BUND Landesverband Niedersachsen

Krisensitzung zur Schlickverklappung vor Niedersachsens Küste - BUND fordert das Land auf, Deponie vor Scharhörn zu verhindern

17. März 2022 | Artenschutz (NI), Lebensräume, Meere, Naturschutz, Umweltpolitik (NI)

Anlässlich des Streits um die geplante Schlickverklappung im Wattenmeer vor der Insel Scharhörn nimmt Umweltminister Olaf Lies heute in Cuxhaven an einer gemeinsamen Sondersitzung der Umweltausschüsse von Landkreis und Stadt Cuxhaven sowie Samtgemeinde Land Hadeln teil. Laut BUND als Teil des Aktionsbündnisses „Lebendige Tideelbe“ von BUND, NABU und WWF ist die von der Hamburger Port Authority (HPA) geplante Schlickdeponie weder rechtlich zulässig noch aus Naturschutzsicht verantwortbar. Die Verbände haben den Hamburger Senat daher aufgefordert, seine aktuellen Pläne zur Schlickverklappung bei Scharhön aufzugeben, und prüfen derzeit alle Möglichkeiten, das Vorhaben auf dem Rechtsweg zu verhindern.

Heiner Baumgarten, BUND-Landesvorsitzender: „Der BUND Niedersachsen appelliert an die niedersächsische Landesregierung,  die geplante Schlickdeponie vor Scharhörn mit allen politischen und rechtlichen Mitteln zu verhindern. Unser Weltnaturerbe Wattenmeer ist keine Müllhalde. Eine Gefährdung seines besonderen Schutzstatus durch einen Alleingang des Hamburger Senats muss ausgeschlossen werden. Der BUND fordert im Aktionsbündnis ein konsequentes,  ökologisches Sedimentmanagement, das die hohe Sensibilität des Weltnaturerbes berücksichtigt und in Abstimmung mit den Nachbarbundesländern erfolgt. Um das massive Problem des Schlickanfalls ursächlich anzugehen und die Baggermengen zu reduzieren, muss es endlich eine strategische Kooperation der Seehäfen Wilhelmshaven, Bremerhaven und Hamburg geben.“

Die vorgesehene Ablagerungsfläche befindet sich in unmittelbarer Nähe von Schutzgebieten, die nach Europarecht als Flora-Fauna-Habitat-Gebiet, Natura 2000-Gebiet und Vogelschutzgebiet ausgewiesen sind. Zudem liegt sie an der Grenze zum Nationalpark und UNESCO-Weltnaturerbe Wattenmeer. Hier ist jeglicher Eintrag von Fremd- und Schadstoffen unzulässig. Die Analysen zur Schadstoffbelastung des Baggergutes zeigen jedoch, dass es sich um massiv belastete Sedimente der höchsten Schadstoffklasse handelt. Prognosen belegen, dass ein nicht unerheblicher Teil des Baggergutes in den Bereich zwischen Neuwerk und Cuxhaven driften würde, was erhebliche Belastungen des Nationalparks Niedersächsisches Wattenmeer nach sich ziehen würde.

„Auch im Cuxhavener Watt- und Strandgebiet wäre im Fall der Deponie eine schadstoffbelastete Schlickauflage von bis zu 10 Kilogramm pro Quadratmeter zu erwarten“, betont Norbert Welker, stellvertretender Vorsitzender des BUND Cuxhaven. „Lebensgemeinschaften am Gewässergrund würden regelmäßig mit Substrat überschüttet und zerstört oder massiv beeinträchtigt. Hinzu käme die Anreicherung von Schadstoffen in den Nahrungsketten z.B. mit Schwermetallen wie Cadmium und Quecksilber oder mit DDT. Brut- und Zugvögel wie Knutt und Seeschwalbe sowie Meeressäuger wie Schweinswale und Seehunde würden unter den Giften und der Veränderung ihres Lebensraumes leiden. Letztlich werden auch das Naturerleben und der Tourismus in der gesamten Region beeinträchtigt.“

 

Bei Rückfragen:
Heiner Baumgarten, Landesvorsitzender BUND Niedersachsen, heiner.baumgarten(at)bund.net
Norbert Welker, BUND-Kreisgruppe Cuxhaven, bundcuxhaven(at)gmx.de

BUND-Pressestelle:
Dr. Tonja Mannstedt, Tel. (0511) 965 69 – 31, Mobil (0171) 359 86 76, presse(at)nds.bund.net, www.bund-niedersachsen.de

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