Sollte der Newsletter nicht richtig angezeigt werden, klicken Sie bitte hier.

Logo

Gefahr durch Verwechslung von Wildkatzenjungen

  • Verwechslung von Wildkatzenjungtieren mit ausgesetzten Haustieren führt zu riskanten Entnahmen aus dem Wald
  • BUND Niedersachsen fordert Schutz der Wildkatze durch Kastration von Hauskatzen und mehr geschützte und vernetzte Lebensräume

Hannover. Die streng geschützte Europäische Wildkatze kehrt langsam in Niedersachsens Wälder zurück. Im Frühling werden die ersten Jungtiere geboren. Der BUND Niedersachsen warnt deshalb vor der Verwechslung von Wildkatzenjungen mit Hauskatzen und fordert verstärkte Schutzmaßnahmen und Aufklärung.

In Niedersachsen breitet sich die Wildkatze aus den waldreichen Gebieten im Süden langsam in Richtung Norden aus, wo sie inzwischen in der Lüneburger Heide und im Wendland beobachtet wurde. Eine zentrale Gefahr: die Verwechslung von Wildkatzenjungtieren mit vermeintlich ausgesetzten Hauskatzen. Immer wieder nehmen Menschen die kleinen Wildkatzen aus dem Wald mit, in dem Glauben, ein hilfloses Haustier zu retten. Dabei werden die jungen Wildkatzen oft nur kurz von ihrer Mutter zurückgelassen, während diese auf Nahrungssuche ist. Diese unbeabsichtigten Entnahmen können den Tod der Jungtiere zur Folge haben und sind zudem auch in Niedersachsen gesetzlich verboten.

Eine weitere Gefahr können unkastrierte Hauskatzen sein. Sie können sich mit Wildkatzen verpaaren, was zu einer Vermischung beider Arten führen kann. Die sogenannte Hybridisierung kann langfristig die genetische Eigenständigkeit der Wildkatze gefährden, warnt der BUND Niedersachsen. Wichtige Anpassungen der Wildkatze an ihren Lebensraum drohen verloren zu gehen. Zudem können Hauskatzen Krankheiten übertragen, die oft für Wildkatzen tödlich sind.

Andrea Krug, BUND-Wildkatzenexpertin und Leiterin des Projekts „Wildkatzenwälder von morgen“ in Niedersachsen (gefördert durch das Bundesprogramm Biologische Vielfalt und die niedersächsische Bingo-Umweltstiftung) erklärt: „Die Wildkatze kehrt in Niedersachsen wie auch in anderen Teilen Deutschlands zurück, das ist in Zeiten des Artensterbens eine gute Nachricht. Aber ein gesicherter Bestand ist noch lange nicht erreicht. In Deutschland leben rund 8.000 Wildkatzen, ungefähr 800 davon in Niedersachsen. Diesen stehen bundesweit etwa 15 Millionen Hauskatzen und rund zwei Millionen verwilderte Streunerkatzen gegenüber."

Um einen langfristigen Schutz zu gewährleisten, fordert der BUND, neben der Kastration von Freigänger-Katzen, eine Ausweitung der Wildkatzenlebensräume. Das genetische Monitoring der Wildkatze zeigt, dass in großflächigen Waldgebieten bisher kaum Hybridisierung vorkommt. Sie bieten Wildkatzen die nötigen Rückzugsräume. Daher setzt sich der BUND mit seinem Projekt „Wildkatzenwälder von morgen“ dafür ein, artenreiche, vernetzte Lebensräume zu schaffen. Diese helfen nicht nur der Wildkatze, sondern auch anderen bedrohten Arten. Zudem sind strukturreiche Wälder mehr vor Stürmen und Austrocknung geschützt und puffern Klimaextreme besser ab. Darüber hinaus ist Aufklärung entscheidend, um die Verwechslung von Wild- und Hauskatzen zu vermeiden.

Terminhinweis:

Wer mehr über die Hybridisierung von Wild- und Hauskatzen erfahren möchte, kann sich beim Online-Seminar am 26. Mai informieren. Fachleute stellen dort neueste Erkenntnisse zur Vermischung von Haus- und Wildkatze vor, und gemeinsam sollen über Lösungen diskutiert werden, um die Bedrohung für die Wildkatze weiter einzudämmen.  

Hintergrund:

Die Europäische Wildkatze ist laut Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt und gilt laut Roter Liste der gefährdeten Arten bundesweit als „gefährdet“. In Niedersachsen gilt die Art als „gefährdet“. Unsere Hauskatzen stammen nicht von der Wildkatze ab, sondern von der Afrikanischen Falbkatze. Hauskatzen wurden von den Römern nach Mitteleuropa gebracht. Hybride aus Haus- und Wildkatze weisen veränderte genetische Merkmale auf und die ursprünglichen Anpassungen an den Lebensraum der Wildkatze können verloren gehen. Bisher tritt Hybridisierung vor allem in Baden-Württemberg auf, aber auch in anderen Teilen Deutschlands werden Hybridkatzen vereinzelt genetisch nachgewiesen. Sie sind optisch meistens nicht als solche zu erkennen und können gleichermaßen wie Haus- oder Wildkatzen aussehen. Klarheit liefert nur ein Gentest.

Um die Europäische Wildkatze nachweisen zu können, nutzt der BUND das sogenannte Lockstock-Monitoring. Freiwillige Helferinnen und Helfer bringen Holzstöcke in Gebieten aus, in denen die scheue Wildkatze vermutet wird. Sie besprühen die Stöcke mit Baldrian. Der Geruch ist den Sexuallockstoffen der Wildkatze sehr ähnlich und zieht die Tiere magisch an. Die Katzen reiben sich am rauen Holz und hinterlassen einzelne Haare. Die Naturschützer*innen sammeln diese ab. Anschließend schicken sie die Proben für eine genetische Untersuchung zur Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung. In Niedersachsen finden aktuell ein Lockstock-Monitoring in der Lüneburger Heide und im Wendland statt.

Das sechsjährige Projekt „Wildkatzenwälder von morgen“ wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz gefördert. In Niedersachsen wird es zudem durch die Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung gefördert. Das Projekt setzt der BUND Niedersachsen gemeinsam mit dem BUND-Bundesverband, der BUNDjugend und neun weiteren BUND-Landesverbänden um.

Informationen:

 

Bei Rückfragen:
Andrea Krug, BUND Niedersachsen, Tel: 0511 965 69 – 39, andrea.krug@nds.bund.net
 

BUND-Pressestelle:
Lara-Marie Krauße, Tel. 0511 965 69 – 32, Mobil 01515 33 111 88, presse@nds.bund.net, www.bund-niedersachsen.de