BUND Landesverband Niedersachsen
Mitglied werden Jetzt spenden
BUND Landesverband Niedersachsen

BUNDmagazin

Das BUNDmagazin ist die Mitgliederzeitschrift des BUND. Der Landesverband veröffentlicht regelmäßig eine Regionalbeilage.

BUNDmagazin 3/2021

BUNDmagazin zum Download (PDF-Format)



Editorial:

LIEBE FREUND*INNEN DER ERDE,

die schlimmen Überschwemmungen im Westen und Süden Deutschlands machen uns tief betroffen. Böse Erinnerungen werden wach, denn wir haben in Niedersachsen ähnliche Erfahrungen gemacht. Jahrzehntelange Warnungen vor weiteren Flussausbaumaßnahmen wurden immer wieder ignoriert, der Zusammenhang zwischen Klimawandel, zunehmenden Wetterextremen und katastrophalen Hochwasserereignissen kleingeredet. Nun häufen sich ökologische, wirtschaftliche und soziale Katastrophen.

Stimmen aus der Politik angesichts der aktuellen Ereignisse, man müsse die Warn- und Rettungssysteme überprüfen und verbessern, erfassen nicht die Ursache des Problems. Der Ausbau der Flüsse muss endlich gestoppt und deren Renaturierung mit Konzepten zur Wasserrückhaltung und -speicherung erfolgen. Das Gegenteil aber passiert, wenn zeitgleich zur Hochwasserkatastrophe ein Vertrag mit Tschechien zum Bau von Staustufen und damit zum weiteren technischen Ausbau der Elbe zum vermeintlichen Vorteil für Schifffahrt und Wirtschaft geschlossen wird.

Auch in Niedersachsen bewegt sich kaum etwas bei der Renaturierung unserer Gewässer oder der Verbesserung ihrer Wassergüte. Die Vorgaben der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie werden deshalb immer noch deutlich verfehlt. Es braucht dringend Strategien und wirksame Maßnahmenpakete für einen vorsorgenden Hochwasserschutz. Die aktuellen Ereignisse haben gezeigt, dass ökologische Gewässerentwicklung und soziale Verantwortung zwei Seiten einer Medaille sind.



Heiner Baumgarten
Landesvorsitzender 


Es ist Zeit zu Handeln!

Der Schutz unserer Gewässer wird seit Jahrzehnten vernachlässigt. Die Folgen sind verheerend – für Mensch und Natur.

Naturnahe Flüsse wie hier an der Innerste im Harz haben eine deutlich höhere Rückhaltewirkung für Hochwässer als ausgebaute Gewässer.


Wasserschutz

Wertvolles Gut

Hochwasser an der Garbe. Foto: Dieter Damschen Hochwasser an der Garbe. Foto: Dieter Damschen

Niedersachsens Gewässer sind in Not. Doch das Land findet keinen Weg, ihren Zustand zu verbessern.

Sauberes Grundwasser und frei fließende Flüsse mit einem naturnahen Reichtum an Wasserpflanzen und Fischen – so beschreibt die Wasserrahmenrichtlinie den „guten ökologischen Zustand“, den alle Gewässer der Europäischen Union bis spätestens 2027 erreichen sollen. In Niedersachsen wird dieses Vorhaben um Längen verfehlt. Nur 3 Prozent der Gewässer schaffen dieses Ziel. Laut des neuen Gewässerbewirtschaftungsplans wird sich daran auch bis 2027 nichts ändern.

Das Land Niedersachsen verschiebt die Zielerreichung in weite Ferne. Erst im Jahr 2057 – also 30 Jahre zu spät – sollen die niedersächsischen Bäche und Flüsse den geforderten Zustand erreichen. Diese Verzögerung um mehr als eine Generation verstößt nicht nur gegen EU-Recht, sie ist auch deshalb verhängnisvoll, weil aufgrund des Klimawandels und des enormen Verlustes an biologischer Vielfalt größte Eile geboten ist. Die Widerstandsfähigkeit unserer Gewässer gegen Temperaturerhöhungen und Extremereignisse wie Trockenphasen und Hochwässer muss schnellstmöglich erhöht werden. Ansonsten geht die ökologische Vielfalt vieler Gewässer unwiederbringlich verloren.

Schlusslicht Niedersachsen

Das Land Niedersachsen räumt dem Gewässerschutz nach wie vor nicht die notwendige Priorität ein. Es fehlt an der finanziellen und personellen Ausstattung, die für eine zügige Umsetzung der EU-Vorgaben notwendig wäre. Auch bedarf es klarer Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten. Anders als in anderen Bundesländern liegt die Maßnahmenumsetzung in Niedersachsen nicht bei den Landesbehörden, sondern erfolgt durch die Wasser- und Bodenverbände. Mit mehr als 100 Verbänden ist deren Gebietsstruktur sehr kleinteilig, die Verbände sind sehr unterschiedlich aufgestellt. Um großräumige, aufwändige Gewässerentwicklungsmaßnahmen zum Erfolg zu bringen, fehlt es oftmals an ausreichend Kapazitäten und Fachkräften.

Ein Fortschritt ist aber auch deshalb nicht erreicht worden, weil erheblich mehr Mittel für die Zerstörung und Beeinträchtigung unserer Gewässer eingesetzt wurden als für deren Renaturierung. Weitere Gewässerausbauten, wie sie in größerem Umfang z.B. an Außen- und Unterweser und der Außenems geplant sind, müssen unbedingt verhindert werden, denn die Erfahrung zeigt, dass solche Eingriffe dramatische Verschlechterungen der Gewässer zur Folge haben.

Gut, aber nicht gut genug

Die Landesregierung bereitet derzeit eine weitere Novelle des Niedersächsischen Wassergesetzes vor. Der Entwurf enthält einige positive Ansätze. Begrüßenswert sind die ökologischere Ausrichtung der Gewässerunterhaltung und die Ausweisung von Entwicklungskorridoren, so dass Gewässern mehr Raum für Eigendynamik und Naturnähe gegeben wird.

Der große Wurf ist jedoch nicht gelungen. Auch mit der Gesetzesnovelle wird das zentrale Problem der fehlenden Verbindlichkeit für die Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie nicht gelöst. Niedersachsen setzt weiter auf das Freiwilligkeitsprinzip, das aber nur funktionieren kann, wenn es genügend finanzielle Anreize gibt. Das gilt für alle Maßnahmen an den Gewässern – von der Schaffung von Entwicklungskorridoren bis hin zu freiwilligen Kooperationen in Wasserschutzgebieten. Ohne eine ausreichende Finanzierung laufen die Gesetzesänderungen und damit der Schutz von Trinkwasser und Gewässern ins Leere.

Umso unverständlicher ist, dass wasserintensive und problematische Nutzungen wie der Abbau von Sand, Kies, Erdöl und Bodenschätzen sowie die Wasserkraft von Gebühren befreit sind. Die Einführung der Abgabepflicht für Wasserentwerke nahmen für diese Branchen könnte das „Säckel“ für Gewässerschutzmaßnahmen füllen.

Der BUND fordert das Land Niedersachsen auf, die notwendigen personellen, rechtlichen, organisatorischen
und finanziellen Rahmenbedingungen für einen erfolgreichen Gewässerschutz zu schaffen. Es muss dringend nachgebessert werden, um die Ziele bis 2027 noch zu erreichen. Nur so wird die Landesregierung dem Schutz der Lebensgrundlage Wasser gerecht.

Vera Konermann
BUND-Gewässerexpertin



Mehr Infos

Der BUND Niedersachsen hat eine Stellungnahme zu den Entwürfen der Bewirtschaftungspläne und des Maßnahmenprogramms 2021-2027 für die niedersächsischen Gewässer abgegeben.
www.bund-niedersachsen.de/stellungnahmen-wrrl

 



Klimaschutz ohne Talsperren

Dr. Friedhelm Knolle. Foto: Bertram Kösler 3K Dr. Friedhart Knolle ist neues Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat des BUND Niedersachsen.

Klimawandel und Dürrejahre haben auch für den Harz und sein Vorland gravierende wasserwirtschaftliche Folgen. Gern wird aus der aktuellen Klimakrise heraus die Notwendigkeit neuer Talsperren abgeleitet. Auch die niedersächsische Landesregierung befürwortet dies. Dagegen regte sich schon früh Protest. Denn Talsperren sind technischer Hochwasserschutz im Stil der 1970er Jahre und überholt. Das katastrophale Hochwasser mit seiner flächenhaften Wirkung und schwer einschätzbaren lokalen Dynamik hat jüngst wieder gezeigt, dass es viel wirkungsvoller ist, Fließgewässer zu renaturieren, Flussauen von Bebauung freizuhalten und weitere Retentionsflächen auszuweisen.

Die Harzwasserwerke GmbH hat in den vergangenen Jahren viele neue Wasserverträge geschlossen und damit zugleich auch ökologisch sinnvolle Grundwasser-Wasserentwerke verdrängt. Daher stecken hinter der Forderung nach neuen Talsperren vorrangig marktwirtschaftliche Interessen dieses Unternehmens – was eine logische Folge der Privatisierung von Betrieben in ehemals öffentlicher Hand ist.

Angesichts der örtlichen Gegebenheiten und der aktuellen Diskussion dürfte es dabei konkret um den Talsperrenausbau der Grane, der Innerste bei Langelsheim, der Oberen Innerste zwischen Wildemann und Lautenthal und sogar der Sieber gehen. Diese Vorhaben wären ein völlig falsches Signal der Wasserpolitik in Niedersachsen und ein schwerer Schlag gegen die Natur im Harz. Neue Sperren würden vorwiegend dem Trinkwasserverkauf dienen. Denn in Extremfällen wie Doppeltrockenjahren oder -nassjahren können auch Talsperren nicht helfen – sie sind dann lange Zeit trocken oder laufen über.



Standpunkt

Foto: BUND/Wietschorke

Hochwasserschutz

Die Klimakrise wartet nicht

Die verheerenden Überschwemmungen im Westen und Süden Deutschlands haben Tote, Verletzte und zahlreiche Menschen in existenzieller Not hinterlassen.

Die erschütternden Bilder wecken Erinnerungen an den Hochsommer 2017, als große Teile des Harzes von Wassermassen überrascht wurden und sich kleine Bäche zu reißenden Flüssen entwickelten. Neben Hilfe in der Notlage braucht es jetzt entschiedenes, politisches Handeln, um ähnliche Katastrophen in Zukunft zu verhindern. Extreme Wetterereignisse wie Dürren und Starkregen werden künftig weiter zunehmen. Die Ursachen sind klar: Es sind die Folgen der Klimakrise. Dabei treffen die Wetterphänomene auf Landschaften, die nicht mehr in der Lage sind, solche Situationen auszugleichen. Längst haben unsere Flüsse und Auen, unsere Moore und natürlichen Feuchtgebieten ihre Widerstandsfähigkeit verloren. Statt auf natürliche Schwämme trifft die Klimakrise auf begradigte, eingedeichte Flüsse und Bäche, entwässerte Moore, betonierte und asphaltierte Landschaften.

Seit vielen Jahren appelliert der BUND an die Politik, wirksamen Klimaschutz mit vorsorgendem Hochwasserschutz zu verbinden. Zentrale Maßnahmen sind dabei die Renaturierung von Flüssen und ihren Auen, die Förderung natürlicher Wasserspeicher und eine Ende von Flächenversiegelung und Flächenverbrauch. Doch was hat die Politik getan, um die absehbaren Krisen in den Griff zu bekommen?

Vor wenigen Wochen wurde der Auenzustandsbericht für Deutschland vorgestellt. Er hat gezeigt, wie schlimm es um Deutschlands Flussauen steht. Den Flüssen steht nur noch rund ein Drittel ihrer ehemaligen Überflutungsflächen zur Verfügung. Vom früher prägenden Auwald ist nur noch rund ein Prozent übrig. Was den BUND stolz machen kann, ist ein Armutszeugnis für die Flusspolitik in Deutschland: Von 4.200 Hektar Auenflächen, die seit dem letzten Bericht von 2009 hinzu gekommen sind, hat der BUND mit seinem Auenzentrum in Lenzen und gemeinsam mit Partnern fast ein Viertel an der unteren Mittelelbe geschaffen.

Und wie ist die Lage in Niedersachsen? Nach jahrelangen Verzögerungen hat Niedersachsen Ende 2020 ein Klimaschutzgesetz verabschiedet. Darin verpflichtet sich die Landesregierung unter anderem, eine Strategie zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels zu entwickeln. Das allerdings ist nicht mehr als „alter Wein in neuen Schläuchen“. Eine solche Strategie gibt es seit 2012 – mit umfangreichen Analysen und Maßnahmenempfehlungen. Von Umsetzung ist bis heute kaum etwas zu finden.

Das niedersächsische Trauerspiel geht also weiter: Ein um Jahre verzögertes Klimaschutzgesetz, auf dessen Mängel der BUND permanent hingewiesen hat. Seine eklatanten Defizite sind spätestens nach der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes zum Klimaschutzgesetz des Bundes offensichtlich geworden. Die Umsetzung weiter zu verzögern, können wir uns nicht leisten - die Klimakrise wartet nicht!

Susanne Gerstner
Landesgeschäftsführerin
 



AKTUELLES

Unterwasserlärm und Lebensraumzerstörung gefährden sensible Arten wie den Schweinswal. Foto: adobestock Unterwasserlärm und Lebensraumzerstörung gefährden sensible Arten wie den Schweinswal. Foto: adobestock

Kein Erdgas aus der Nordsee

Umweltverbände protestieren gegen die Pläne der niederländischen Firma ONE-Dyas, Erdgas nahe der Insel Borkum zu gewinnen.

Die Erdgasfelder befinden sich vollständig oder teilweise auf deutschem Hoheitsgebiet. Der vorgesehene Standort der Plattform grenzt direkt an den Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer. Die Installation der Plattform, die Tiefbohrungen, das Abteufen von Rohren und Kabeln und die Erdgasproduktion haben gravierende Auswirkungen auf die Meeresumwelt und das Wattenmeer. Der BUND Niedersachsen hat deshalb zusam-men mit zahlreichen Organisationen aus Deutschland und den Niederlanden das Vorhaben scharf kritisiert, da es nationalen und internationalen Verpflichtungen für Klima-, Natur- und Meeresschutz widerspricht. Der Schulterschluss zeigte Wirkung: Der niedersächsische Landtag hat sich am 7. Juli gegen eine Erdgasförderung an der sogenannten Geldsackplate ausgesprochen.

Dieser Entscheidung muss nun ein konsequentes Verbot von Bohrungen nach Erdöl und Erdgas im und unter dem Nationalpark Wattenmeer folgen. Weiter fordert der BUND, Aufsuchungs- und Förderkonzessionen nicht weiter zu verlängern.



#Gameover

BUND und Nabu haben beim niedersächsischen Umweltministerium einen Antrag auf Widerruf des Planfeststellungsbeschlusses für Schacht Konrad bei Salzgitter eingereicht. Der Antrag ist die notwendige Konsequenz aus dem eklatanten Widerspruch zwischen den heutigen Anforderungen an ein tiefengeologisches Lager für radioaktive Abfälle und dem alten Projekt Konrad. Atommüll muss so endgelagert werden, dass er vollständig von der Biosphäre abgeschlossen ist. Das ist bei Schacht Konrad nicht gegeben, da der Müll in den Grundwasserleiter eingebaut wird. Der BUND fordert deshalb gemeinsam mit weiteren Initiativen der Anti-Atom-Bewegung, das Atommüllprojekt aufzugeben.

Mitmachen!

Unterschreiben Sie bis zum 31. August die Petition #Gameover für Schacht Konrad! www.bund-niedersachsen.de/gameover



Naturschutz

BUND-Projekt Moore fürs Klima

Moorland. Foto: BUND-DHM Die Maßnahmen zeigen Wirkung: Nach dem Dammbau sind die Wasserstände in der renaturierten Goldgrube deutlich höher. Foto: BUND-DHM

Mit dem Projekt Moorland® renaturiert der BUND Moore in Niedersachsen, um damit Treibhausgase einzusparen.

Unser Handeln, ob im Alltag oder im Beruf, setzt klimaschädliche Treibhausgase frei. Diese in den kommenden 10 Jahren deutlich zu reduzieren, ist die größte gemeinsame Herausforderung.

Intakte Moore können entscheidend zum Klimaschutz beitragen: Sie können große Mengen des klimaschädlichen Gases Kohlendioxid aufnehmen, während entwässerte Moore erhebliche Mengen des Treibhausgases freisetzen. Eine Wiedervernässung trägt daher nachhaltig zu Natur- und Klimaschutz bei. Der BUND Niedersachsen will deshalb in dem Projekt Moorland® KlimaSpende Niedersachsen Moore wiedervernässen.

Gemeinsam bewahren

Bürger*innen und Unternehmen können aktiv am Projekt teilhaben, in dem sie die kostenaufwendige Vernässung mitfinanzieren: Im Rahmen des vierjährigen Projektes werden sogenannte KlimaSpenden gesammelt, wobei in Zukunft jede Spende im Wert von 70 Euro symbolisch für die Kompensation einer Tonne CO2-Äquivalente steht. Sie wird mit einem Anteilschein bescheinigt. Dieser ist nicht handelbar und damit auch nicht übertragbar. Es handelt sich um einmalige und freiwillige Kompensationen für unvermeidbare Emissionen.

Die KlimaSpenden fließen in konkrete Wiedervernässungsprojekte, die Klimamoore. Hier wird nach wissenschaftlichen Kriterien bewertet, wieviel CO2-Äquivalente eingespart und wie viele Spenden hierfür erforderlich sind. Begleitet wird dies von einem unabhängigen Expert*innenrat. Dabei sollen ausschließlich unvermeidbare Emissionen kompensiert werden. An erster Stelle sollte immer die Vermeidung von Treibhaugasemissionen durch eine Anpassung des Lebensstils stehen.

Auf Zeit angelegt

Mithilfe der KlimaSpenden können sowohl die Vorbereitung und Umsetzung der Maßnahmen als auch ein Monitoring  mitfinanziert werden. Der BUND hat sich verpflichtet, ein renaturiertes Moor 25 Jahre lang zu beobachten, um sicherzustellen, dass die Wiedervernässung erfolgreich ist. Das Monitoring umfasst regelmäßige Wasserstandmessungen und Biotoptypenkartierungen. Dadurch werden die Wirksamkeit der Maßnahmen und somit die Treibhausgaseinsparung durch die
Wiedervernässung überprüft.

Das Projekt Moorland® läuft noch bis September 2022. Bisher konnten bereits zwei Klimamoore wiedervernässt werden: das Dorumer Moor im Landkreis Cuxhaven und die Goldgrube im Neustädter Moor im Landkreis Diepholz. In der Goldgrube wurden die Maßnahmen im Winterhalbjahr 2020/21 umgesetzt. Hier sollen über einen Zeitraum von 25 Jahren 3.100 Tonnen CO2-Äquivalente gebunden werden. Erste Erfolge lassen sich an den bereits jetzt höheren Wasserständen im Gebiet erkennen. Dies schafft eine gute Grundlage für die zukünftige Entwicklung zu einem hochmoortypischen Lebensraum.

Die Vorbereitungen, um weitere Klimamoore zur Verfügung stellen zu können, sind in vollem Gange.

Luise Finke
Projektmitarbeiterin
 



Mehr Infos


Paradies für Spezialisten

Sonnentau. Foto: BUND-DHM Der insektenfressende Sonnentau kommt mit den nährstoffarmen Böden gut zurecht. Foto: BUND-DHM

Moore wurden über Jahrhunderte stark entwässert, um Torf zu stechen oder die schwer zugänglichen Bereiche land- und forstwirtschaftlich zu nutzen. Rund 99 Prozent der ursprünglichen Moorflächen in Deutschland sind davon betroffen. Die Entwässerung und das damit einhergehende Austrocknen der Moore bewirkten einen hohen Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase, insbesondere von Lachgas und Kohlendioxid. Werden intakte Moore erhalten und wiedervernässt, kann dieser Prozess aufgehalten werden.

Neben dem Klima profitieren auch seltene Arten und gefährdete Lebensräume von einer Wiedervernässung. Denn ein Moor ist ein einzigartiges Ökosystem mit Lebensbedingungen für gut angepasste und selten gewordene Arten wie Torfmoose, Sonnentau, Moorfrosch oder Tagfalter wie dem Hochmoor-Bläuling. Für viele gefährdete Vogelarten wie Braunkehlchen, Brachvogel und Wiesenweihe sind sie Überwinterungs-, Brut- oder Rastplatz.


Moorland® wird im Rahmen der Richtlinie „Klimaschutz durch Moorentwicklung“ mit Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und des Landes Niedersachsen gefördert. Weitere Drittmittelgeber sind der Landkreis Diepholz, die Deutsche Postcode Lotterie und die Deutsche Umwelthilfe.



Aktiv im BUND

BUND-Gruppe Lüchow-Dannenberg - Profis am Werk

Die BUND-Gruppe Lüchow-Dannenberg freut sich über den ersten Einsatz des neuen Mähgeräts auf ihren Flächen.

Großes Ochsenauge und Bläulinge flattern von Blüte zu Blüte des rosafarbenen Wasserdosts. Zahlreiche Heuschrecken springen durch das grüne mannshohe Dickicht, als Jochen Köhler den Insektenbestand auf der artenreichen Wiese begutachtet.

Heute ist Mähtag auf der BUND-Fläche in der Panieniederung bei Lüchow. Erstmals kommt ein nagelneuer Balkenmäher zum Einsatz, der besonders insektenschonend arbeitet. Der Insektenkundler ist zufrieden: Die Tiere krabbeln unbeschadet aus dem geschnittenen Mahdgut heraus.

Auf der zwei Hektar großen Fläche liegen mehrere Tümpel, an denen eines der letzten niedersächsischen Vorkommen des Kriechenden Selleries zu finden ist. Die Pflege so durchzuführen, dass solche Raritäten erhalten bleiben, ist der BUND-Gruppe Lüchow-Dannenberg ein besonderes Anliegen. Denn von seltenen Arten gibt es im Wendland aufgrund der ehemaligen Grenzlage noch deutlich mehr als anderswo in Niedersachsen. 850 Arten an Großschmetterlingen kommen im Landkreis vor, auch der extrem seltene Große Feuerfalter. Früher typische Vogelarten der Agrarlandschaft wie Ortolan, Sperber-Grasmücke und Braunkehlchen sind hier noch zuhause.

Bereits bei ihrer Gründung im Jahr 1976 war es der Antrieb der BUND-Gruppe, naturzerstörende Maßnahmen bei Flurbereinigungen, Eindeichungen und Intensivlandwirtschaft zu verhindern, erinnert sich Jochen Köhler: „Wir wollten die noch existierende Artenvielfalt im Wendland erhalten.“ Rund 15 Aktive setzen sich heute noch dafür ein. Pflegemaßnahmen, politische Naturschutzarbeit und Umweltbildung zählen zu ihren Hauptaufgaben. Unterstützt wird die BUND-Gruppe von der Ökologische Station Landgraben-Dumme-Niederung, die vor 5 Jahren aus ihrem Engagement hervorgegangen ist. Die BUND-Einrichtung hat auch den Stachelwalzenmäher erworben, mit dem sie nun gemeinsam die über 130 Hektar BUND-eigenen Flächen im Landkreis pflegen und teils schwer zugängliche Moor- und Feuchtstandorte offenhalten.

Bei der Landschaftspflege braucht es einen guten Draht zur Landwirtschaft. „Im Wendland hat das Kräuterheuprojekt den Grundstein für diese Zusammenarbeit gelegt, bei dem der BUND Vermarktungswege für das Heu extensiver Mähwiesen gesucht hat“, sagt Heide Filoda, die zusammen mit Jochen Köhler und Eckart Krüger seit 20 Jahren den Vorstand der BUND-Gruppe führt. Seither werden viele Ideen gemeinsam mit Landwirten entwickelt und Projekte umgesetzt.

Erfolgreich sind auch die Aktivitäten beim Fledermausschutz. Dank verschiedener Förderprojekte konnte die Gruppe in den vergangenen Jahren Wochenstuben in Kirchen schützen sowie Flachgewässer für die Nahrungssuche und Fledermauswinterquartiere anlegen. Die Maßnahmen kommen Arten wie Fransen-, Wasser- und Mopsfledermäusen zugute.

Da das Artensterben auch vorm Wendland nicht Halt gemacht hat, arbeiten sie aktiv daran, dass der Artenschutz bei allen Maßnahmen stärker berücksichtigt wird. Dazu engagieren sie sich in politischen Gremien, bieten Führungen an und führen Gespräche mit Kommunen, Unterhaltungsverbänden und der Landwirtschaft. Hoffnung setzt Jochen Köhler auf den Niedersächsischen Weg: „Wenn deutlich mehr Pufferzonen entlang von Gewässern und Wegrainen als Biotopverbund entstehen, haben seltene Arten wie das Rotbraune Wiesenvögelchen und der Mädesüß-Perlmutterfalter auch wieder eine Chance.“ tm


MITMACHEN

Möchten Sie den BUND bei Pflegemaßnahmen oder Aktionen in Lüchow-Dannenberg unterstützen? Melden Sie sich gerne bei uns.
lüchow-dannenberg.bund.net


Auebach im Flow

BUND-Aktive nehmen Wasserproben am Auebach. Foto: BUND / Eva Gutting-Voss BUND-Aktive nehmen Wasserproben am Auebach. Foto: BUND / Eva Gutting-Voss

Der BUND Hildesheim hat im Juni am Citizen Science-Projekt FLOW teilgenommen und Daten für die Wissenschaft
gesammelt.

BUND-Aktive haben am Auebach im Landkreis Hildesheim den ökologischen Zustand des kleinen Fließgewässers mit standardisierten wissenschaftlichen Methoden untersucht. Das Projektteam zeigte ihnen, wie Daten zur Gewässerstrukturgüte, Nährstoff- und Pestizidbelastung und zum Vorkommen empfindlicher Arten wie Köcherfliegenlarven mit speziellen Geräten gemessen und bewertet werden.

Das Ergebnis fiel nicht positiv aus: Der Bördebach hat sich tief in den Auelehm eingeschnitten, es wurden hohe Belastungen mit Stickstoff und Phosphor gemessen und das Spektrum an Kleinlebewesen war deutlich verarmt. Trotz schlechten chemischen Zustands erreichte das Gewässer immerhin einen mäßigen Wert für das Kriterium der „Biologie“. Die Tiere zu gruppieren und zu bestimmen, erwies sich dabei als echte Herausforderung und spannende Entdeckungsreise.

Mehr Infos

FLOW ist ein Projekt von BUND, Deutsches Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung und Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung. www.bund.net/flow



BUND-Einrichtung

Nationalpark-Haus Dornumersiel - Das Meer im Blick

Wattwanderungen für Familien. Foto: BUND / Bähler Besonders beliebt: Wattwanderungen für Familien. Foto: BUND / Bähler

Seit über 30 Jahren informiert das Nationalpark-Haus Dornumersiel über das Wattenmeer und seine Wunder. Es ist zu einer wichtigen Institution im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer geworden. 

Die Einrichtung, in Trägerschaft des BUND und der Gemeinde Dornum, wurde 1989 ursprünglich als reine Informationseinrichtung gegründet. Im Lauf der Jahre konnte das Angebot stetig ausgebaut werden – dank des enormen Engagements des langjährigen Hausleiters Uilke van der Meer und seinem Team. Heute bietet das Nationalpark-Haus eine spannende und familienfreundliche Ausstellung, die den Querschnitt vom Festland zu den vorgelagerten Inseln besonders beleuchtet. Dies bietet sich in der Gemeinde Dornum auch an, da eine der beliebtesten Wattwanderrouten hier in Neßmersiel startet und zur Insel Baltrum führt. Mehrmals pro Woche ermöglichen wir vielen Menschen, als Gast auf dem Meeresboden das Wunder des Wattenmeers zwischen Festland und Insel zu erleben.

Schwerpunkt unserer Bildungsarbeit sind jedoch die Naturerlebnis-Veranstaltungen auf dem Festland oder im strandnahen Bereich. Dabei sind die Familien-Watterkundungen in Dornumer- und Neßmersiel besonders beliebt. Auch vogelkundliche Wanderungen, ein Natur-Erlebnis-Spaziergang durch die Salzwiesen, Ortsführungen und Fahrradtouren in die Umgebung werden angeboten. Im Labor des Nationalpark-Hauses gibt es die Möglichkeit, Meeresbewohner detailliert zu betrachten.

Ein besonderer Schatz befindet sich direkt neben dem Nationalpark-Haus: unsere Gruppenunterkunft, das Umweltforum. Es bietet Platz für 32 Personen, die in Dornumersiel nicht nur Gastfreundschaft und Vollverpflegung genießen können, sondern auch vom Team des Nationalpark-Hauses fachkundlich betreut werden – ein Rundum-Sorglos-Paket für Bildungsurlauber*innen, Seminargruppen sowie Schulen.

Um weiterhin Menschen für das Wattenmeer und den Nationalpark-Gedanken begeistern zu können, bauen wir Kooperationen mit Schulen und Kindergärten aus und engagieren uns in Meeresschutzprojekten. In Zusammenarbeit mit der Tourismus GmbH von Dornum werden zudem maßgeschneiderte Veranstaltungsangebote für Gäste im UNESCO-Weltnaturerbe erstellt. Für die Zukunft wünschen wir uns eine Außenstelle direkt am Strand von Dornumersiel, um Besucher*innen noch besser zu erreichen und Fragen dort zu beantworten, wo sie entstehen.

Frauke Lüken

Frauke Lüken
Leiterin Nationalpark-Haus Dornumersiel



Hier finden Sie uns

Nationalpark-Haus Dornumersiel

Oll Deep 7
26553 Dornmuersiel
nationalparkhaus-dornumersiel(at)ewe.net
www.nationalparkhaus-wattenmeer.de/dornumersiel



BUNDjugend

Opa, wähl' für meine Zukunft!

Zwei Drittel der Wahlberechtigten bei der Bundestagswahl sind über 45 Jahre alt, 36 % sogar über 60. Im Gegensatz dazu machen die Wahlberechtigten unter 30 Jahren nur 15 % aus.

Viele der jungen Menschen, die heute für Klimagerechtigkeit auf die Straße gehen, dürfen noch gar nicht wählen, weil sie unter 18 sind. Bei den Bundestagswahlen ist die ältere Generation also besonders einflussreich. Wie sie wählen, wird die Wahlergebnisse entscheidend prägen. Während die Klimakrise für junge Menschen eines der wichtigsten Wahlthemen ist, wählen ältere Menschen bislang mehrheitlich Parteien, die wenig Wert auf Klimaschutz legen. Das wollen wir ändern!

Oma kriegt Post

Die BUNDjugend Niedersachsen unterstützt die Initiative "politPOSTulate", die von Milla Semisch aus dem Landesvorstand mit initiiert wurde. Die Idee: Ganz viele junge Menschen schicken ihren Omas, Opas, Patenonkeln, Großtanten etc. eine Klima-Postkarte und bitten sie, diesmal für Klimaschutz zu stimmen. Denn unsere Zukunft liegt ihnen am Herzen!

Lasst uns die Bundestagswahl zur Klimawahl machen. Ob jung oder alt: Überzeuge die älteren Menschen in deinem persönlichen Umfeld, dass wir jetzt eine Regierung brauchen, die Klimapolitik ernst nimmt.

Postkarten bestellen: politpostulate.de


Leinen los!

Anfang Oktober möchten wir mit euch raus aufs Meer! Mit dem Bildungs-Segler „Lovis“ sind wir für eine Woche im Greifswalder Bodden unterwegs.Endlich wieder Gemeinschaft erleben, raus in die Natur und neue Energie tanken. Wir sind mit einer erfahrenen Segelcrew unterwegs, du brauchst also keinerlei Vorerfahrungen beim Segeln.

Für Menschen von 14-27 Jahren.

Jetzt anmelden unter www.bundjugend-niedersachsen.de



Reinschnuppern!

Beim Aktivenwochenende vom 29.-31. Oktober in Verden treffen sich BUNDjugend-Aktive aus ganz Niedersachsen und es ist auch eine schöne Möglichkeit, um mal bei uns reinzuschnuppern. In kleinen Workshops beschäftigen wir uns mit ökologischen und gesellschaftlichen Themen und lernen selbstbestimmt Neues. Wir nehmen uns viel Zeit zum Kennenlernen, planen das nächste Jahr und wählen einen neuen Landesvorstand.



Termine

  • Tour de Verkehrswende 22.08.-02.09.2021
  • Online-Kennenlerntreffen für Neumitglieder und Aktive 15.09.2021

Weitere Termine: www.bundjugend-niedersachsen.de



Mitmachen

Kein Müll im Fluss!

Plastik im See. Foto: Pixabay Plastik im See. Foto: Pixabay

Unmengen an Unrat werden achtlos an den Ufern unserer Seen und Flüsse liegengelassen oder direkt ins Wasser geworfen, wo er Tier und Mensch gefährdet. Weltweit gelangen so schätzungsweise bis zu 4 Millionen Tonnen Plastik über Wasserwege in das Meer, wo Tiere sich in Müllteile verstricken oder sie verschlucken und daran verenden können.

Wir wollen saubere Ufer und Flüsse! Mit einem Aktionsmonat gegen Plastik in unseren Gewässern möchte der BUND  Niedersachsen im September 2021 über die Gefahren von Plastikmüll informieren und landesweit zum Mitmachen aufrufen. Angeboten werden Müllsammelaktionen, verschiedene Vorträge und Filmvorführungen. Bei einer Sammel-Challenge für Groß und Klein gibt es 10 tolle Glas-Trinklaschen von Soulbottle zu gewinnen. Oder machen Sie Vorher-Nachher-Fotos und posten Sie diese unter dem Hashtag #niedersachsensammeltmuell.

Jetzt mitmachen!

www.bund-niedersachsen.de/kein-muell-im-fluss


Verkehrswende jetzt!

Ein breites Bündnis von Umweltverbänden, darunter BUND Niedersachsen, Fridays for Future und Moor bleibt Moor, ruft am 28. August erneut zu einer Protestaktion gegen die geplante Küstenautobahn A 20 auf. Gemeinsam fordern wir, den unnötigen Neubau von Westerstede bis Bad Segeberg in Schleswig-Holstein zu stoppen und die erforderliche Verkehrswende einzuleiten. Die Laufdemo startet um 12 Uhr am Marktplatz von Stade.

Mehr Infos:
www.bund-niedersachsen.de/aktionstag-a20


Termine

28. + 29.08.: Wochenende der offenen Streuobstwiese
landesweit

03.09.: Fahrraddemo zur Verkehrswende
Raum Hannover

08.09.: Online-Vortrag zu Wildbienen im Garten

24..09.: Globaler Klimastreik
landesweit

Mehr Infos und weitere Termine:

www.bund-niedersachsen.de/termine



IMPRESSUM

Herausgeber:

BUND Landesverband Niedersachsen e.V., Goebenstraße 3a, 30161 Hannover, Tel.: (0511) 965 69 - 0, Fax: (0511) 66 25 36, bund.nds(at)bund.net, www.bund-niedersachsen.de

Redaktion:

Dr. Tonja Mannstedt (tm)
Tel.: (0511) 965 69 31, Redaktion(at)nds.bund.net

Die nächste Ausgabe erscheint Mitte November 2021.

Der BUND Niedersachsen benötigt für seine Arbeit über die Mitgliedsbeiträge hinaus Ihre Unterstützung. Bitte überweisen Sie Ihre Spende auf das Konto der Bank für Sozialwirtschaft

DE59 3702 0500 0008 4984 04
BIC: BFSWDE33XXX

oder spenden Sie über unser Online-Formular.

Vielen Dank für Ihre Unterstützung! Spenden sind steuerlich absetzbar.

 

BUND-Bestellkorb