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Kein Weiterbetrieb von Atomkraftwerken in Deutschland! BUND fordert konsequenten Atomausstieg zum Jahresende

01. Oktober 2022

Atomkraftwerk Emsland in Lingen  (ChNPP / Wikimedia / Creative Commons )

Durch die starke Abhängigkeit Deutschlands von russischen Brennstoffen und die daraus resultierende Gaskrise ist in Deutschland eine Debatte über einen möglichen Streckbetrieb, Laufzeitverlängerungen bis hin zu einem Wiederhochfahren bereits abgeschalteter AKWs entbrannt. Auch Niedersachsen ist als Standort des AKW Emsland und der Brennelementefabrik Lingen direkt davon betroffen. Mit einem Offenen Brief hat der BUND Niedersachsen die Landespolitik aufgefordert, sich für einen konsequenten Atomausstieg einzusetzen. Anlässlich der heutigen Atom-Demo in Lingen haben BUND-Aktive den Landtagswahlkandidat*innen im besonders betroffenen Wahlkreis 80 ein Forderungspapier überreicht, das 10 gute Gründe für einen konsequenten Atomausstieg benennt.

Susanne Gerstner, BUND-Landesvorsitzende: „Ein Weiterbetrieb von Atomkraftwerken wäre sicherheitstechnisch, energiepolitisch und ökonomisch ein Irrweg. Einen Streckbetrieb oder gar eine Verlängerung von Laufzeiten lehnt der BUND aufgrund der immensen Gefahren durch den hochriskanten Atommüll auch für künftige Generationen strikt ab. Ein Weiterbetrieb ist keine Antwort auf die aktuelle Energiekrise, denn bezogen auf den gesamten Energieverbrauch liefert Atomkraft nur etwa 1 %. AKWs sind alles andere als krisensicher: Die Erfahrungen aus Frankreich belegen massive Ausfälle infolge von ausstehenden Sicherheitsprüfungen und klimatischen Bedingungen. Auch zeigt die dramatische Situation um das AKW Saporischschja in der Ukraine, welche Gefahren Atomkraftwerke im Kriegs- oder Terrorfall mit sich bringen. Risiken und Kosten eines Weiterbetriebs stehen in keinem Verhältnis zur geringen Stromausbeute. Wir appellieren daher dringend an die politischen Entscheidungsträger*innen, sich konsequent gegen diese Hochrisikotechnologie einzusetzen.“

Dr. Bernd Redeker, Sprecher des BUND-Landesarbeitskreises Atom: „Der BUND hält die Entscheidung gegen einen Weiterbetrieb des AKW Emsland schon allein aus Sicherheitsgründen für zwingend erforderlich. Die letzte periodische Sicherheitsprüfung, die normalerweise alle 10 Jahre erfolgen muss, fand in 2009 statt. In 2022 kam es zu zwei meldepflichtigen Ereignissen. Im letzten Jahr hat die Bundesregierung eingeräumt, dass das AKW Emsland Risse an Dampferzeugerheizrohren aufweist, die auf Korrosionsprozesse zurückzuführen sind. Trotz dieser Schäden hat der Betreiber, die RWE Power AG, in der Revision 2021 auf eine entsprechende Prüfung der Heizrohre im AKW verzichtet. Das alles belegt gravierende Mängel am Sicherheitskonzept des AKW. Der BUND fordert bereits seit über einem Jahr eine gründliche Überprüfung der Dampferzeugerheizrohre und hat darauf hingewiesen, dass das AKW bis zum Abschluss einer Überprüfung vom Netz genommen werden muss. Trotz unserer Kritik ist dies bisher nicht erfolgt.“

Durch einen Weiterbetrieb von Atomkraftwerken werden laut BUND erneut unnötig hohe Geldbeträge, die für erneuerbare Energien und die Energiewende dringend benötigt werden, in eine nicht nachhaltige und gefährliche Technologie fließen. Hinzu kommt die völlig inakzeptable Abhängigkeit von russischem Uran, die am aktuellen Urantransport aus Russland nach Lingen offensichtlich wird. Der Umweltverband fordert zudem, in den Atomausstieg auch die noch unbefristet genehmigten Anlagen der Urananreicherung in Gronau, der Brennelementefabrik in Lingen und von Forschungsreaktoren einzuschließen.

 

Hintergrund:
Seit dem 5. September liegen die Ergebnisse des zweiten Netzstresstests vor. Im Ergebnis werden alle drei derzeit in Deutschland noch am Netz befindlichen Atomkraftwerke (AKW) planmäßig Ende 2022 regulär vom Netz gehen. Damit hält der Bund grundsätzlich am Atomausstieg fest. Allerdings soll bis Mitte April 2023 eine begrenzte AKW-Einsatzreserve aus den beiden südlichen AKW Isar 2 und Neckarwestheim vorgehalten werden. Eine vergleichbare für das AKW Emsland ist im Ergebnis des Stresstest nicht vorgesehen, da für den norddeutschen Raum andere, weniger risikoreiche Maßnahmen verfügbar sind.

 

Mehr Informationen:
BUND-Positionspapier „10 Gründe für einen konsequenten Ausstieg aus der Atomenergie“ sowie Offener Brief an die Landespolitik unter www.bund-niedersachsen.de/konsequenter-atomausstieg

 

Bei Rückfragen:

BUND-Pressestelle:
Elisabeth Schwarz, Tel. (0511) 965 69 – 32, presse(at)nds.bund.net, www.bund-niedersachsen.de

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