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Atommülllager-Suche

1.900 Behälter mit hoch radioaktivem Atommüll lagern in ganz Deutschland unter unzureichenden Bedingungen. Seit 2017 befasst sich die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) mit der Suche nach einem möglichst sicheren Atommüll-Lager – doch das aktuelle Suchverfahren weist zahlreiche Mängel auf.

Atommüll gefährdet Mensch und Natur – der BUND setzt sich daher als Teil der Anti-AKW-Bewegung seit seiner Gründung gegen die Atomkraft ein. Jenseits medizinischer Notwendigkeiten ist jedes weitere Gramm Atommüll unverantwortlich. Dennoch ist der Müll da und die Bundesrepublik Deutschland darf die Verantwortung nicht auf andere Länder abwälzen und muss ein möglichst sicheres Endlager für die radioaktiven Abfälle aus dem atomaren Erbe finden. Eine dauerhafte Zwischenlagerung darf es nicht geben.

Kritik am Auswahlverfahren

Die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) wurde beauftragt, ein geeignetes Endlager zu finden, in dem diese radioaktiven Abfälle für Hunderttausende Jahre verweilen können. Seit 2017 hat die BGE geologische Daten gesammelt und ausgewertet, um mögliche oberirdische und unterirdische Gebiete auszuweisen, die für ein Atommüll-Lager infrage kommen. Am 28. September 2020 wurden die Ergebnisse in einem ersten Zwischenbericht veröffentlicht.

Der BUND kritisiert, dass dieses Auswahlverfahren unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattgefunden hat und auch die versprochene Öffentlichkeitsbeteiligung sowie ein breiter gesellschaftlicher Diskurs bisher nicht verwirklicht worden sind. Dies soll nun im Eiltempo nachgeholt werden. Von Oktober 2020 bis Juni 2021 dürfen sich Betroffene und Umweltverbände in der Fachkonferenz Teilgebiete äußern. Der BUND kritisiert, dass dies viel zu wenig Zeit sei, um sich in den komplexen, geologischen Bericht einzuarbeiten. Zudem stehen nicht alle Daten öffentlich zur Verfügung, denn zahlreiche entscheidende Daten sind im Besitz von Privatunternehmen. Wichtig ist jetzt, die erarbeiteten Teilgebiete einer sorgfältigen und fundierten Bewertung zu unterziehen. Dafür braucht es kritische Wissenschaftler*innen, die unabhängig von staatlichen Unternehmen die Auswahl der Teilgebiete durchleuchten und Alternativen miteinander vergleichen.

Unklar ist bisher auch, wie die Ergebnisse der Beratungen der Fachkonferenz Teilgebiete im weiteren Verfahren eingebunden werden. Nach aktuellem Stand sind diese für die BGE nicht bindend. Sie kann die Eingaben zwar berücksichtigen – muss aber nicht. So besteht die Gefahr, dass wichtige Kritik in der Schublade der BGE verstaubt. Laut BUND ist dies ist ein gravierender Fehler im Prozess.

Mögliche Endlager-Regionen in Niedersachsen

Atomkraft nein danken Atomkraft nein danken  (2396521 / Pixabay.com / Pixabay-Licence)

Aufgrund des häufigen Vorkommens von Salz- und Tongesteinen war zu erwarten, dass einige der durch die BGE genannten Teilgebiete in Niedersachsen liegen werden. Im jüngst veröffentlichten Zwischenbericht werden über 50 verschiedene Gebiete in Niedersachsen als potenzielle Standorte beschrieben, so dass ein Großteil der Landesfläche betroffen ist. Die meisten liegen in Steinsalz, nur wenige in Tongestein oder kristallinem Wirtsgestein. Eine Karte der BGE zu den Teilgebieten können Sie hier einsehen.

Das im Landkreis Lüchow-Dannenberg liegende, in der Vergangenheit politisch favorisierte Endlager Gorleben ist hingegen nicht als Teilgebiet benannt werden. Der Salzstock ist auch nach Auffassung des BUND geologisch ungeeignet: Er liegt in einer aktiven Störungszone, in der bis in eine Tiefe von 30 Kilometern Bewegungen stattfinden. Gleichzeitig fehlt über großen Teilen des Salzstockes ein schützendes Deckgebirge.

Nach Stand der aktuellen Forschung ist eine tiefengeologische Lagerung in Salz, Ton oder Kristallin die beste Option. Doch jeder Gesteinstyp hat seine Vor- und Nachteile.

  • Tongestein lässt kaum Wasser durch, leitet allerdings schlecht die entstehende Wärme ab.

  • Salz umschließt einerseits die Abfälle gut, andererseits ist es wasserlöslich und kann aggressive radioaktive Laugen bilden.

  • Kristallin (Granit) ist sehr stabil und wärmeunempfindlich. Allerdings kann Wasser eindringen, was eine zweite Barriere nötig macht.

Wie geht es weiter?

Der politische Zeitplan sieht vor, dass ein Atommülllager bis 2031 gefunden ist, bis 2050 betriebsbereit und die Einlagerung 2070 abgeschlossen sei. Ob dieser Zeitplan eingehalten werden kann, ist jedoch fraglich. Die Fachkonferenz Teilgebiete soll nun zunächst bis Juni eine erste Bewertung des Zwischenberichts der BGE ermöglichen.

Bisher wurden Transparenz und Beteiligung bei der Suche nicht allzu großgeschrieben. Für beides ist Zeit und Geld für unabhängige Prüfungen notwendig. Ihr Fehlen führt zwangsläufig zu Misstrauen. Angesichts der enormen Verantwortung rufen wir alle Beteiligten auf, maximale Transparenz und Beteiligung sicherzustellen. Auch wenn die Bekanntgabe der Teilgebiete ein erster Schritt in der Suche ist, müssen wir bereits jetzt genau hinschauen. Der BUND mahnt aber auch, die Atommüll-Lager-Suche nicht scheitern zu lassen. Pauschale, politisch motivierte Ausschlüsse sowie Ausscheiden von Orten aufgrund fehlender Daten, verbieten sich bei einem Thema, das auch nach unserer Zeit noch 40.000 weitere Generationen betreffen wird.

Havarierte Lagerprojekte und unsichere Zwischenlager

Nicht nur beim Endlager spielt Sicherheit eine entscheidende Rolle. Die aktuelle Sicherung und Sicherheit der Zwischenlager ist teilweise hoch problematisch. Der BUND kritisiert die fehlenden Reparatur- und Inspektionsmöglichkeiten, der Schutz beispielsweise gegen potenzielle Terroranschläge bleibt unzureichend, Alterungseffekte wirken auf Behälterkomponenten. Das sind die Resultate einer vom BUND 2017 in Auftrag gegebenen Studie, die 2020 noch einmal aktualisiert wurde. Auch die Neuauflage zeigt, die Verantwortung für die sichere Lagerung des Mülls haben Politik und Atomindustrie jahrzehntelang vor sich hergeschoben. Bis heute lagert der Müll in havarierten Lagerprojekten wie Morsleben und Asse oder steht in unsicheren Zwischenlagern, ein Gesamtkonzept für die Lagerung des Atommülls fehlt.

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