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Allianz für Artenschutz

BUNDmagazin 4/2023 - Niedersächsischer Weg

Mit einer einzigartigen Allianz wollen Politik, Naturschutz und Landwirtschaft die Artenvielfalt in Niedersachsen retten. Der BUND zieht eine Zwischenbilanz.

Vor dreieinhalb Jahren hat der BUND Niedersachsen die Vereinbarung zum „Niedersächsischen Weg“ unterzeichnet. Damals hatte sich die Landesregierung gemeinsam mit BUND, Nabu und Akteuren aus der Landwirtschaft verpflichtet, ein umfangreiches Maßnahmenpaket für den Naturschutz in Niedersachsen auf den Weg zu bringen.

In dem 2020 geschlossenen Vertrag vereinbarten die Partner 15 Maßnahmen, um die Lebensräume für Pflanzen und Tiere zu verbessern und das Artensterben zu stoppen. Ordnungsrecht, freiwillige Maßnahmen und eine verbindliche Finanzierung sollten die Umsetzung und einen fairen Ausgleich für die Landwirtschaft sicherstellen. Im Koalitionsvertrag der rot-grünen Landesregierung sind die fristgerechte Umsetzung der Ziele und die notwendige Bereitstellung der Mittel festgeschrieben.

Die wichtigsten Erfolge

Bereits 2021 hatte der Landtag einstimmig ein Gesetzespaket mit Verbesserungen für den Naturschutz verabschiedet. Artenreiches Grünland und größere Streuobstwiesen wurden unter Schutz gestellt, Uferrandstreifen besser geschützt, der Umbruch von Grünland zu Acker auf sensiblen Standorten verboten. Bis 2023 sollte ein landesweiter Biotopverbund auf 15 Prozent der Landesflächen aufgebaut und die Neuversiegelung von Flächen schrittweise auf Netto-Null reduziert werden.

Neben einem Aktionsprogramm Insektenschutz und einem verbesserten Wiesenvogelschutzprogramm wurde in 2022 die
erste Pestizidreduktionsstrategie des Landes verabschiedet: Darin enthalten sind u. a. Anwendungsverbote von Pestiziden in besonders geschützten Gebieten und auf Gewässerrandstreifen, der Ausbau des ökologischen Landbaus sowie freiwillige Maßnahmen. Im Solling wurde ein 1000 Hektar großes Wildnisgebiet im Wald ausgewiesen, hier sollen künftig bedrohte Arten wie Wildkatze, Luchs, Spechte und Fledermäuse einen dauerhaften Lebensraum finden.

Große Fortschritte wurden in der Betreuung von Schutzgebieten erreicht: 15 neue Ökologische Stationen haben ihre Arbeit inzwischen aufgenommen. In neun Regionen wurden neue Beratungsstellen geschaffen. Beide Einrichtungen arbeiten daran, konkrete Maßnahmen für den Arten und Biotopschutz umzusetzen und Netzwerke zwischen Naturschutz und Landwirtschaft auf regionaler Ebene aufzubauen.

Umsetzung geht zu langsam voran

Noch ist der Artenschwund in Niedersachsen ungebrochen. Die 2021 aktualisierte Rote Liste der Brutvögel belegt, dass 43 Prozent der Vogelarten in Niedersachsen gefährdet sind, besonders betroffen sind die typischen Arten der Agrarlandschaft. Bei vielen Insektenarten ist die Situation ähnlich dramatisch. Der Niedersächsische Weg hat seine Wirkung in der Fläche noch nicht ausreichend entfaltet.

Die gesetzlich verbindlichen Ziele, bis 2023 einen Biotopverbund auf 15 Prozent der Landesfläche zu entwickeln und den Flächenverbrauch wirksam zu reduzieren, werden bislang verfehlt. Gleichzeitig hat die EU-Biodiversitätsstrategie und die Weltnaturkonferenz in Montreal angesichts des besorgniserregenden Zustands der biologischen Vielfalt inzwischen deutlich ambitioniertere Ziele formuliert: So sollen bis 2030 mindestens 30 Prozent der weltweiten Land- und Meeresfläche unter effektiven Schutz gestellt werden.

Mehr Informationen finden Sie hier:

www.bund-niedersachsen.de/allianz-für-artenschutz

Susanne Gerstner
Landesvorsitzende



Forderungen des BUND zur weiteren Umsetzung des Niedersächsischen Weges

Biotopverbund konsequent umsetzen!

Neben einer verbindlichen Planung auf Landes- und regionaler Ebene braucht es eine wirksame Flächensicherung. Angesichts immer gravierender Flächenkonkurrenz müssen öffentliche Flächen vorrangig für den Naturschutz und den Biotopverbund eingesetzt werden. Primäre Aufgabe der Flurbereinigungsbehörden muss eine „grüne Flurneuordnung“ werden. Die Zielwerte für den Biotopverbund sind den neuen internationalen Vereinbarungen anzupassen.

Flächenversiegelung und -verbrauch wirksam reduzieren!

Vorhaben, die den Klima- und Naturschutzzielen widersprechen, wie der Neu- oder Ausbau von Fernstraßen oder neue Gewerbegebiete auf der „grünen Wiese“, müssen gestoppt werden. Statt neuer Flächeninanspruchnahme sind alle Möglichkeiten des Rückbaus, der Umnutzung und des Flächenrecyclings zu nutzen.
Der notwendige Ausbau der Solarenergie ist konsequent auf Dachflächen und bereits versiegelte Flächen zu lenken.

Finanzmittel und Personalressourcen langfristig bereitstellen!

Um Schutzgebiete und Biotopverbundflächen zu pflegen und zu entwickeln, braucht es ein ausreichend finanziertes Investitionsprogramm zur Biodiversität für Niedersachsen – mit zielgerichteten Förderprogrammen zur Umsetzung des Niedersächsischen Weges. Die notwendigen Personalressourcen auf Landesund kommunaler Ebene sind langfristig bereit zu stellen.

Zielerreichung evaluieren

Um die Wirksamkeit zu verbessern, muss der Niedersächsische Weg jetzt evaluiert werden. Dazu ist der aktuelle Stand der Umsetzung und die Wirkung der Maßnahmen zu bewerten. Aus dem Ergebnis muss abgeleitet werden, welche Änderungen oder zusätzliche Schritte notwendig sind, um die angestrebten Ziele zu erreichen.

 

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