BUND warnt mit Schildern vor Verwechslungsgefahr von Wild- und Hauskatzen - Graugetigerte Jungkatzen unbedingt im Wald lassen

03. April 2024 | Artenschutz (NI), Projekt "Wildkatzen - Vorsicht Verwechslungsgefahr" (NI), Wildkatze, Wildkatze (NI)

 (Thomas Stephan)

Nach und nach erobert die Europäische Wildkatze verlorengegangene Lebensräume in Niedersachsen zurück. Dennoch bekommen die wenigsten Menschen je eine Wildkatze zu Gesicht, denn die gefährdete Art ist äußerst scheu und vielerorts selten. Wenn sich Mensch und Wildkatze begegnen, kann dies dramatische Folgen für die Wildtiere haben. Daher appelliert der BUND Niedersachsen, bei der Sichtung einer jungen Wildkatze Abstand zu halten und diese nicht mit nach Hause zu nehmen. Um darauf aufmerksam zu machen, hat der BUND im Rahmen des Projektes „Vorsicht Wildkatze“ gemeinsam mit ehrenamtlichen Wildkatzen-Botschafter*innen Hinweisschilder in Regionen Niedersachsens aufgestellt, in denen die Tiere vorkommen.

„Vor allem im Frühling, wenn viele Wildkatzen ihre Jungen zur Welt bringen, können Spaziergänger*innen den Wildkatzen-Nachwuchs in unseren Wäldern entdecken. Dabei besteht die Gefahr, dass die kleinen Wildkätzchen mit Hauskatzen verwechselt werden“, erklärt Andrea Krug, Wildkatzenexpertin beim BUND Niedersachsen. „Der BUND möchte mit den neuen Informationsschildern auf die Verwechslungsgefahr aufmerksam machen. Bitte lassen Sie die graugetigerten Jungkatzen im Wald und stören Sie sie nicht! Meist ist das Muttertier ganz in der Nähe und kümmert sich um seinen Nachwuchs“. 

Die Tiere, die an ein Leben in der Wildnis angepasst sind, leiden in Gefangenschaft und sind aufgrund falscher Ernährung oder möglicher Krankheiten erheblichen Gefahren ausgesetzt, die teilweise sogar bis zum Tod führen. Aus Versehen aus dem Wald mitgenommene junge Wildkatzen landen bestenfalls zunächst in der Wildtier- und Artenschutzstation in Sachsenhagen oder im NABU-Artenschutzzentrum Leiferde. Die Anzahl der dort eingelieferten jungen Wildkatzen hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Auch wenn die Wildtiere hier mit großem Aufwand professionell betreut werden, können manche Jungtiere nie wieder zurück in die freie Wildbahn. Neben dem Einzelschicksal wirkt sich die Entnahme der jungen Wildkatzen somit auch negativ auf die Population aus. Das Fehlen der Jungtiere verlangsamt oder verhindert die Wiederausbreitung der Art.

Die Informationskampagne im Rahmen des Projektes „Vorsicht Wildkatze“ erfolgt in enger Abstimmung mit den jeweiligen Flächenbesitzenden sowie Vertreter*innen aus Forst und Behörden. Es wird von der Deutschen Postcode Lotterie gefördert.

Hintergrund:
Graugetigerte Hauskatzen sehen Wildkatzen oft sehr ähnlich. Hauskatzen stammen jedoch nicht von der Europäischen Wildkatze, sondern von der Afrikanischen Falbkatze ab. Erst die Römer brachten die Hauskatzen nach Deutschland. Zu diesem Zeitpunkt lebte die Europäische Wildkatze schon lange in den Wäldern Deutschlands. Hauptmerkmale der erwachsenen Wildkatzen sind ihr buschiger Schwanz mit zwei bis drei klar abgesetzten dunklen Ringen und die verwaschene Fellzeichnung. Oft wirkt die Wildkatze auch etwas größer und massiger als eine Hauskatze. Bei Jungtieren ist die Unterscheidung allerdings noch schwieriger. Sehr auffällig ist aber ihr Verhalten: Wildkatzen sind ausgesprochen scheu, wild und heimlich. Nachdem sie vor hundert Jahren fast ausgerottet war, kehrt die Wildkatze mittlerweile in viele ihrer ursprünglichen Lebensräume zurück.

Der BUND möchte im Rahmen des länderübergreifenden Projekts „Vorsicht Wildkatze“ mit einer gezielten Informationskampagne dafür sorgen, dass weniger Wildkatzen in menschlicher Obhut landen. Dafür bindet der Umweltverband zentrale Akteure wie Tierärzt*innen, Tierheime und Wildtierauffangstationen ein, um auch einen artgerechten Umgang mit den Wildtieren zu unterstützen.

Sie haben ein Wildkätzchen im Wald gesehen und möchten ihm helfen? Wenden Sie an die zuständigen Jagdausübungsberechtigten oder lokale BUND-Wildkatzenbotschafter*innen. Informationen zum Vorgehen finden Sie auch im BUND-Handlungsleitfaden oder beim BUND-Notfalltelefon (täglich von 10 bis 18 Uhr unter Tel. 036254 / 86 51 80). Eine Mitnahme der Wildtiere ist in vielen Fällen verboten.

Videos: www.bund-niedersachsen.de/wildkatzen-videos
Tipps zum Umgang mit Wildkatzen: www.bund-niedersachsen.de/wildkatzen-umgang
Wildkatzensteckbrief: www.bund-niedersachsen.de/wildkatzen-steckbrief

Für Rückfragen:
Andrea Krug, Projektleiterin „Vorsicht Wildkatze“, Tel. (0511) 965 69 – 39, andrea.krug(at)nds.bund.net

BUND-Pressestelle:
Elisabeth Schwarz, Tel. (0511) 965 69 – 32, Mobil (01515) 33 111 88, presse(at)nds.bund.net, www.bund-niedersachsen.de

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