BUND Landesverband Niedersachsen

Ursachen anpacken anstatt an Symptomen herumdoktern - BUND fordert nachhaltige Lösungen gegen Wasserkrise in Niedersachsen

17. Juni 2020 | Flüsse & Gewässer, Klimawandel, Landwirtschaft, Lebensräume, Meere, Umweltpolitik (NI), Wasser, Flüsse, Meere (NI)

Ausgetrockneter Boden. Foto: BUND / Ruth Paschka Ausgetrockneter Boden. Foto: BUND / Ruth Paschka

Der Sommer hat noch nicht begonnen und schon jetzt sind Trockenheit und niedrige Wasserstände in Niedersachsen an der Tagesordnung. Die Gewässer sind nicht gegen die Auswirkungen des Klimawandels gerüstet. Angesichts der verheerenden Zustände vieler Gewässer fordert der BUND Niedersachsen ein radikales Umdenken in der Gewässerpolitik. Denn die Wasserkrise ist menschengemacht.

„Die zunehmende Knappheit an Wasserressourcen, sinkende Grundwasserstände, die Erwärmung und der schlechte Zustand der Flüsse und Seen sind Folge des Umgangs mit unseren Gewässern“, sagt BUND-Landesgeschäftsführerin Susanne Gerstner. Ursachen sind der Gewässerausbau, Nähr- und Schadstoffeinträge und die Entwässerung der Landschaft. Der Klimawandel verschärft die Situation zusätzlich und macht den dringenden Handlungsbedarf sichtbar. „Es ist zu kurz gesprungen, wenn sich das Land vorrangig mit der Verteilung des knapper und schlechter werdenden Wasserangebots zwischen den Nutzungskonkurrenten beschäftigt. Oberstes Gebot muss es sein, die Ursachen des Klimawandels zu bekämpfen und die Widerstandsfähigkeit der Gewässer gegen Klimaauswirkungen zu erhöhen“, so Gerstner weiter. Der BUND Niedersachsen fordert das Land zu einen Paradigmenwandel im Wassermanagement auf, anstatt nur Strategien technischer und behördlicher Art zu entwickeln, wie den Bau von Talsperren oder einer stärkeren Überwachung und Steuerung der Wasserentnahmen.

Die Lösungen liegen für den BUND auf der Hand: Die Priorität muss auf die Entwicklung gesunder, naturnaher Gewässer gelegt werden. Das Wasser muss in der Fläche gehalten, Bächen und Flüssen mehr Raum für ihre natürliche Dynamik geben werden. Moore und Auen sind als wichtige Wasserspeicher zu schützen und zu renaturieren. Niedersachsen muss dringend Strategien gegen die Wärmebelastung des Grundwassers entwickeln. Unerlässlich ist auch ein nachhaltiges Wassermanagement in der Landwirtschaft – mit einer Förderung Standort angepasster Kulturen, geringeren Nähr- und Schadstoffeinträgen und einer deutlichen Reduzierung des Wasserverbrauchs, beispielweise durch Förderung wassersparender Bewässerungssysteme oder den Rückbau von Drainagen, wo möglich. Auch für die Industrie ist eine am Verursacherprinzip angelehnte Wasserentnahmeentgelt-Regelung einzuführen, denn in Niedersachsen sind Bergbau, Industrie und Wasserkraft bislang von einer Entgeltzahlung befreit. Zudem ist die Flächenversiegelung zu reduzieren und eine dezentrale Niederschlagswasserbewirtschaftung auszubauen.

In Zeiten von Klimakrise und Artensterben braucht es lebendige Flüsse und Bäche, Teiche und Seen sowie naturnahe Moor- und Flusslandschaften, die Wasser zwischenspeichern können. Dies gelingt aus Sicht des Naturschutzverbandes nur, wenn der Gewässerschutz in allen Politikbereichen mitgedacht wird. „Es ist längst überfällig, den Verpflichtungen der europäischen Wasserrahmenrichtlinie nachzukommen“, erklärt Gerstner weiter. „Dazu müssen jetzt die notwendigen finanziellen und personellen Ressourcen bereitgestellt werden, um unsere Gewässer zu retten und die Trinkwasserversorgung der Zukunft zu sichern.“

Link zur aktuellen BUND-Studie:
Der BUND hat sich in seinem Papier „Auswirkungen des Klimawandels auf den Wasserhaushalt – Ein Hintergrunddossier zu den Auswirkungen des Klimawandels auf den Zustand und die Gefährdung der Gewässer in Deutschland und die Folgen für die Nutzungen“ umfassend mit Thema befasst. Es ist zu finden es unter: www.bund.net/gewaesserpapier_kurz (Kurzfassung) bzw.
www.bund.net/gewaesserpapier (Langfassung)


HINTERGRUND:

Niedersachsen ist von Grundwassermangel und zunehmenden Extremereignissen wie Hochwasser und Dürre betroffen. Seit Jahrzehnten sinken die Grundwasserspiegel kontinuierlich. Die Grundwasserneubildung hängt wesentlich von der Landnutzung ab, in Teilen Niedersachsens wird sie massiv von der Intensivlandwirtschaft bestimmt. Insbesondere im Westen des Landes sind sinkende Grundwasserstände zu beobachten. Die künstliche Entwässerung durch Drainagen hat für eine starke Abnahme der Grundwasserneubildungsrate gesorgt. Der Anteil künstlich bewässerter landwirtschaftlichen Flächen ist der höchste in ganz Deutschland.

Besonders belastet ist das Grundwasser in Niedersachsen durch Stickstoffdünger-Überschüsse aus der Intensivlandwirtschaft. Der nitratbelastete Flächenanteil von Grundwasserkörpern in Niedersachsen beträgt etwa 60 Prozent. Infolge des Klimawandels ist besonders auf den Sandböden der Lüneburger Heide bis zum Ende des 21. Jahrhunderts mit einer erheblichen Erhöhung des Verlagerungsrisikos zu rechnen. Das bedeutet, dass bei gleichbleibender Flächenbewirtschaftung Nährstoffe wie Nitrat in stärkerem Maße als bisher ins Grundwasser eingetragen werden.




Rückfragen zum Thema an:
Susanne Gerstner
Landesgeschäftsführerin
susanne.gerstner(at)nds.bund.net

Pressekontakt:
Dr. Tonja Mannstedt
Pressesprecherin
BUND Landesverband Niedersachsen
Tel. (0511) 965 69 - 31
tonja.mannstedt(at)nds.bund.net

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