Kreuz und quer durch Niedersachsen - Der BUND Niedersachsen warnt vor den Gefahren von Gülle-Transporten

26. September 2016 | Landwirtschaft, Umweltgifte, Flüsse & Gewässer, Meere

Gülleunfälle. Grafik: BUND Gülleunfälle. Grafik: BUND

Einer vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) erstellten „Chronik der Gülle-Unfälle“ für den Zeitraum von Juli 2015 bis Juni 2016 zufolge ist die Anzahl der Unfälle bei Gülle-Transporten weiterhin sehr hoch. Ursache dafür ist die zunehmende Zahl der Gülle-Transporte im Inland sowie zwischen den benachbarten Staaten. Niedersachsen als Agrarland Nr. 1 ist davon besonders betroffen: Über 34 Millionen Tonnen Gülle, Gärreste und Hühnertrockenkot werden jährlich an andere Betriebe abgegeben, davon rund 10 % überregional. „Rund 75.000 Transporte mit 3 Millionen Tonnen Gülle rollen Jahr für Jahr über unsere Straßen. Und jeder Transport birgt die Gefahr einer Havarie“, sagt Tilman Uhlenhaut, Agrarreferent des BUND Niedersachsen. „Die Häufung von Gülle-Unfällen in Niedersachsen ist alarmierend und stellt eine Gefahr für Mensch und Natur dar.“

Der BUND warnt davor, dass wegen der Gülle-Unfälle die Verschmutzung von Böden und Gewässern mit Fäkalien aus der industriellen Tierhaltung ansteigt. Der in der Gülle enthaltene Stickstoff belastet neben der Überdüngung der Felder auch die Gewässer und gelangt über die Flüsse bis in die Nord- und Ostsee. Im Meer beschleunigt die Überdüngung das Algenwachstum, der Sauerstoffgehalt sinkt, regelrechte Todeszonen für Meereslebewesen sind die Folge. „Die deutschen Flüsse, Seen und Meere sind in einem sehr schlechten Zustand, weil 37 Prozent der Stickstoff-Überschüsse aus der Landwirtschaft in den Gewässern landen“, sagte die BUND-Agrarexpertin Katrin Wenz. „Die hohe Stickstoffbelastung gefährdet auch die Trinkwasservorkommen. 70 Prozent des Trinkwassers in Deutschland stammt aus Grundwasservorräten, die vor allem in landwirtschaftlich intensiv genutzten Gebieten immer großflächiger mit Nitrat belastet sind“, so Wenz.

Gülle-Unfälle sind eine Folge der Massentierhaltung. Niedersachsen ist Spitzenreiter in intensiv wirtschaftenden Tierhaltungsanlagen: Allein zwei Drittel aller deutschen Masthühner kommen aus Niedersachsen. In den so genannten Megaställen fallen deutlich mehr Nährstoffe an, als im eigenen Betrieb verwendet werden können. „Die durch die Intensivtierhaltung entstehenden riesigen Mengen an Gülle verursachen massive Umweltschäden. Trotz erster Schritte hat die Landesregierung dieses Problem noch lange nicht gelöst“, so Uhlenhaut.

Um Überdüngung dauerhaft und wirksam zu reduzieren, muss neben einer strengeren Düngegesetzgebung eine Stickstoffüberschussabgabe eingeführt werden. Die Einrichtung einer Transportdatenbank ist zudem die Voraussetzung, um genau zu erfassen, wer wie viel Gülle von wo nach wo transportiert. In anderen EU-Mitgliedsstaaten wie beispielsweise in den Niederlanden gibt es solche Datenbanken bereits. „Trotz massiver Überdüngung und einer sehr hohen Zahl von Gülle-Havarien verschleppt die Bundesregierung seit 2013 die Novellierung der Düngeverordnung. Agrarminister Schmidt steht in der Verantwortung, die wertvolle Ressource Wasser besser zu schützen“, sagte Wenz.

Die BUND-Recherche „Chronik der Gülle-Unfälle“ finden Sie hier.

Eine dazugehörige Deutschlandkarte hier.
 

 

Rückfragen zum Thema an:
Tilman Uhlenhaut
Agrarreferent und stellv. Geschäftsführer
BUND Landesverband Niedersachsen
Tel. (0511) 965 69 – 13
tilman.uhlenhaut(at)nds.bund.net

Katrin Wenz
BUND-Agrarexpertin
Tel. (030) 275 86 – 549
katrin.wenz(at)bund.net 

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