. Atomstrom blockiert den Ausbau der Erneuerbaren, da Atomstrom und Ökostrom im Stromnetz konkurrieren. Regelmäßig muss der Strom aus Erneuerbaren abgeregelt werden, um die Netze nicht zu überlasten. Hinzu kommt, dass enorme finanzielle Aufwendungen für Nachrüstungen, neue Sicherheitsstandards sowie Brennstoffbeschaffungen investiert werden müssten, um den Betrieb der Reaktoren zu gewährleisten. Während die Betreiber die Millionengewinne erzielen würden, lägen sämtliche Kosten und Risiken beim Staat und damit bei den Steuerzahler*innen.

Am AKW Emsland wurden in den vergangenen Jahren mehrere gefährliche Risse an Dampferzeugerheizrohren festgestellt, die auf Korrosionsprozesse zurückzuführen sind und die die gravierenden Mängel am Sicherheitskonzept des AKW offenlegen. Bernd Redecker, BUND-Atomexperte, erklärt dazu: „Der für Ende Januar geplante Kurzstillstand des AKW Emsland zur Neuordnung der Brennelemente erhöht die Risiken noch einmal. Nicht nur gehört das Hochfahren eines Reaktors zu den störanfälligsten Phasen in einem Atomkraftwerk. Es gibt für das Wiederhochfahren während des Streckbetriebs bisher keine Erfahrungen. Somit entsteht ein ungewisses, zusätzliches Risiko, das sich auf die ohnehin schon hohen Risiken aufgrund des maroden Zustandes aufaddiert.“

Hintergrund:
Ergebnis des Stresstestes im Herbst 2022 war ein Aus des AKW Emsland zum 31.12.2022, u. a. wegen verschwindend geringen Anteil am Strombedarf infolge weitgehend abgebrannter Brennelemente. Der BUND hatte das Machtwort des Kanzlers zum Weiterbetrieb des AKW entgegen aller Fakten scharf kritisiert.

Die Abhängigkeit der AKWs von Russland und die zentrale Rolle des russischen Staatskonzerns Rosatom entlang der gesamten nuklearen Produktionskette ist seit Kriegsbeginn mehrfach belegt: So haben mindestens drei Brennelemente-Lieferungen zu europäischen AKWs stattgefunden, 18 europäische Reaktoren sind vollständig von russischen Brennelementen abhängig. Auch wurde im vergangenen Jahr die massive Krisenanfälligkeit der AKWs besonders deutlich: In Frankreich standen zahlreiche AKW aufgrund von alterungsbedingten Korrosionsschäden und Überhitzung durch Wassermangel still. Fakten, die sich durch eine weitere Alterung der AKWs und in Zeiten der Klimakrise weiter verstärken werden. Am AKW Saporischschja wird darüber hinaus in dramatischer Weise deutlich, welche Gefahren AKWs im Kriegs- oder Terrorfall mit sich bringen. Nicht nur durch gezielte Angriffe, allein durch längere Unterbrechung der Stromversorgung kann es zu Ausfall der Kühlsysteme und damit zur Kernschmelze kommen.

Weitere Informationen:
BUND-Positionspapier „10 Gründe für einen konsequenten Ausstieg aus der Atomenergie“

Kontakt:

Susanne Gerstner, Landesvorsitzende, BUND Landesverband Niedersachsen,  susanne.gerstner(at)nds.bund.net

BUND-Pressestelle:
Elisabeth Schwarz, Tel. (0511) 965 69 – 32, Mobil (01515) 33 111 88, presse(at)nds.bund.net, www.bund-niedersachsen.de

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