BUND Landesverband Niedersachsen

Naturschutz und Landwirtschaft schaffen Lebensraum für Vögel und Insekten - Neue Hecken und Feldsäume in der Hildesheimer Börde für mehr Artenvielfalt

04. Februar 2023 | Artenschutz (NI), Landwirtschaft, Lebensräume, Mitmachen (NI), Naturschutz

Ehrenamtliche pflanzen 1200 Sträucher in Nordstemmen | Foto: BUND/Klucken Ehrenamtliche pflanzen 1200 Sträucher in Nordstemmen | Foto: BUND/Klucken

8 000 Quadratmeter neuer Lebens- und Nahrungsraum für Vögel, Schmetterlinge und Wildbienen wurden heute in der Gemeinde Nordstemmen angelegt und sorgen zukünftig für mehr Artenvielfalt. Die Pflanzung fand im Rahmen des Projektes „Eigene Vielfalt – Gemeinsam zum Biotopverbund mit Naturschutz & Landwirtschaft“ statt, in dem sich der BUND, das Landvolk, die Stiftung Kulturlandpflege und die Landwirtschaftskammer zum Ziel gesetzt haben, den Biotopverbund in 3 Modellregionen zu erweitern.

„Um das rasante Insekten- und Artensterben aufzuhalten, brauchen wir mehr vielfältige Strukturen in unserer Landschaft als Rückzugsräume und Nahrungsorte bedrohter heimischer Arten“, erklärt Tonja Mannstedt, Geschäftsführerin des BUND Niedersachsen. „Im Niedersächsischen Weg wurde festgelegt, dass bis 2023 ein landesweiter Biotopverbund auf 15 % der Landesfläche geschaffen werden soll. An diesem Ziel müssen Behörden, Landnutzer*innen und Naturschutzverbände gemeinsam arbeiten. Mit der Pflanzung neuer Hecken wie in Nordstemmen leisten wir heute einen konkreten Beitrag.“

Von der neuen 800 Meter langen Hecke, die aus gebietseigenen Gehölzen wie Hasel, Weiden- und Rosenarten besteht, profitieren zukünftig auch Vögel wie Gimpel, Goldammer oder sogar Neuntöter. Denn durch den hohen Anteil an dornentragenden Weißdorn, Hundsrosen, Wein-Rosen und Kreuzdorn erhalten sie geschützte Nistbereiche. Ergänzt wird die Heckenstruktur im Frühjahr durch einen sechs Meter breiten Krautsaum, der Nahrungsquelle für nektar- und pollensammelnde Insekten ist. Die Fläche wird von Bio-Landwirt Jan Wittenberg sowie der Gemeinde Nordstemmen zur Verfügung gestellt. Bürgermeisterin Nicole Dombrowski erklärt: „Der Rückgang der Artenvielfalt ist beängstigend und jede Möglichkeit, der Natur etwas zurückzugeben, muss aus meiner Sicht genutzt werden. Ich bin sehr froh und dankbar, dass die Lebensraumaufwertung durch die Heckenpflanzung gemeinsam mit Jan Wittenberg in aktiver Zusammenarbeit möglich ist und dadurch viele teils gefährdete Arten Nahrung und Nistmöglichkeiten finden.“

„Die Arbeit auf unseren Flächen ist grundsätzlich auf ein Miteinander mit der Natur und möglichst großer Vielfalt und Biodiversität ausgerichtet. Dazu gehört der pfluglose Bioackerbau mit vielen verschiedenen Arten ebenso wie das Anlegen von Hecken und Baumpflanzungen. Ich freue mich über die Zusammenarbeit mit dem BUND und der Gemeinde Nordstemmen!“ fügt Biobauer Jan Wittenberg hinzu.

Insgesamt wurden im Rahmen des Projektes „Eigene Vielfalt“ bisher über 2.300 Sträucher in die Erde gebracht und damit 6.000 Quadratmeter neuer Lebensraum für bedrohte heimische Arten geschaffen. Carmen Kirsch von der Bezirksstelle Northeim der Landwirtschaftskammer Niedersachsen erklärt: „Gerade in der Region rund um Hildesheim bieten eine hohe Bodenfruchtbarkeit und vergleichsweise ebene Flächen schon lange ideale Bedingungen für den Ackerbau. Ackerschläge nehmen oft ganze Feldblöcke ein und werden nur durch Straßen, Gräben oder Bebauung begrenzt. Eine Hecke macht hier einen großen Unterschied und bietet bei fachmännischer Anlage großes ökologisches Potenzial.“

Den Kooperationspartnern ist es wichtig, voneinander zu lernen, sich auszutauschen. Daher fanden in den vergangenen Monaten zahlreiche Gespräche, Vernetzungstreffen und Flächenbesichtigungen statt, sodass alle Beteiligten ihre wertvollen Erfahrungen einbringen und jede Heckenpflanzung auf die Gegebenheiten und Ansprüche der jeweiligen Region angepasst werden konnten.

Hintergrund:
Ziel des Projektes „Eigene Vielfalt“ ist es, durch Instandsetzung, Pflanzung und angepasste Pflege von Hecken aus heimischen Gehölzen mit Krautsäumen die biologische Vielfalt in der Landschaft zu fördern. Bis Ende 2023 sollen insgesamt 20.000 m² Hecken angelegt werden und damit langfristige Wohn-, Nist- und Nahrungsräume für Vögel, Schmetterlinge und Wildbienen entstehen. Um diese Ziele zu erreichen, werden noch bis Ende 2023 in den Modellregionen Ammerland, Rotenburg und Südniedersachsen Instandsetzungs-, Pflanz- und Pflegemaßnahmen in Kooperation mit Akteur*innen aus Landwirtschaft, Naturschutz, Jägerschaft, Wasser- und Bodenverbänden geplant und umgesetzt. Gefördert wird das Projekt von der Niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung.

Weitere Informationen: www.bund-niedersachsen.de/eigene-vielfalt

Kontakt:
Jakob Grabow-Klucken, Insektenexperte BUND Niedersachsen und Projektleiter „Eigene Vielfalt“,  jakob.klucken(at)nds.bund.net

BUND-Pressestelle:
Elisabeth Schwarz, Tel. (0511) 965 69-32, Mobil (01515) 33 111 88, presse(at)nds.bund.net, www.bund-niedersachsen.de

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