Hornisse. Foto: R. Altenkamp, Berlin Hornisse.  (R. Altenkamp, Berlin / Wikimedia / Creative Commons CC-BY-3.0)

Wussten Sie, dass der Biss eines einzigen Pferdes für eine Hornisse tödlich sein kann? Jetzt lachen Sie vielleicht, denn eigentlich weiß der Volksglaube, dass sieben Hornissenstiche ein Pferd töten, drei einen Erwachsenen und zwei ein Kind. Dieser Irrglaube hat dem friedlichen Brummer nicht nur einen schlechten Ruf eingehandelt, sondern auch für lange Zeit einen Platz auf der Roten Liste.

Dabei ist das Gift einer Hornisse (Vespa crabro) vergleichbar mit dem von Bienen und anderen Wespen. Nur der größere und längere Stachel und der höhere Anteil von Acetylcholin (einem Neurotransmitter) lässt uns den Stich schmerzhafter empfinden. Zu Lebensgefahr führen erst 500 bis 1.000 Stiche, eine Zahl, die nie erreicht wird. Gefährdet sind allerdings Allergiker*innen, die bei einem Stich ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen sollten.

Jetzt im Mai haben wir die Möglichkeit, die größten Individuen eines Volkes – die 35 Millimeter großen Königinnen – bei der Gründung ihres Staates zu erleben. Den Winter haben sie dank eines körpereigenen Frostschutzmittels überlebt, und nun suchen sie nach Nahrung und Nistplätzen. Fehlen Baumhöhlen, greift die Hornisse gerne auf alte Schuppen, Nischen in Dachböden oder auch Holzverschalungen an Balkonen zurück. Zu erkennen ist die Art an ihrer auffälligen Größe, der Wespentaille, der rot-braunen oder schwarzen Brustfärbung und dem gelb-schwarz gestreiften Hinterleib. Ist ein geeigneter Standort gefunden, fertigt die Königin die ersten Waben und Schutzhüllen mit einer papierartigen Masse aus zerkautem Holz. In die Waben legt sie befruchtete Eier. Sobald die Arbeiterinnen geschlüpft sind, übernehmen diese die meisten anfallenden Arbeiten.

Ein Volk kann auf bis zu 700 Tiere anwachsen und täglich an die 500 Gramm Insekten für die wachsende Brut erbeuten. Kleinere Wespen, Bienen, Heuschrecken, Käfer, Fliegen: Alles, was die Hornisse überwältigen kann, dient als Futter für die Larven. Der Beute wird Kopf, Flügel und Hinterbeine abgetrennt, um das eiweißreiche Bruststück zu erhalten. Werden die Larven hungrig, kratzen sie mit ihren Kieferzangen an den Wabenwänden, was die Arbeiterinnen animiert, weitere Beute zu holen. Erwachsene Tiere ernähren sich hauptsächlich von Pflanzensäften oder Fallobst.

Im Hochsommer werden dann erste Geschlechtstiere herangezogen, die im Spätsommer zur Paarung das Nest verlassen. Dies markiert den Anfang vom Ende für den Rest des Volkes, welches spätestens beim ersten Nachtfrost stirbt. Nur die begatteten Königinnen überwintern.

Beobachtungstipp

Wenn Sie Hornissen aus der Nähe beobachten möchten, sollten Sie einige Verhaltensregeln beachten. Vermeiden Sie Erschütterungen und hektische Bewegungen, verstellen Sie nicht ihre Flugbahn, atmen Sie die Tiere nicht an und halten Sie mindestens drei Meter Abstand vom Nest.

Hornissenschutz

Falls Sie Hornissen schützen und gleichzeitig einen wespenfreien Sommer genießen möchten, können Sie einen Hornissenkasten bauen und an geeigneter Stelle anbringen. Hornissen sind übrigens geschützt und dürfen nicht getötet werden. Störende Nester dürfen nur von geschulten Personen umgesiedelt werden.

Alle Tipps zur Naturbeobachtung stammen von K. Schmiing (Diplombiologin). 

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