Der Weihnachtsbaum ist für viele Menschen unverzichtbar. Oft steht er schon vor dem 24. Dezember im Wohnzimmer. Aber wie ist der Baum die letzten Jahre gewachsen? Der BUND hat Weihnachtsbäume von einem unabhängigen Labor auf Rückstände von Pestiziden untersuchen lassen. Bei 14 von insgesamt 19 getesteten Bäumen wurde das Labor fündig. Insgesamt wurden 15 verschiedene Wirkstoffe nachgewiesen. Von den insgesamt vier aus Niedersachsen stammenden Proben konnten in der Hälfte der Bäume Pestizide nachwiesen werden. Eine Probe erhielt sogar einen Wirkstoff, der nicht für den Weihnachtsbaum-Anbau zugelassen sowie für Natur und Mensch hochgiftig ist.
Tonja Mannstedt, Geschäftsführerin des BUND Niedersachsen: „Der Test zeigt, dass beim Anbau von Weihnachtsbäumen in Plantagen in großem Umfang Pestizide eingesetzt werden. Die Gifte sind ein großes Problem für die Artenvielfalt. Denn sowohl während der Aufzucht als auch wenn die Bäume entsorgt werden, gelangen die Pestizide in Böden und Gewässer, sie töten und schädigen Bienen sowie andere Insekten und zerstören Lebensräume von Nützlingen. Angesichts des dramatischen Artenschwundes muss sofort gehandelt werden – beispielsweise durch die konsequente Umsetzung der Pflanzenschutzmittel-Reduktionsstrategie, die im Niedersächsischen Weg beschlossen wurde, damit zukünftig deutlich weniger Pestizide in der Landwirtschaft eingesetzt werden.“
Vier Nordmanntannen enthielten Pestizide, die in der EU generell oder für den Weihnachtsbaumanbau gar keine Zulassung haben. Solche Bäume dürften nicht verkauft werden. Dieser illegalen Praxis müssen die Behörden jetzt nachgehen, der BUND wird die zuständigen Pflanzenschutzdienste in Bayern, Berlin, Niedersachsen und Rheinland-Pfalz informieren und Aufklärung einfordern.
Corinna Hölzel, BUND-Pestizidexpertin: „Drei Jahre nach unserem letzten Test zeigt sich leider keine Veränderung hin zu mehr Biodiversitäts- und Umweltschutz. Es kommen immer noch viel zu viele Giftstoffe zum Einsatz. Ohne gesetzliche Vorgaben und Kontrollen ist ein Wandel beim Pestizideinsatz nicht zu erreichen. Der BUND fordert die Bundesregierung auf, zügig ein nationales Reduktionsprogramm für Pestizide vorzulegen. Für das gerade von der EU wiederzugelassene Glyphosat müssen in den nächsten sechs Monaten strenge nationale Anwendungsberschränkungen erlassen werden. Die Landwirt*innen müssen bei der Anwendung von nicht-chemischen Alternativen unterstützt werden.”
Der BUND empfiehlt Verbraucher*innen den Kauf von Bio-Weihnachtsbäumen. Auf diesen Plantagen werden keine chemisch-synthetischen Pestizide eingesetzt. Die nicht chemischen Alternativen sind bekannt und werden dort genutzt: Organischer Dünger und größere Baumabstände können den Einsatz von Fungiziden senken. Mit Landschaftselementen wie Blühstreifen, Hecken oder Steinhaufen werden Nützlinge angelockt, die Schädlinge im Griff halten. Und statt Glyphosat einzusetzen, kann gemäht werden. Auch eine Beweidung mit Schafen ist möglich. Zu empfehlen sind ebenfalls Bäume aus ökologischer Waldwirtschaft, zu erkennen am FSC-Siegel.
Alternativ kann auch ganz auf einen echten Baum verzichtet werden. Stattdessen können zum Beispiel Zweige von Nadelbäumen, Holzgestelle oder sonstige kreative Objekte aus Naturmaterialien weihnachtlich geschmückt werden. Auch beim Weihnachtsbaumschmuck empfiehlt der BUND Naturmaterialien wie Holz, Stroh, Papier, bemalten Salzteig, Filz oder Wolle.
Hintergrund:
In Deutschland werden jährlich rund 30 Millionen Weihnachtsbäume verkauft. 90 Prozent dieser Bäume stammen aus heimischer Produktion. Die meisten Weihnachtsbäume werden auf Plantagen kultiviert. Dafür werden rund 50.000 Hektar in Anspruch genommen, die größten Anbauregionen liegen in Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Rund 2,4 Millionen Weihnachtsbäume werden jährlich importiert, vor allem aus Dänemark.
Weitere Informationen:
Testergebnisse des aktuellen Weihnachtsbaumtest
Liste mit Verkaufsstellen von Öko-Weihnachtsbäumen von Robin Wood
Bei Rückfragen:
Corinna Hölzel, BUND-Pestizidexpertin, E-Mail: corinna.hoelzel(at)bund.net
BUND-Pressestelle:
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