Gemeinsam mit einem breiten Bündnis hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) im Rahmen des „Anti-Atom-Frühlings“ zu Kundgebungen im Emsland, am AKW Neckarwestheim II und in München aufgerufen. Viele Menschen feiern heute das Ende der Atomkraftwerke in Deutschland. Das AKW-Aus ist einer der größten Erfolge der deutschen Umweltbewegung.
„Wir haben es geschafft: Die zivile Nutzung der Atomkraft in Deutschland ist Geschichte“, erklärt Olaf Bandt, BUND-Vorsitzender anlässlich der Kundgebung in Lingen. „Der seit Jahrzehnten andauernde Kampf vieler Menschen gegen diese unbeherrschbare Hochrisikotechnologie ist zu Ende. Kosten hoch, Nutzen Null, Gefahren hoch – Atomenergie hat sich noch nie gelohnt. Der Streckbetrieb von drei Reaktoren, die seit mehr als zehn Jahren nicht gewartet wurden, war ein Risiko und unverantwortlich.“
Mit Blick auf Niedersachsen betont Susanne Gerstner, Landesvorsitzende BUND-Niedersachsen: „Das Abschalten des AKW Emsland ist ein Grund zur Freude und mehr als überfällig. Der Weiterbetrieb nach den eindeutigen Ergebnissen des Stresstests war eine reine Farce und aufgrund der massiven Sicherheitsmängel des AKW ein hochriskantes Spiel mit offenem Ausgang. Nun ist endlich der Weg frei für eine ökologisch und sozial verträgliche Energiewende.“
Für den BUND und die vielen aktiven Bündnispartner der Anti-AKW-Bewegung ist die Begeisterung über das Aus des AKW gedämpft. Denn nach dem endgültigen Abschalten des AKW sind die Gefahren noch nicht gebannt. Jahrzehnte der Atomkraft hinterlassen Ewigkeitslasten: Hoch radioaktiven Abfall ohne Lösung für eine sichere Lagerung, verbunden mit Strahlenrisiken und enormen Kosten. All das wird in unverantwortlicher Weise auf nachfolgende Generationen abgewälzt. Auch der Rückbau, der nun schnellstmöglich begonnen werden muss, birgt Gefahren und wird Jahrzehnte dauern.
Weiterer Grund zur Sorge: Statt eines vollständigen Ausstiegs aus der Hochrisikotechnologie wird die Brennelementefabrik in Lingen weiter Brennelemente für AKWs produzieren. Aktuelle Pläne des Betreibers sehen sogar vor, die Produktion der Brennelementefabrik in Lingen in einem Joint Venture mit dem russischen Staatsunternehmen Rosatom zu erweitern.
„Eine solche Kooperation ist skandalös und politisch unverantwortlich“, so Gerstner weiter. „Wir fordern den zuständigen Umwelt- und Energieminister Christian Meyer dringend auf, den vorliegenden Antrag des Betreiberunternehmens auf Erweiterung der Produktion abzulehnen! Bund und Land müssen sich zu einem konsequenten Atomausstieg bekennen, der auch ein Aus der Brennelementefabrik in Lingen einschließt.“
Bislang versorgte die Fertigungsanlage überwiegend westeuropäische AKWs, künftig sollen auch Anlagen russischer Bauart von Lingen aus beliefert werden. Durch die Kooperation mit Rosatom, die Erweiterung der Produktion und damit verbundenen zusätzlichen Uranlieferungen aus Russland und Kasachstan vertieft Europa seine bestehende Abhängigkeit von Russland. Lingen würde in seiner fragwürdigen Funktion als Drehkreuz der europäischen Atomindustrie gestärkt. Der BUND und viele Bündnispartner fordern bereits seit Jahren ein Aus der Brennelementefabrik in Lingen.
Weitere Informationen:
Informationen zur heutigen Demonstration in Lingen
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