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Wildbiene. Foto: Luisa Stemmler

Grundsätzlich lassen sich Wildbienen bzw. deren Lebensweisen in zwei Kategorien unterteilen: Die Weibchen der ersten Kategorie bauen Nester und legen Nahrungsvorräte für Artgenossen oder die eigene Brut an. Wildbienen, die dieses Verhalten zeigen, werden Sammelbienen genannt.

Die Vertreterinnen der zweiten Kategorie zeigen kein derartiges Verhalten, sondern setzen sich wortwörtlich „ins gemachte Nest“. Sie nutzen fremde Nester zur Ablage der eigenen Eier. Die Brut ernährt sich später von den fremden Nahrungsvorräten. Solche Wildbienenarten leben also parasitär, daher werden sie parasitische Bienen genannt; häufig tragen sie den Beinamen „Kuckucksbienen“. Etwas mehr als 20% aller Wildbienenarten vermehren sich durch eine parasitische Lebensweise.

Je nachdem, ob Sammelbienen ihre Nester alleine oder mit Hilfe von Artgenossinnen anlegen, werden sie zusätzlich in solitäre (= einzeln lebende), kommunale oder soziale Bienen unterschieden. Der überwiegende Teil aller Wildbienenarten in Deutschland lebt solitär. 

Solitäre Lebensweise

Garten-Blattschneiderbiene (Megachile willughbiella) ♀. Foto: Volker Fockenberg Garten-Blattschneiderbiene (Megachile willughbiella) ♀. Foto: Volker Fockenberg

Alleinerziehend ohne Staat

Weibchen der solitär lebenden Arten legen in Einzelarbeit ein Nest an und füllen die Brutkammern mit Nahrungsvorräten für die eigene Brut. Nach Fertigstellung dieser Arbeiten sterben die  Weibchen, die Brut entwickelt sich eigenständig auch ohne weiteres Zutun der Mutter. Für gewöhnlich haben solitär lebende Wildbienenarten nur eine Generation pro Jahr.

Mehr über das Leben der solitären Wildbienen erfahren Sie hier.  

Kommunale Lebensweise

Stumpfzähnige Zottelbiene (Panurgus calcaratus) ♀. Foto: Jakob Grabow-Klucken Stumpfzähnige Zottelbiene (Panurgus calcaratus) ♀. Foto: Jakob Grabow-Klucken

Kommunal lebende Wildbienen unterscheiden sich von Solitärbienen im Wesentlichen dadurch, dass zwar jedes Weibchen in Eigenarbeit Brutzellen anlegt, diese jedoch innerhalb eines von mehreren Weibchen gemeinsam genutzten Nestes liegen.

Eine derartige Lebensweise zeigen nur sehr wenige von den in Deutschland vorkommenden Wildbienenarten, beispielsweise die "Blauschillernde Sandbiene" (Andrena agilissima).

Erfahren Sie mehr über die kommunale Lebensweise und die Blauschillernde Sandbiene auf www.wildbienen.info 

Soziale Lebensweisen

Von Königinnen, Arbeiterinnen und Drohnen

Soziale Bienen leben als Staat organisiert in einem gemeinsamen Nest zusammen. Die Bevölkerungszahlen solcher Bienenstaaten variieren zwischen wenigen Dutzend (z.B. bei den meisten primitiv-eusozialen Wildbienenarten) und in Ausnahmefällen über fünfzigtausend Tieren (nur in sehr großen Staaten der hoch-eusozialen Westlichen Honigbiene).

Soziale Bienen sind zusätzlich in primitiv-eusozial und hoch-eusozial zu unterscheiden.

Erdhummelnest (Bombus terrestris). Foto: Volker Fockenberg Erdhummelnest (Bombus terrestris). Foto: Volker Fockenberg

Die Staaten von primitiv-eusozialen Wildbienen werden von einem einzelnen Weibchen gegründet, welches später die Rolle der Königin einnehmen wird. Diese Königin übernimmt zu Beginn der Nestgründung alle erforderlichen Arbeiten (Nestbau, Eierlegen, Nahrungsbeschaffung, Brutversorgung), ehe sie – nach dem Schlüpfen der ersten Arbeiterinnen – ihr Verhalten „königinnen-typisch“ umstellt und sich von nun an überwiegend auf das bloße Eierlegen konzentriert.

Das Nest verlässt die Königin ab diesem Zeitpunkt nicht mehr, die Nahrungsbeschaffung ist also Aufgabe der Arbeiterinnen. Dabei werden die Brut und die Königin durch die Arbeiterinnen mit Nahrung versorgt, ein Nahrungsaustausch zwischen den einzelnen Arbeiterinnen findet bei primitiv-eusozialen Bienen allerdings nur sehr vereinzelt statt.

Die Staaten von primitiv-eusozialen Wildbienen (z.B. Hummeln) sind meist einjährig. Im Herbst stirbt das Volk mitsamt der Königin, es überleben nur die zuvor begatteten Jungköniginnen. Im kommenden Frühjahr gründen diese Königinnen dann jede für sich einen neuen Staat.  

Deutlich komplexer zeigen sich die Sozialstrukturen von hoch-eusozialen Bienen, welche in Deutschland nur durch die Westliche Honigbiene vertreten wird. Die Arbeiterinnen hoch-sozialer Bienen sind  häufig in einzelne Arbeitsbereiche eingeteilt und unterscheiden sich in ihren Tätigkeiten nicht nur von der Königin, sondern ggf. auch untereinander. Es gibt z.B. Arbeiterinnen, die ausschließlich Nahrung sammeln. Andere dagegen versorgen überwiegend die Brut, während wieder andere für die Kühlung des Nestes zuständig sind. Daher ist der Nahrungsaustausch der Arbeiterinnen untereinander ein wichtiger Teil des sozialen Miteinanders innerhalb des Bienenstaates. Es gibt Bienen, die z.B.  tagelang nur im Nest arbeiten und daher auf eine Nahrungsversorgung von außen angewiesen sind.

Nach einiger Zeit in einem festen Arbeitsbereich können die Arbeiterinnen aber auch andere Aufgaben übernehmen. Eine Biene, die zu Beginn ihres Lebens die Brut versorgt hat, muss dies nicht zwangsläufig ihr ganzes Leben lang tun, sondern kann später oder bei dringendem Bedarf auch andere Arbeiten ausführen.

Die Staaten von hoch-eusozialen Bienen sind mehrjährig, d.h. eine große Anzahl der Arbeiterinnen und die Königin überleben den Winter. Nur aus diesem Grund produzieren Honigbienen Honig – als Nahrungsreserve für die kälteren Monate, in denen der Bienenstaat nicht aktiv Nahrung sammeln kann.  

Parasitäre Bienen

Was sind Kuckucksbienen?

Etwa ein Drittel aller in Deutschland vorkommenden Bienen lebt parasitisch und nutzt bestimmte andere Bienenarten als Wirt. Kuckucksbienen bauen keine eigenen Nester und legen keine eigenen Nahrungsvorräte an, sondern dringen unbemerkt in die Nester von solitär lebenden als auch von staatenbildenden Wildbienen ein, um die eigene Brut unterzubringen.

Parasitische Bienen, die die Nester von solitär lebenden Arten zur Ablage der eigenen Eier nutzen, werden Brut- oder Futterparasiten genannt. Die Larve der parasitischen Art tötet das Ei bzw. die Larve des Wirts in der jeweiligen Brutzelle ab und ernährt sich fortan vom fremden Nahrungsvorrat.

Nutzen die Kuckucksbienen dagegen die Nester von sozial lebenden Wildbienen, ist von Sozialparasiten die Rede. In Deutschland ist dieses Verhalten vor allem von einigen Hummelarten bekannt. Hierbei dringt die Kuckuckshummel in das Nest eines noch jungen Hummelstaates ein. Nachdem sie als Eindringling den Angriffen der Verteidigerinnen standgehalten hat, beginnt sie damit, eigene Brutzellen über bereits bestehenden Brutkokons zu bauen. Sie bedient sich dabei am vorhandenen Material der Hummelwabe. Nachdem die Brutzellen fertiggestellt sind, legt die Kuckuckshummel ihre Eier in die eigens gebauten Brutzellen. Die Arbeiterinnen des Hummelstaates erkennen den Unterschied zwischen eigenen und fremden Brutzellen bzw. Kokons nicht und ziehen daher die „fremden“ Larven bis zur Verpuppung auf. Anders als bei den Brut- oder Futterparasiten töten die Larven der Kuckuckshummeln keine Eier oder Larven der Wirtsart ab.

Mehr zum Thema parasitäre Bienen finden Sie auf www.wildbienen.info  

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