Der Auenzustandsbericht, der aktuell vom Bundesumweltministerium und dem Bundesamt für Naturschutz veröffentlicht wurde, zeigt: In Deutschlands Flussauen gibt es einen großen Handlungsbedarf. Laut des Berichts sind mehr als die Hälfte der Flussauen in Deutschland stark verändert. Den Flüssen steht nur noch rund ein Drittel ihrer ehemaligen Überflutungsflächen zur Verfügung. Nur knapp neun Prozent der Flussauen sind ökologisch intakt und von dem einst prägenden Auwald ist nur noch rund ein Prozent übriggeblieben.
Die ernüchternden Ergebnisse des Berichtes lassen die Forderungen des BUND danach Flüsse und ihre Auen wieder zu vernetzen, um die Artenvielfalt zu schützen, noch lauter werden. Auch die Forderung nach einem ökologischen statt technischen Hochwasserschutz geht damit einher. Meike Kleinwächter, Leiterin des BUND-Auenzentrum Burg Lenzen, sagt: „Der BUND setzt sich bereits seit Langem für mehr Raum für Flüsse ein. Von dem 4.200 ha Auenflächen, die seit dem letzten Bericht von 2009 gewonnen wurden, hat das BUND-Auenzentrum mit seinen Partnern fast ein Viertel an der unteren Mittelelbe geschaffen.“ Im Jahr 2011 gelang dem BUND mit dem Naturschutzgroßprojekt „Lenzener Elbtalaue“ die Fertigstellung der ersten großen Deichrückverlegung in Deutschland. Es wurden dem Fluss etwa 420 ha Überflutungsraum wiedergegeben und damit die Synergien von Hochwasserschutz und Naturschutz genutzt. Im Projekt „Lebendige Auen für die Elbe“ wurden ein alter, funktionsloser Deiches geschlitzt und Flutrinnen reaktiviert. Diese Flutrinnen leiten nun auch schon bei kleineren Hochwassern das Elbwasser in das ökologisch wertvolle 420 ha große Gebiet der Hohen Garbe. Dabei stehen die Förderung auentypischer Lebensräume und die Entwicklung von seltenen und wertvollen Hartholz-Auwald im Mittelpunkt. Darüber hinaus wird die Hohe Garbe fortan mehr Wasser speichern, es reinigen und die Grundwasserqualität verbessern - allesamt auch wichtige Leistungen für uns Menschen!
Das Bund-Auenzentrum wird sich auch weiterhin engagieren - an der Elbe und an anderen Flüssen. „Wir begrüßen, dass es mit dem Bundesprogramms Blaues Band Deutschland nun ein Förderprogramm gibt, das sich explizit der Entwicklung von großen Flüssen und Auen widmet“ so Kleinwächter. Die Ergebnisse des aktuellen Auenzustandsberichtes zeigen, dass die Aktivitäten der letzten Jahre bei Weitem nicht reichen, um eine deutliche Verbesserung des Auenzustandes zu erreichen. „Wenn wir die Auen mit ihren wichtigen Ökosystemleistungen für uns Menschen und ihrer herausragenden Bedeutung für den Erhalt der Artenvielfalt erhalten wollen, bedarf es mehr Geld und eine deutliche Förderung des ökologischen Hochwasserschutzes“ fordert Kleinwächter.