BUND Landesverband Niedersachsen

Massentierhaltung vor allem in Niedersachsen und Hessen auf dem Vormarsch. Trotz Überproduktion neue Riesen-Hühnerställe. - Politik muss handeln.

21. August 2013 | Landwirtschaft, Umweltpolitik (NI)

Hannover/Wiesbaden: In Niedersachsen leben bereits mehr als vier Mal mehr Masthühner (36,5 Mio) als Einwohner (7,9 Mio). Das Bundesland beheimatet etwa die Hälfte aller Masthühnerställe Deutschlands. Inzwischen ist in Niedersachsen jede fünfte Grundwasser-Messstelle so hoch mit Nitrat belastet, dass sie als Quelle für Trinkwasser unbrauchbar ist. Dennoch liegen in diesem Bundesland für 20 Millionen Hühner neue Anträge für Stallbauten vor. „Abgesehen von den Umweltschäden, die von der Massentierhaltung herrühren, werden hier auch inakzeptable Überkapazitäten aufgebaut. Werden all diese Megaställe errichtet, ist für die Erzeuger ein weiterer Preisverfall der Produkte absehbar“, so der stellv. Landesgeschäftsführer des BUND Niedersachsen Dr. Stefan Ott. „Angesichts dieser Missstände rufen wir für den letzten Samstag im August zu einer Demonstration und zur Umzingelung des Schlachthofes in Wietze bei Celle auf“.

„Viele Verbraucher reduzieren ihren Fleischkonsum. Das tun sie auch wegen der Missstände in den Megaställen und dem horrenden Antibiotikaeinsatz in der Hühnermast. Gleichzeitig trägt die Überproduktion an Hähnchenfleisch von mehr als 25 Prozent oberhalb des Konsums in Deutschland massiven Preisdruck auf die Bauern mit sich. Jeder neue Stall bringt daher weitere Betriebe näher an den Ruin. Deutschland braucht keinen weiteren Zuwachs an Groß-Mastanlagen. Erforderlich sind stattdessen ein Stopp staatlicher Subventionen für neue herkömmliche Stallbauten und ein bundesweites Moratorium für weitere Baugenehmigungen.

In Hessen wurden im Zeitraum von 2009 bis 2012 1,3 Millionen neue Masthühnerplätze beantragt. Schwerpunkt ist Nordhessen, wo bisher weitgehend intakte Landschaften künftig von massiven Emissionen antibiotikaresistenter Keime, von Ammoniak und Nitrat aus den Massentierhaltungen bedroht sind. In NRW und Brandenburg meldeten Genehmigungsbehörden jeweils eine Verdoppelung der Masthühnerplätze gemessen an den Zahlen von 2010. Die größte Investition mit einer Dreiviertelmillion Masthähnchenplätzen (760 000 Tiere) ist ebenfalls im Land Brandenburg geplant. Dort beantragte ein Investor zwei Anlagen mit je 380 000 Tierplätzen. Die zweitgrößte Einzelanlage mit 630 000 Tieren soll im Landkreis Vechta entstehen, wo bereits heute eine exorbitante umweltschädliche Viehdichte vorhanden ist. Auch die bundesweit drittgrößte geplante Hähnchenmastanlage liegt über einer halben Million Masthühner (535 000 Tiere) und wurde in Sachsen-Anhalt beantragt.

Der BUND fordert, das überbordende Wachstum in der Fleischproduktion zu stoppen. „Die Menschen wollen regionale Lebensmittel, die nach höchsten Tier- und Umweltschutzstandards erzeugt worden sind. Betriebe, die diese Erwartungen erfüllen, können ihre Wertschöpfung erheblich steigern. Dazu muss die Politik faire Marktbedingungen sichern und die Agrarreform in Deutschland entsprechend umsetzen“, so der BUND-Vertreter.

Der BUND forderte konkret, dass 30 Prozent der Direktzahlungen aus Brüssel für kleinere Betriebe umgewidmet und 15 Prozent der Direktzahlungen für die ländliche Entwicklung in eine Förderoffensive für Ökolandbau, Tierschutz und Regionalität gelenkt werden müssen.

Im Vorfeld der Bundestagswahl hat der BUND einen Kandidatencheck durchgeführt und die Kandidaten zur Bundestagswahl unter anderem gefragt, was sie gegen Massentierhaltung und die Auswüchse der Agrarindustrie unternehmen wollen.  

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