Forderung nach nachhaltigen Verkehrslösungen statt Hochgeschwindigkeitsstrecken
Am 27. August 2024 tagte die Arbeitsgemeinschaft der Naturschutzverbände aus Ostwestfalen und Niedersachsen, um die von der Deutschen Bahn am 13. August vorgestellten zwölf Trassenvorschläge für die geplante ICE-Strecke zwischen Bielefeld und Hannover zu bewerten.
Die Verbände sind sich einig, dass keine der vorgeschlagenen zwölf Varianten auch nur im Entferntesten den Erfordernissen an eine umweltfreundliche, nachhaltige und zukunftsfähige Trassenplanung entspreche. Zudem sei der derzeitige Zustand des Bahnnetzes mit Zugausfällen, Verspätungen und fehlenden Anschlüssen in der Region ein klares Zeichen dafür, dass die Infrastruktur bereits heute gravierende Mängel aufweise, die sofortige Maßnahmen erfordern.
Besonders kritisch sehen die Naturschutzverbände, dass die Pläne der Deutschen Bahn eine Hochgeschwindigkeitsstrecke durch dicht besiedeltes Gebiet vorsehen. Diese Strecke würde erhebliche Eingriffe in Natur und Landschaft bedeuten, mit negativen Auswirkungen auf Menschen, Klima und den Naturschutz. Besonders betroffene Gebiete wären unter anderem die Johannisbachaue im Raum Bielefeld sowie die Regionen um Porta und Bückeburg. Der geplante Bau von Tunneln und Viadukten würde immense Mengen an Material verbrauchen und einen massiven ökologischen Fußabdruck hinterlassen, was in keinem Verhältnis zum Nutzen stehe.
Zudem bemängeln die Verbände, dass die von der Deutschen Bahn gesetzte Vorgabe einer Fahrzeit von 31 Minuten für den ICE zwischen Bielefeld und Hannover dazu führt, dass bestandstraßennahe und kostengünstigere Alternativen nicht ausreichend berücksichtigt werden.
Welch gewaltiger Eingriff in die Landschaft befürchtet werden muss, zeige der Vergleich, dass ein einziger 30 km Tunnel dem Volumen Aushub von zwei Cheopspyramiden entsprechen würde (nach den Berechnungen im Gutachten der KRBE GmbH 2023 im Auftrag von Widuland). Unweigerlich würden viele geschützte Biotope zerstört. In nahezu allen 12 Varianten wäre im Bereich Bielefeld die Johannisbachaue betroffen. Die tunnelarm gepriesenen Varianten würden in Porta und Bückeburg zu Eingriffen führen.
Die Verbände warnen außerdem davor, dass die hohen Kosten für den Bau der Hochgeschwindigkeitsstrecke den dringend notwendigen Ausbau der bestehenden Bahnstrecken ausbremsen könnten. Statt Milliarden in eine neue Trasse zu investieren, sollten die vorhandenen Strecken ausgebaut und modernisiert werden. Der viergleisige Ausbau der Bestandsstrecke zwischen Minden und Wunstorf-Seelze sei bereits vor 20 Jahren beschlossen worden und könne sofort umgesetzt werden. Dies würde nicht nur schneller und kostengünstiger geschehen, sondern auch die dringend benötigten Kapazitäten im Bahnverkehr schaffen.
Die Arbeitsgemeinschaft fordert daher den sofortigen Ausbau der Bestandstrasse und Investitionen in die Sanierung und den Ausbau der vorhandenen Infrastruktur. Die Verkehrswende müsse jetzt umgesetzt werden – nicht erst in ferner Zukunft.
In der Arbeitsgemeinschaft der Naturschutzverbände Ostwestfalen und Niedersachsen haben sich folgende Verbände zusammengeschlossen:
Naturschutzbund Landesverband NRW (NABU), Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland Landesverband NRW (BUND), BUND Landesverband Niedersachsen, NABU Landesverband Niedersachsen, BUND Kreisgruppe Lippe, BUND Ortsgruppe Wunstorf, BUND Region Hannover, BUND Kreisgruppe Bielefeld, BUND Kreisgruppe Minden-Lübbecke, BUND Kreisgruppe Hameln Pyrmont, BUND Kreisgruppe Herford, BUND Regionalgruppe OWL , NABU Kreisverband MindenLübbecke, NABU Kreisverband Lippe, NABU-Gruppe Rinteln, NABU Gruppe Hameln-Hessisch Oldendorf Aerzen, Naturschutzverband Niedersachsen, Förderverein Bückeburger Niederung, Lippischer Heimatbund Detmold (Fachstelle Umweltschutz und Landschaftspflege), Naturwissenschaftlicher Verein Bielefeld und Umgegend, LNU NRW, Naturschutzbeiratsvorsitzender Kreis Herford, Bezirkskonferenz Naturschutz OWL