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BUND fordert konkrete Reduktionsziele für Glyphosat - Verbraucher- und Umweltschutz hat Vorrang vor Wirtschaftsinteressen

06. Januar 2016 | Chemie, BUND, Landwirtschaft, Umweltgifte

Der Wirkstoff Glyphosat nimmt mit Abstand den Spitzenplatz im Gesamtabsatz von Herbiziden ein und wurde von der Weltgesundheitsorganisation 2015 als “wahrscheinlich krebserregend“ eingestuft. Anlässlich der Anhörung des Agrarausschusses des niedersächsischen Landtages begrüßt der BUND, dass die Fraktionen die Debatte um den in Totalherbiziden eingesetzten Wirkstoff Glyphosat weiterführen. Gesundheits- und Verbraucherschutz sowie der Schutz der Umwelt, wie es die Anträge von CDU, SPD und GRÜNEN betonen, müssen Vorrang vor wirtschaftlichen Interessen der chemischen Industrie und der Landwirtschaft haben. Aus Sicht des BUND ist angesichts der Artenverluste auch insbesondere der Schutz der Biodiversität in der intensivbewirtschafteten Agrarlandschaft zu betonen.

Anlass der Expertenanhörung in Hannover ist der nach wie vor steigende Einsatz von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln in der konventionellen Landwirtschaft. Dabei machen glyphosathaltige Unkrautvernichtungsmittel den größten Einzelposten aus.

Alle grünen Pflanzen werden durch dieses Mittel abgetötet, daher spricht man auch von einem Totalherbizid. Der Wirkstoff wird weltweit so häufig eingesetzt, dass er und seine Abbauprodukte sich in der Umwelt verbreiten und auch über die Nahrungskette vom Menschen aufgenommen werden. „Wenn beim überwiegenden Anteil der untersuchten Menschen in europäischen Großstädten Glyphosat im Urin nachgewiesen werden kann, dann haben wir eine flächendeckende Belastung der Menschen in Europa“, so Tilman Uhlenhaut, Agrarexperte des BUND Niedersachsen. In den vergangenen Jahren sind in verschiedenen Untersuchungen große Bedenken über die gesundheitliche Ungefährlichkeit aufgekommen. Dies gipfelte in der Bewertung der Weltgesundheitsorganisation von 2015.

Die nun anstehende Wiederzulassung des Wirkstoffes auf europäischer Ebene steht damit erheblich in Zweifel. „Glyphosat muss auch als wichtiger Treiber für die Verluste der Biodiversität in der Agrarlandschaft angesehen werden. Die Funde des Wirkstoffes und seiner unmittelbaren Abbauprodukte, aber auch anderer Pestizidwirkstoffe im Oberflächen- und Grundwasser Niedersachsens sind sehr bedenklich und erfordern konkrete Reduktionsmaßnahmen, “ schätzt Uhlenhaut die Situation in Niedersachsen ein.

Der BUND fordert daher die Fraktionen des niedersächsischen Landtages auf, ihre Anträge weiter zu konkretisieren. Dabei muss von der Bundesgesetzgebung im Bereich Pflanzenschutz eingefordert werden, den sogenannten Integrierten Pflanzenschutz weiterzuentwickeln, verbindlich vorzuschreiben und bei Nichteinhaltung dieser Regeln empfindliche Sanktionen zu verhängen. Der Einsatz von glyphosathaltigen Pestiziden erfordert das Aufstellen von verbindlichen Reduktionszielen, insbesondere beim Nachernteeinsatz. „Chemie muss hier wieder durch mehr guten Ackerbau ersetzt werden.

Eine Intensivierung der diesbezüglichen Beratung ist dringend notwendig,“ sagt Uhlenhaut. Er fordert zudem, angesichts der weitverbreiteten Belastung von Menschen, ein Komplettverbot für den Einsatz des Totalherbizides unmittelbar vor der Ernte.

 

Quellen:

https://www.bund.net/umweltgifte/glyphosat/glyphosat-im-urin/ 

http://www.nlwkn.niedersachsen.de/aktuelles/pressemitteilungen/pflanzenschutzmittel-im-grundwasser-nachgewiesen-134746.html

https://www.blaetter.de/archiv/jahrgaenge/2015/dezember/glyphosat-unser-taeglich-gift

Rückfragen zum Thema an:

Tilman Uhlenhaut
stellv. Geschäftsführer und Landwirtschaftsreferent
BUND Landesverband Niedersachsen
tilman.uhlenhaut(at)nds.bund.net 

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