BUND Landesverband Niedersachsen

Niedersachsen beim Naturschutz immer noch ganz hinten - BUND und NABU legen vergleichende Länderanalyse vor

21. März 2014 | Landwirtschaft, Umweltpolitik (NI)

In keinem von dreizehn untersuchten Bundesländern werden Tiere, Pflanzen und Lebensräume so geschützt, dass der Verlust der Artenvielfalt in Deutschland bis 2020 gestoppt und gefährdete Lebensräume wieder hergestellt werden können. Niedersachsen liegt im Ländervergleich immer noch weit hinten. Das ist das Ergebnis einer vergleichenden Länderanalyse zum Schutz der biologischen Vielfalt, die der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) gemeinsam mit dem Naturschutzbund Deutschland (NABU) veröffentlicht hat.

Die Einschnitte aus den vergangenen beiden Legislaturperioden bei den Naturschutzbehörden und der Naturschutzpolitik sind im ersten Jahr von der neuen niedersächsischen Landesregierung nur in Ansätzen korrigiert worden. Jetzt müssen die Fehler der Vergangenheit zügig, kraftvoll und nachhaltig korrigiert werden, fordern BUND und NABU.

Natürliche Waldentwicklung und Wildnisgebiete
Die neue Landesregierung bekennt sich zu dem Ziel der „Natürlichen Waldentwicklung“ auf 5 % (NWE5) der Waldfläche und hat in Aussicht gestellt, 10% des landeseigenen Waldes dafür bereit zu stellen. Auch wenn damit grundsätzlich politische Weichen gestellt wurden, sind bei der praktischen Umsetzung noch erhebliche Anstrengungen notwendig, um die in der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt formulierten Ziele zu erreichen. Insbesondere muss die Größe der Einzelflächen auch eine langfristige natürliche Waldentwicklung ermöglichen (> 40 ha). Wildniswälder sollen über 1.000 ha groß sein. Bundesweit liegt der Anteil von Waldflächen mit natürlicher Waldentwicklung bei 1,9 Prozent; die Zahlen für Niedersachsen sind nicht offengelegt, nach Schätzungen von BUND und NABU liegt der Wert bei 1,1 Prozent. Nach dem jüngsten FFH-Bericht ist in einem Großteil der Landesfläche der Erhaltungszustand aller natürlichen Waldgesellschaften „ungünstig“.

FFH- und Vogelschutzgebiete
Für die Umsetzung der FFH- und der Vogelschutzrichtlinie zeigt die Ampel in Niedersachsen rot. Die Strategie der alten Landesregierung, die gemeldeten NATURA 2000-Gebiete möglichst durch freiwillige Vereinbarungen zu schützen, ist gescheitert. Das gerade eingeleitete EU-Verfahren wird ein erhebliches Vollzugsdefizit offenbaren, denn bisher ist noch nicht einmal die Hälfte der NATURA 2000-Flächen in Niedersachsen ausreichend geschützt. Die notwendige Überführung in nationale Schutzgebietskategorien als eigentliche Aufgabe des Umweltministeriums wurde von der Vorgängerregierung an die Landkreise abgegeben, die damit in der Regel überfordert sind. Die Umsetzung verläuft zumeist schleppend und in einigen Fällen gesetzeswidrig. In einem Großteil der niedersächsischen FFH-Gebiete wurde mit der Erarbeitung oder der rechtskonformen Änderung von Schutzgebietsverordnungen noch nicht einmal begonnen. Auch die notwendige Erstellung von Managementplänen für die Schutzgebiete ist bei weitem noch nicht abgeschlossen und muss daher deutlich forciert werden.

Naturschutzgebiete
Weiterhin im Mittelfeld stagniert die Ausweisung von Naturschutzgebieten. Mit weniger als vier Prozent als Naturschutzgebiet ausgewiesener Landesfläche belegt Niedersachsen wie in den Vorjahren einen Platz im unteren Mittelfeld. Die Schutzkategorie „Naturschutzgebiet“ ist ein wichtiges Instrument, mit dem z.B. wertvolle Biotope und regionale Vorkommen bedrohter Arten gesichert, bedeutende Bereiche von Vogelschutz- und FFH-Gebieten rechtlich geschützt und der regionale Biotopverbund gestärkt werden können. Dafür muss es aber auf weiteren Flächen zur Anwendung kommen. Auch ein Jahr nach dem Regierungswechsel fehlt eine erkennbare Unterstützung für  naturschutzorientierte Gebietsausweisungen.

Ökolandbau
Der Ökolandbau in Niedersachsen hat sich seit vier Jahren auf gleichem Niveau eingependelt. Weiterhin wird in der Landwirtschaft nur ein Drittel des Ziels der Nationalen Nachhaltigkeitsstrategie erreicht (20-Prozent-Anteil des ökologischen Landbaus). Die neue Landesregierung hat als einen der ersten Schritte die EU-Prämien für den Ökolandbau erhöht. Zu hoffen ist, dass eine konsequente Ausgestaltung der Förderrichtlinien für die neue EU-Förderperiode die angestrebte Trendwende einleitet, die sich hoffentlich in kommenden Bewertungen wiederspiegeln wird.

Das BUND- und NABU-Hintergrundpapier „Biodiversitäts-Check der Bundesländer“ samt Länderdossiers finden Sie als pdf zum Download unter www.nabu.de/biodiv-ampel2014 und www.bund.net/laenderampel 

Ansprechpartner:

Dr. Marita Wudtke, Leiterin Umwelt- und Naturschutzpolitik, BUND Niedersachsen, E-Mail: marita.wudtke(at)nds.bund.net

 

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