BUND Landesverband Niedersachsen

BUND fordert rasche Konsequenzen nach Frachterhavarie der „Fremantle Highway“

08. August 2023 | Meere, Mobilität, Mobilität (NI)

Dank der hervorragenden Arbeit der Einsatzkräfte konnte bei der Havarie der „Fremantle Highway“ vor der niederländischen Küste schlimmstes verhindert werden. Das Schiffsunglück macht jedoch auf dramatische Weise deutlich, wie massiv die Nordsee, das Wattenmeer und die Küstenregionen durch den zunehmenden Schiffsverkehr und die damit verbundenen Gefahren bedroht sind. Der BUND fordert nun schnelle und wirksame Maßnahmen, um bestehende Sicherheitslücken zu schließen und das Risiko von Schiffsunglücken zu minimieren.

Susanne Gerstner, Landesvorsitzende BUND Niedersachsen: „Wir erwarten von der Bundesregierung umgehende Konsequenzen aus der Havarie. Es ist längst überfällig, Automobiltransporte als Gefahrguttransporte zu deklarieren. Auch müssen die Sicherheits- und Brandschutzstandards für Autofrachter erhöht und an die neuen Risiken bei der Beförderung von Elektroautos angepasst werden. Deutschland muss gemeinsam mit Dänemark und den Niederlanden aktiv werden und sich bei der Internationalen Maritimen Organisation (IMO) für eine deutliche Verbesserung der Schiffssicherheit und des Meerschutzes einsetzen.“

Die Nordsee gehört zu den am dichtesten und häufigsten befahrenen Schifffahrtsgebiete der Welt. Mehrere Schiffshavarien in den letzten Jahren zeigen deutlich, dass die Sicherheitsmaßnahmen im Schiffsverkehr bei weitem nicht ausreichen. Speziell bei Autofrachtern sind gravierende Lücken festzustellen, da die technische Ausstattung der Schiffe beim Brandschutz und den Löschsystemen mit der Entwicklung der Automobiltechnik nicht Schritt gehalten hat. Für Reedereien, die Elektroautos transportieren, fehlen bis heute einheitliche Richtlinien.

Gerstner weiter: „Aufgrund der extremen Risiken dürfen Autotransporte keinesfalls mehr die küstennahe Route nutzen, stattdessen muss die küstenferne Route verbindlich vorgeschrieben werden. Das Weltnaturerbe Wattenmeer ist ein einzigartiges und hoch sensibles Ökosystem, bis heute fehlen jedoch wirksame Schutzmaßnahmen wie festgelegte Schifffahrtswege für besonders gefährliche Ladungen, Maßnahmen für Notfälle, Sicherheit an Bord und Lotsendienste. Hier besteht dringender Nachholbedarf!“

Auch warnt der BUND vor den schädlichen Folgen der jüngsten Schiffshavarie für das Ökosystem der Nordsee und des Wattenmeers. Durch Lösch- und Kühlwasser ist ein gefährlicher Chemiecocktail ins Meer gelangt und bedroht die Pflanzen- und Tierwelt des Meeres und der Küste. Der BUND fordert eine genaue Untersuchung zu den eingetragenen Schadstoffen und den Folgen für Mensch und Natur.

„Die Bewahrung des Weltnaturerbes und der Schutz des Wattenmeeres müssen in der internationalen Zusammenarbeit höchste Priorität erhalten. Dazu braucht es neben politischen Willensbekundungen vor allem konkretes Handeln und ambitionierte Schutzmaßnahmen“, fordert Gerstner.  

Hintergrund:
Auf der 14. Trilateralen Wattenmeerkonferenz in Wilhelmshaven 2022 hatten sich die Umweltminister der Anrainerstaaten Dänemark, Deutschland und Niederlande zum verbesserten Schutz des Wattenmeers bekannt und eine Evaluation und Review der bestehenden Sicherheitsmaßnahmen in Aussicht gestellt. Bereits 2002 wurde das Wattenmeer auf Antrag der drei Anrainerstaaten von der IMO als „besonders empfindliches Meeresgebiet“ (Particularly Sensitive Sea Area, PSSA) ausgewiesen, zusätzliche Schutzmaßnahmen wurden damals jedoch nicht festgelegt.

Bei Autotransporten stellen Elektroautos ein besonderes Risiko dar. Wenn Lithium-Ionen-Batterien brennen, hilft kein üblicher Löschschaum oder -pulver, wie diese auf Frachtern üblicherweise eingesetzt werden, der Brand kann nur mit erheblichen Mengen Wasser gelöscht werden. Zusätzliche Probleme entstehen, wenn das Löschwasser auf Schiffen nicht abfließen kann.

In den letzten Jahren kam es zu mehreren Havarien in der Nordsee und im Wattenmeer: 2017 Havarie des Frachters "Glory Amsterdam", Containerschiffs "MSC ZOE" 2019 und der "Mumbai Maersk" im Jahr 2022. Bei dem Unglück der MSC Zoe, die von Portugal nach Bremerhaven unterwegs war, fielen nach schweren Seeverhältnissen 342 Container in die Nordsee, die beim Sturz geborsten sind und in Einzelteilen an Land gespült wurden bzw. geholt werden mussten. Auch zwei Container mit gefährlichem Dibenzoylperoxid, das zur Kunststoff-Herstellung verwendet wird, und 1.500 Kilogramm Lithium-Ionen-Batterien gingen über Bord.

Kontakt für Rückfragen:
Susanne Gerstner, Landesvorsitzende, BUND Landesverband Niedersachsen, susanne.gerstner(at)nds.bund.net

BUND-Pressestelle:
Elisabeth Schwarz, Tel. (0511) 965 69 – 32, Mobil: (01515) 33 111 88; presse(at)nds.bund.net, www.bund-niedersachsen.de

 

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