BUND Landesverband Niedersachsen

NABU und BUND: Niedersachsen soll Streuobst besser vermarkten, fördern und unter Schutz stellen - NABU-Streuobstexperten aus ganz Deutschland zu Gast auf der Burg Lenzen des BUND Niedersachsen

01. Juli 2013 | Artenschutz (NI), Landwirtschaft, Streuobstwiesen (NI), Obstbäume (NI)

Lenzen, Hannover - Vom 28. bis zum 30. Juni tagte der NABU-Bundesfachausschuss (BFA) Streuobst auf der Burg Lenzen an der Elbe. Für das dortige Biosphärenreservat Flusslandschaft Elbe, sind Streuobstwiesen charakteristische Begleiterscheinungen in den Dörfern und deren Randlagen. Die Experten kommen dreimal jährlich in wechselnden Bundesländern zusammen. Sie stellen das einzige Gremium in Deutschland dar, das sich auf Bundes- und internationaler Ebene systematisch mit Fragen rund um den Streuobstbau beschäftigt.

In Lenzen bereiteten die Experten das 4. bundesweite Treffen der Streuobst-Aufpreisvermarkter vom 28. bis 30. März 2014 in Kassel vor. Die dreitägige Veranstaltung richtet sich an Keltereien, die regionales Streuobst verarbeiten und dafür einen höheren Aufpreis an die Erzeuger zahlen sowie an deren Partner aus Landwirtschaft, Naturschutz und Kommunalpolitik. Außerdem erarbeitete das Gremium Vorschläge zur Neugestaltung von Förderprogrammen im Obstbau, die im Zuge der neuen EU-Förderperiode 2014 bis 2020 von den Bundesländern berücksichtigt werden sollen.

Beate Kitzmann und Dr. Markus Rösler, Sprecher des NABU-BFA Streuobst: "Niedersachsen hat starke Defizite bei der erfolgreichen Vermarktung genauso wie bei der Unterschutzstellung und Förderung von Streuobst. Wir fordern die Landesregierung daher auf, gezielt Modellprojekte zu unterstützen, bei denen faire Preise für die Bewirtschafter mit Naturschutzstandards gekoppelt werden. Dies ist ein ökonomischer Ansatz, den wir vom NABU auch mit dem NABU-Qualitätszeichen für Streuobstprodukte unterstützen. Niedersachsen ist trotz seiner bedeutenden Streuobstbestände diesbezüglich noch Entwicklungsland. Dies gilt genauso für die Förderung im Zuge der Agrarumweltprogramme. Es gibt in Niedersachsen zahlreiche von Landschaftspflegeverbänden, Landwirten, BUND, Jägern oder NABU angelegte und bewirtschaftete Streuobstbestände, aber im Vergleich zu Nachbarländern wie Nordrhein-Westfalen oder Sachsen-Anhalt keine Berücksichtigung bei den Agrarumweltprogrammen."

“So initiierte der BUND Landesverband Niedersachsen das Projekt Streuobstwiesenkataster“, erklärte Sabine Washof, Projektleiterin. Der BUND Niedersachsen setzt sich damit seit 2011 für den Erhalt, die Neuanlage und Pflege von Streuobstwiesen in Niedersachsen ein. Hierzu wurde die Informationsdatenbank www.streuobstwiesen-niedersachsen.de  eingerichtet. In dieser können wichtige Informationen rund um die Streuobstwiese abgerufen und eingepflegt werden können - mit dem Ziel der Vernetzung aller Interessengruppen zum Schutz dieser Biotope. Viele nützliche Informationen rund um das Streuobst werden direkt eingetragen, wie z.B. die Lage von Streuobstwiesen, Standorte von Mostereien, Baumschulen und Hofläden. In der laufenden Projektphase werden u.a.

Artenschutzmaßnahmen für die Wildbienen und den Steinkauz unterstützt, ein Leitfaden für den Aufbau von Schülerfirmen erstellt, Aktionen wie Streuobstwiesenwettbewerb, um der Öffentlichkeit die Qualitäten und 'Schönheiten' der niedersächsischen Streuobstwiesen mit deren Produkten aufzuzeigen, ins Leben gerufen.

Die Streuobst-Experten des NABU regten zudem die Förderung der Vermarktung von Streuobstprodukten an. Hierzu wäre ein Förderprogramm für die Vermarktung von getrennt erfassten Streuobstprodukten nach dem Vorbild von Baden-Württemberg hilfreich. "Auf dem deutschen Getränkemarkt gibt es leider einen millionenfachen Missbrauch des ungeschützten Begriffes Streuobst", erläuterte Rösler und sprach von rund 30 Millionen Etiketten, "auf denen Streuobst steht, während sich der Inhalt aus einem unkontrollierten Obstgemischpansch zusammensetzt. Keltereien, die das Hochstamm-Obst getrennt erfassen und den Landwirten bei klaren Umweltstandards wie den Verzicht auf synthetische Pestizide faire Preise bezahlen möchten, benötigen eine offensive und deutlich bessere Unterstützung durch das Land, um sich mit ihren Streuobstgetränken auf dem Markt behaupten zu können, so Rösler. Der NABU-BFA Streuobst forderte die Mostereien daher auf, künftig faire Preise für Mostobst zu zahlen: "Genauso wie die Milchbauern zu Recht 40 Cent je Liter Milch fordern, bedarf es im Streuobstbau rund 20 Euro je Doppelzentner für Mostobst, um langfristig rentabel wirtschaften zu können.

"Streuobstwiesen sind die Lebensräume Mitteleuropas mit der höchsten biologischen Vielfalt - unsere Hot Spots der Biodiversität. Über 5.000 Tier- und Pflanzenarten und rund 3.000 Obstsorten sind allein in Deutschland nachgewiesen. Streuobstwiesen unterliegen auch in Niedersachsen einer starken Gefährdung durch Verbrachung und Bebauung. Vor diesem Hintergrund besitzen Maßnahmen für den Schutz und die naturverträgliche, möglichst rentable Nutzung dieser Lebensräume höchste Priorität und sind im Vergleich zu bisher deutlich auszubauen", so Beate Kitzmann und Dr. Markus Rösler. "Die Unterschutzstellung über das Naturschutzgesetz nach dem Vorbild von Niedersachsens Nachbarländern Hessen, Thüringen und Sachsen-Anhalt und Brandenburg ist längst fällig. Was außerdem fehlt, ist eine systematische Kartierung speziell der Hochstamm-Obstbäume im Land", monieren Kitzmann und Rösler.

Mit Streuobst-Materialversand, Streuobst-Rundbrief, Liste der Baumschulen, mobilen und stationären Mostereien und Brennereien, dem Streuobst-Qualitätszeichen sowie regelmäßigen international ausgerichteten Tagungen versteht sich der NABU-BFA Streuobst als 'Spinne im Netz' der Streuobstaktivitäten in Deutschland und verbindet Verbraucher, Keltereien und Baumschulen, Politik und Wissenschaft.

Alles Wissenswerte rund um den Streuobstbau und den genauen Tagungsort erfahren Sie unter www.Streuobst.de

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