BUND Landesverband Niedersachsen

Miesmuschelfischerei weiterhin mies – Fischerei im Nationalpark nicht automatisch umweltverträglich

29. Oktober 2013 | Artenschutz (NI), Meere, Wasser, Flüsse, Meere (NI)

Hannover/Hooksiel, 29. Oktober 2013 - Gegen die Anerkennung der niedersächsischen Miesmuschelfischerei über das MSC-Gütesiegel (Marine Stewardship Council) als umweltverträgliche, nachhaltige Nutzung bezieht der BUND Landesverband Niedersachsen eindeutig Stellung. Diese MSC-Zertifizierung steht im Widerspruch zum hohen Schutzanspruch des Nationalparks. Die Miesmuschelfischerei berücksichtigt weder ausreichend die ökologisch nachteiligen Auswirkungen der Fischerei noch den Schutzanspruch des Wattenmeeres. Nach Auffassung des BUND steht sie auch im Widerspruch zu nationalem und europäischen Naturschutzrecht.

Denn weiterhin werden „wilde“ Miesmuscheln unter Wasser und auf dem Watt mit schwerem Fanggerät abgeerntet unter Schädigung der geschützten natürlichen Wildmuschelbänke. Der charakteristische Lebensraum Muschelbank geht damit auch für die zahlreiche Begleitarten verloren und für die natürliche Entstehung neuer Muschelbänke verschlechtern sich die Bedingungen. Vogelarten wie der Austernfischer sind jedoch auf Miesmuscheln als Nahrungsquelle angewiesen. Die Bestände der oft zu zehntausenden im Wattenmeer rastenden Austernfischer gehen seit Jahren stark
zurück.

„Zentrales Ziel eines Nationalparks ist es, dass sich heimische Natur ungestört entwickeln kann. Alle typischen Arten sollen einen intakten Lebensraum vorfinden. Die augenblickliche Art der Fischerei schädigt nach wie vor massiv die Muschelbänke im Wattenmeer und verringert damit die Nahrungsgrundlage für geschützte Vogelarten. Daran ändert auch der MSC nichts. Die Miesmuschelfischerei entspricht nicht den Zielen des Nationalparks“ stellt Holger Wesemüller, Naturschutzexperte und jahrzehntelanger Beobachter der Fischerei im Wattenmeer fest.

Dabei kann sich der BUND durchaus naturschonende Verfahren in der Miesmuschelfischerei vorstellen. Sollten z. B. die jungen „Saatmuscheln“ zur Besetzung der Muschelkulturen ausschließlich aus so genannten „Hängekulturen“ (Langleinen) außerhalb des Nationalparks gewonnen werden, wie das schon im Jadebereich erfolgreich erprobt wird, und eine Reihe an Auflagen – wie die Anpassung des Bewirtschaftungsplans an ökologische Erfordernisse, eine völlige Verschonung der Muschelbänke im Nationalpark, ein Verzicht auf den Import von Jungmuscheln, eine lückenlose Dokumentation der Muschelbänke im Eu- und Sublitoral sowie Transparenz im Umgang mit „Stakeholdern“ und deren rechtzeitige Beteiligung – erfüllt werden, könne der Weg zu einer nachhaltigen Fischerei beschritten werden.

Für den BUND fordert dessen Landesgeschäftsführer Bodenstein-Dresler: „in geschützten Gebieten darf Fischerei erst dann als nachhaltig zertifiziert werden, wenn dieses in Übereinstimmung mit den Naturschutzzielen des jeweiligen Schutzgebietes steht“. Dieser Haltung zum Schutz des Weltnaturerbes Wattenmeer schließt sich auch der Niedersächsische Heimatbund an. 

 

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