BUND Landesverband Niedersachsen

Pflanzen richtig säen und pestizidfrei kaufen

07. April 2022 | Artenschutz (NI), Kinder und Jugend (NI), Kunststoff (NI), Mitmachen (NI), Moore (NI), Naturschutz in der Stadt (NI), Schmetterlinge (NI), Schmetterlinge, Wildbienen (NI), Wildbienen, Flüsse & Gewässer

Aussaat in Tontöpfen. Foto: Hans Braxmeier / Pixabay.com Aussaat in Tontöpfen  (Hans Braxmeier / Pixabay.com / Pixabay-Lizenz)

Bald ist Frühling und damit Pflanzzeit im Garten und auf dem Balkon. Schon jetzt können Sie mit dem Vorziehen von Jungpflanzen beginnen. Doch worauf sollten Sie dabei achten?

Zunächst einmal: Sie können bereits im Winter damit beginnen, die Beete und Gartenflächen zu durchdenken. Richtig gut vorbereitet sind Sie, wenn Sie sich dazu Erkenntnisse zu Mischkulturen und Fruchtfolgen aneignen oder diese vertiefen.

Besonders wertvoll sind Informationen über gute und schlechte Nachbarschaften von Kulturpflanzen sowie über Pflanzen, die zu erwartende Schadinsekten vertreiben können oder die bei Schnecken unbeliebt sind. Wer solche Informationen vorab einholt und befolgt, hat später weniger Ärger  – und mehr Freude an den eigenen Pflanzen.

Saatgut? Am besten samenfeste, alte Sorten

Gut ist es, wenn Sie noch Platz für blühende Pflanzen finden, die attraktiv für Insekten wie Wildbienen oder Schmetterlinge sind. Beachten Sie dabei deren Herkunft. Denn: Pflanzensamen sind nicht gleich Pflanzensamen. Der BUND empfiehlt in jedem Fall samenfeste Sorten. Denn von diesen Pflanzen können Sie aus der Frucht wieder Saatgut für das nächste Jahr gewinnen – und damit Ihre Lieblingssorten selber vermehren.

Finger weg, wenn "F1" auf dem Samentütchen steht! Denn dabei handelt es sich um Hybridsorten, die durch Kreuzung zweier unterschiedlicher Sorten entstehen. Dieses Saatgut kann von Gärtner*innen nicht selber vermehrt werden und ist deshalb in erster Linie lohnend für die Saatgutkonzerne.

Mit der Auswahl des Saatguts kann ferner ein wertvoller Beitrag zur Erhaltung alter Sorten geleistet werden. Das ist auch dringend nötig. Ein Beispiel: In einem Supermarkt finden Sie heute vielleicht noch fünf verschiedene Tomatensorten. Weltweit gibt es jedoch weit mehr als 1.000 davon. Werden diese Sorten jedoch nicht mehr gehandelt, können sie auch nicht angebaut werden. Irgendwann verschwinden sie und der Genpool wird reduziert.

Kaufen Sie also am besten samenfeste, alte Sorten und achten Sie beim Saatgutkauf zudem auf Regionalität und die Siegel der Bio-Anbauverbände.

So gelingt die ökologische Aussaat

Ist das passende Saatgut gefunden, kommen die Samenkörnchen in ein Aussaatgefäß mit Erde, die gleichmäßig feucht gehalten werden sollte. Achtung: Verwenden Sie bitte nur torffreie Erde! Torfabbau zerstört Moore und damit wertvolle Lebensräume. Der im Torf gespeicherte Kohlenstoff gelangt zudem als CO2 in die Luft und heizt so den Klimawandel mit an.

Nutzen Sie ferner am besten Aussaattöpfe aus Naturmaterialien, wie Eierkartons oder Klopapierrollen. Diese sind perfekt, weil sie im Haushalt vorhanden sind und gleich mit dem Keimling in den nächstgrößeren Topf gesetzt werden können. Der Karton wird dann durch Bodenorganismen zu Humus zersetzt.

Bei der Topfauswahl verzichten Sie bitte auf den Kauf von neuen Plastiktöpfen und nutzen Sie lieber Gefäße aus Ton oder Keramik. Denn Plastik wird aus Erdöl hergestellt und ein Großteil des Plastikmülls wird nicht fachgerecht recycelt. Sind jedoch ohnehin Plastikbecher – alte Blumentöpfe oder Joghurtbecher – im Haushalt vorhanden, können diese natürlich auch als Anzuchtgefäß eine weitere Nutzung erleben.

Augen auf beim Pflanzenkauf!

Da Platz auf Fensterbänken und auch Zeit bei den meisten unter uns dann doch knapp sind, kaufen viele Gärtner*innen auch Pflanzen in Gärtnereien und Gartencentern, auf Wochenmärkten oder in Baumärkten. Hier sind die Informationen über die Herkunft und Produktionsbedingungen der Pflanzen meist jedoch sehr begrenzt.

Vorsicht: In Baumärkten werden viele insektenfreundliche Pflanzen angeboten, die in Ländern des globalen Südens vorgezogen sind. Oft werden diese unter katastrophalen Arbeitsbedingungen für die Arbeiter*innen und unter Einsatz von gefährlichen Pestiziden hergestellt. Der BUND hat 2021 Zierpflanzen auf Pestizidrückstände getestet. Fazit: Fast die Hälfte der 35 Proben enthielten hoch bienengefährliche Pestizide. 40 Prozent der Proben wiesen Rückstände auf, die in der EU keine Zulassung mehr haben und in über 80 Prozent wurden Pestizide gefunden, die besonders gefährlich für die menschliche Gesundheit sind.

Vermeiden Sie daher pestizidbelastete Pflanzen und kaufen Sie Jungpflanzen mit dem Bio-Siegel in und von regionalen Gärtnereien. So gestalten Sie nicht nur den eigenen Garten abwechslungsreich und bunt, sondern retten auch unsere Artenvielfalt und schützen Wasser, Böden und Luft vor Verunreinigungen.

Schauen Sie sich auch unser Video zu Aussaat-Tipps im Freien an.

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