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Wald in Niedersachsen

BUNDmagazin 3/2023

Grüne Helden

Nur naturnahe Laub- und Mischwälder können ihrer Funktion als Klimaschützer gerecht werden.

Niedersächsische Wälder haben eine zentrale Bedeutung für den Klimaschutz und die biologische Vielfalt. Ihr Schutz muss besser werden.

Wälder sind die wahren Helden unter den Klimaschützern: Sie speichern schädliche Treibhausgase, helfen bei der Grundwasserbildung, gleichen die immer größer werdenden Temperaturschwankungen aus und sind Rückzugsorte zahlreicher Tier- und Pflanzenarten.

Gerade in Zeiten der zunehmenden Klimakrise sind der Schutz und die Entwicklung naturnaher und widerstandsfähiger Wälder wichtiger denn je.

Die jüngsten extremen Trockenjahre mit Dürre, Feuer und Käferschäden haben unserem Wald schwer geschädigt. Meteorolog*innen geben keine Entwarnung für die Zukunft. Damit der niedersächsische Wald Wetterextreme wie Hitze über 40 °C, Starkregen und Sturmereignissen übersteht, muss er klimaresistenter werden. Der BUND fordert seit langem, dass die Landesforsten hier eine Vorbildfunktion übernehmen müssen, indem sie den vielfältigen Schutzfunktionen der Wälder Vorrang vor der Holzproduktion einräumen – kurzum: Ökologie vor Ökonomie. Zu einer naturnahen Waldbewirtschaftung gehört, dass der Boden weitestgehend geschont wird, die Wälder als Dauerwald bewirtschaftet werden und ausschließlich heimische Baumarten gepflanzt werden. Entwässerung ist tabu, der Anteil von Alt- und Totholz muss deutlich erhöht werden.

Wo ist der Hebel, um dies alles zu erreichen? Mit einer Novellierung des Waldgesetzes muss die Landesregierung die Leitlinien für einen Wald der Zukunft setzen und Vorreiter für eine naturnahe, biodiversitätsfördernde und klimaschutzwirksame Bewirtschaftung des eigenen Landeswaldes werden. Auch das niedersächsische Programm zur „Langfristigen Ökologischen Waldentwicklung“, kurz LÖWE, ist dringend zu überarbeiten. Darin muss sich das Land zu wirksamen Maßnahmen verpflichten: Konsequenter Verzicht auf Pflanzenschutzmittel und den Anbau nichtheimischer Baumarten, die Wiederherstellung eines natürlichen Wasserhaushaltes sowie eine Zertifizierung mit dem FSC-Gütesiegel anstatt wie bisher mit dem PEFC-Siegel, um einen deutlich höheren Naturschutzstandard zu gewährleisten. Von besonderem Wert für Biodiversität und Biotopvernetzung sind zudem vielfältige Waldränder mit einem Mantel aus Sträuchern an allen Waldgrenzen. Hier fühlen sich Wildkatze, Vögel und Insekten wohl.

Vorrang für natürlichen Klimaschutz

Wer nicht gerade in Südniedersachsen wohnt, weiß, dass Wälder hierzulande Mangelware sind: Kein Bundesflächenland hat einen geringeren Waldanteil als Niedersachsen. Deshalb gilt es, die hiesigen Wälder besonders zu schützen. 

us diesen Gründen lehnt der BUND Windkraft im Wald in Niedersachsen in der Regel ab. Denn der Bau und Betrieb von Windenergieanlagen stellt einen gravierenden Eingriff dar: Für den Bau einer einzigen Anlage muss bis zu 1 Hektar Wald gerodet und langfristig offengehalten werden. Zusammenhängende Waldflächen werden durch breite Zufahrtstraßen zerschnitten, ein geschlossenes Kronendach verhindert, Böden verdichtet, Wasser schlechter aufgenommen. Waldflächen sollen daher erst dann in Anspruch genommen werden, wenn im Offenland keine geeigneten Flächen für Windenergieanlagen mehr zur Verfügung stehen. Vorrangig sind vorbelastete Waldflächen, beispielsweise Deponieflächen oder Flächen, die zwischen Bundesstraßen oder mehrgleisigen Schienenwegen liegen, zu nutzen.

Ein Meilenstein für den Waldschutz in Niedersachsen ist das große Wildnisgebiet im Solling. Auf dieses haben sich Politik und Umweltverbände im Zuge des Niedersächsischen Weges geeinigt. Doch die Einrichtung geht zu zögerlich voran, weil die Planung der Landesforsten für den Umbau der Fichtenbestände immer noch nicht abgeschlossen ist. Erst dann kann das Wildnisgebiet sich selbst überlassen werden. Ende 2028 soll es endlich so weit sein: Wir freuen uns auf 1.000 Hektar unberührte Natur!

Mitmachen

Luchsland in Niedersachsen

Der Luchs galt in Niedersachsen lange als ausgestorben. Jetzt wurde erstmals eine Jungluchsin im Solling ausgesetzt.

Damit soll die Luchspopulation in Niedersachsen weiter gestärkt und das Überleben der Art langfristig gesichert werden. Damit sich der Luchs nicht nur im Harz, sondern auch im Solling dauerhaft ansiedelt und ausreichend Rückzugsräume vorfindet, muss das Land die Einrichtung des Wildnisgebietes im Solling jedoch schneller vorantreiben.

 

Artenreiche Waldränder schaffen

Im Rahmen des bundesweiten BUNDProjektes „Wildkatzenwälder von morgen“ sollen in der niedersächsischen Heideregion strukturreiche Waldränder entstehen, um den Lebensraum für die Wildkatze attraktiver zu gestalten.

Gleichzeitig profitieren auch andere gefährdete Arten wie Bechsteinfledermaus, Feuersalamander, Mittelspecht, Hirschkäfer, Haselmaus und Laubfrosch davon. Am 11. November 2023 findet in der Nähe von Rethem die erste Pflanzung statt, zu der Helfer*innen herzlich eingeladen sind.

Mehr Infos und Anmeldung
www.bund-niedersachsen.de/termine

 



Dr. Tonja Manstedt
Landesgeschäftsführerin

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