BUND Landesverband Niedersachsen

„Slow Motion“ statt klimaschädlicher Raserei: BUND fordert stärkere Regulierung und Kontrollen beim Motorbootverkehr auf dem Wattenmeer

02. Juni 2023 | Artenschutz (NI), Flüsse & Gewässer, Lebensräume, Meere, Mobilität, Mobilität (NI)

In den letzten Jahren ist das touristische Verkehrsaufkommen zwischen der niedersächsischen Festlandküste und den Nordseeinseln durch den Einsatz von Wassertaxis und Schnellfähren stark gestiegen. Zusätzlich hat der Verkehr der Offshore-Versorger zu den Bohrinseln und Offshore-Anlagen stark zugenommen – zum Leidwesen des Wattenmeerschutzes. Bisher sieht die kürzlich in Kraft getretene Nordsee-Befahrensverordnung keine Einschränkungen oder Regelungen für diese mit Verbrennermotoren ausgestatteten, schnellen Verkehrsmittel vor. Daher fordert der BUND ein Tempolimit für Hochgeschwindigkeitsfahrzeuge, eine Reduzierung der Schnellfährenverbindungen durch Wassertaxis und die Festlegung von verbindlichen Fahrtrouten.

Susanne Gerstner, BUND-Landesvorsitzende: „Wir empfehlen den Inseltourist*innen, ihren Nordseeurlaub ganz in Ruhe, klima- und naturverträglich anzugehen und bei der Überfahrt die klassischen Fähren zu nutzen. So kann der Naturgenuss schon bei der Anfahrt beginnen und die sensiblen Lebensräume des Wattenmeers werden geschont. Denn von den leistungsstarken Motoren der Wassertaxis und Schnellfähren gehen hohe Lärmemissionen aus. Da zudem die Höchstgeschwindigkeiten von 12 bzw. 16 Knoten durch die Wassertaxis häufig nicht eingehalten werden, steigen der Unterwasserlärm und die Belastungen für die Umwelt zusätzlich an. Bei Hochwasser bzw. bei eben noch möglichen Wasserständen nehmen die Wassertaxis oftmals den kürzesten Weg über das Watt, statt die festgelegten Fahrwasser und Wattfahrwasser zu nutzen. Um die Umweltbelastung zu reduzieren, fordern wir eine stärkere Kontrolle der vorgeschriebenen Geschwindigkeiten und die ausschließliche Nutzung der vorgesehenen Korridore. Dafür muss das Land Niedersachsen die Kapazitäten und Ressourcen für die Wasserschutzpolizei deutlich erhöhen.“

Der BUND kritisiert weiter, dass die Schnellfahrtstrecken bei den Schiffen zu mehr Treibstoffverbrauch und damit einem erhöhten Klimafußabdruck führen. Dies ist nicht vereinbar mit der für 2030 angestrebten Klimaneutralität, die die angrenzenden Wattenmeerländer Deutschland, Dänemark und Niederlande 2010 in der Sylter Erklärung beschlossen haben und auch nicht mit dem Ziel einzelner Nordseeinseln wie Juist, bis 2030 klimaneutral zu sein.

So haben Untersuchungen der Hochschule Emden-Leer mit der AG Reederei Norden-Frisia ergeben, dass bei der Überfahrt mit hochmotorisierten Booten der CO2-Fußabdruck pro Passagier zwölfmal so hoch ist wie bei einer Fahrt mit einer klassischen Fähre. Auch müssen die Wassertaxi- und Fährbetreiber dazu übergehen, klimaneutrale Transportmittel einzusetzen. Dies setzt jedoch eine breitere Koordination mit den Häfen und staatliche Unterstützung voraus.

Gleichzeitig zeigt sich der Umweltverband über die mangelnden Sicherheitsbestimmungen auf den Schnellbooten besorgt. „Es ist unfassbar, das Wassertaxis als Hochgeschwindigkeitsfahrzeuge, die Personen transportieren, keine Verpflichtung zur Einhaltung von Sicherheitsstandards haben und bei einem Großteil der Fahrzeuge auch ein Automatisches Identifikationssystem fehlt, das durch den Austausch von Navigations- und anderen Schiffsdaten die Sicherheit und die Lenkung des Schiffsverkehrs verbessert. Immer wieder kommt es zu gefährlichen Situationen, so mussten erst Mitte Februar zwölf Personen bei einem Unfall am Norddeicher Leitdamm aus Seenot gerettet wurden. Es braucht daher dringend das ausstehende Inkrafttreten der neuen Schiffssicherheitsverordnung“, so Gerstner.

 

BUND-Pressestelle: Elisabeth Schwarz, Tel. (0511) 965 69 – 32, Mobil (01515) 33 111 88, presse(at)nds.bund.net, www.bund-niedersachsen.de

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