BUND Hildesheim: Naturschutz "vor der Haustür"
Der Amphibienschutzzaun an der Straße nach Röderhof im Landkreis Hildesheim erstreckt sich über 1500 Meter. Entlang des Zaunes sammeln Ehrenamtliche im Frühjahr zwei Mal täglich Amphibien ein und tragen sie über die Straße zu den nahegelegenen Gewässern.
„Über 35 000 Kröten und Molche waren es in diesem Jahr. Darunter auch 380 Kammmolche“, erzählt Eva Gutting-Vos und zeigt stolz ein Handyfoto eines Kammmolchs. Gemeinsam mit 60 Sammler*innen hat sie die Tiere auf ihrem Weg zu den Laichgewässern unterstützt. Die Amphibienrettungsaktion ist nur eines von vielen Naturschutzprojekten, mit denen sich die 15 Aktiven der BUND-Kreisgruppe Hildesheim für den Erhalt und den Schutz von Artenvielfalt und Lebensräumen in ihrer Region einsetzen. Regelmäßig laden sie zu Pflegeeinsätzen auf ihrer vier Hektar großen Streuobstwiese in Gronau oder ins Naturschutzgebiet „Schwarze Heide“ ein. Sie untersuchen Wasserproben im Rahmen des bundesweiten Citizen Sience-Projektes „Flow“ und führen gemeinsam mit Fridays for Future sowie den örtlichen Angler- und Kanuvereinen Clean-up-Aktionen auf und an der Innerste durch. Im Frühjahr 2022 haben sie dabei insgesamt 12 Container Müll aus der Natur geholt.
Wichtig ist der Kreisgruppe auch, in der Stadtpolitik präsent zu sein und mitzugestalten. „In Hildesheim gibt es viele positive Ansätze, aber insbesondere beim Klimaschutz geht es noch viel zu langsam voran“, findet Matthias Köhler. Der Vorsitzende der Kreisgruppe Hildesheim ist gemeinsam mit seinen Aktiven regelmäßig im Austausch mit Politik und Verwaltung. Sei es in beratender Funktion im Umweltausschuss von Stadt und Landkreis oder wenn es darum geht, eine 120 Jahre alte Buche vor der Axt zu retten. „In der Hildesheimer Innenstadt gibt es nicht viele Grünflächen. Jetzt soll auch noch dieser Prachtexemplar einem Neubau und Geschäften zum Opfer fallen“, so Köhler. Das wollte der BUND Hildesheim nicht hinnehmen und hat deshalb gemeinsam mit lokalen Initiativen Kundgebungen, eine Petition und einen offenen Brief an den Stadtrat organisiert. „Wir hoffen, dass die Fläche zum Wohl des Klima- und Naturschutzes erhalten bleibt.“
Gegründet wurde die Kreisgruppe 1984. Mittlerweile hat sie etwa 1.000 Mitglieder. Doch die Aktiven sind nicht nur in und um Hildesheim aktiv. Eine sehr aktive Ortsgruppe pflegt und betreut in Lamspringe seit vielen Jahren etliche Halbtrockenrasenflächen der nahegelegenen Naturschutzgebiete und lädt regelmäßig zu Exkursionen durch die artenreichen Wiesen in Heberberg und Irmenseul ein. 2019 hat sich in Hildesheim auch eine BUNDjugend-Gruppe gegründet. Um neue Aktive zu gewinnen, treten die Mitglieder der Kreisgruppe zu vielen Gelegenheiten mit den Hildesheimer*innen in Kontakt. „Uns ist der persönliche Austausch wichtig“, erklärt Matthias Köhler. Dafür haben sie in den vergangenen Jahren neue Veranstaltungsformate wie den Stadtspaziergang „Walk ‚n‘ Talk“ entwickelt.
Weitere Unterstützung können die Aktiven in Hildesheim gut gebrauchten, denn an neuen Projektideen und Tatendrang mangelt es ihnen nicht! es
Mitmachen
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Wie Saft entsteht
Wie aus Äpfeln naturtrüber aromatischer Apfelsaft entsteht, konnten Anfang Oktober zwölf Jungen und Mädchen im Alter zwischen 8 und 12 Jahren hautnah miterleben.
Gemeinsam mit Mitgliedern des BUND Northeim pflückten sie 150 kg Äpfel, bevor sie bei einer mobilen Mosterei mitverfolgen konnten, wie nach dem Waschen, Zerkleinern und Erhitzen daraus 100 Liter Saft gepresst wurden.
Um Kinder mit Natur und Umwelt vertraut zu machen, gründete der BUND in Northeim 2019 die NaturKids. Regelmäßig treffen sich die Kinder und lernen ihre Umgebung kennen. Dabei untersuchen sie die Artenvielfalt in Fließgewässern oder lernen in den Naturwerkstätten in Fredelsloh wie Nisthilfen für Insekten entstehen.
Infos zu den NaturKids finden Sie unter: www.bund-northeim.de
Engagement ausgezeichnet
Wolfsburg, Hildesheim und Osnabrück als „kunststoffbewusste“ Kommunen ausgezeichnet.
In drei Kategorien konnten sich niedersächsische Städte und Gemeinden von Mai 2021 bis April 2022 beim Wettbewerb "Köpfchen statt Kunststoff" mit innovativen Konzepten zur Reduktion des Kunststoffkonsums bewerben. Durchgesetzt hat sich in der Wettbewerbskategorie „Dauerbrenner“ Wolfsburg mit seiner Mehrwegpfandstrategie für Coffee-to-go und Takeaway-Speisen. „Neuland“ betreten hat die Stadt Hildesheim, indem sie die klassische Abfallberatung und Müllbeseitigung um pädagogische Aufklärung erweitert. Das bereits abgeschlossene Projekt der Stadt Osnabrück „Plastiktütenfreies Osnabrück“ wurde zum Sieger der Kategorie „Oldies but Goldies“ ernannt.
Ziel des Wettbewerbs war es, Strategien im öffentlichen Raum zu sammeln, neue Initiativen anzuregen und besonderes Engagement anzuerkennen. Insgesamt zwölf beteiligte Kommunen erhielten Anerkennung für ihr Engagement.
Eine Kurzbeschreibung der ausgezeichneten Projekte finden Sie unter: www.bund-niedersachsen.de/kunststoffwettbewerb
Gemeinsam schützen
Die Ökologische Station Landgraben-Dumme-Niederung wird zur neuen Kooperativen Naturschutzstation Wendland-Drawehn ausgeweitet.
Ziel ist es, die naturschutzfachliche Vor-Ort-Betreuung in den Natura 2000-Gebieten und weiteren Gebieten von besonderer Bedeutung für den Naturschutz zusammen mit den Landkreisen Lüchow-Dannenberg und Uelzen weiter auszubauen und zu stärken. Im Sinne des Niedersächsischen Weges arbeiten der BUND und der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz eng mit der Landwirtschaftskammer und ihrer Biodiversitätsberatung unter einem Dach.
Zudem werden die Ökologische Station „Flusslandschaft Ilmenau, Luhe und Neetze“ und die Ökologische Station Stade unter der Betreuung des BUND ihre Arbeit aufnehmen