BUND Landesverband Niedersachsen

Ökologische Nische Friedhof - BUND startet neues Mitmach-Projekt zum Schutz von Wildbienen

24. April 2018 | Artenschutz (NI), Lebensräume, Mitmachen (NI), Naturschutz in der Stadt (NI), Projekt Ökologische Nische Friedhof (NI), Wildbienen

Weiße Lichtnelke, Glockenblume und Königskerze – diese und weitere wildbienenfreund­lichen Blumenarten haben Ehrenamtliche heute auf dem Stadtfriedhof Stöcken in Hannover angesät. Mit der Aktion hat der BUND Niedersachsen das Projekt „Ökologische Nische Friedhof“ gestartet. Naturschutzinteressierte legten gemeinsam mit dem Fried­hofsteam und dem BUND Blumenwiesen und Mustergräber mit Wildstauden an und schafften damit mehr Lebensraum für bedrohte Arten in der Stadt.

Friedhöfe bilden einen Großteil der städtischen Grünflächen. Eine naturnahe Umgestal­tung von Wiesen, Beeten und Hecken hilft nicht nur Wildbienen, Schmetterlingen und Libellen, sondern Vögeln, Fledermäusen und Kleinsäugern gleichermaßen. „Städte und Kommunen können einen entscheidenden Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt leisten“, erklärt Jakob Grabow-Klucken vom BUND Niedersachsen. Durch das Projekt "Ökologische Nische Friedhof" möchte der Umweltverband einen nachhaltigen Trend setzen, um Fried­höfe, Parkanlagen und Grünflächen zu langfristig ökologisch wertvollen Lebensräumen im urbanen Raum zu gestalten. Das Projekt bildet damit einen Baustein im Kampf gegen das Insektensterben.

Die Stadt Hannover, vertreten durch Cordula Wächtler als Bereichsleiterin Städtische Friedhöfe im Fachbereich Umwelt und Stadtgrün, begrüßt die Initiative des BUND. Niedersachsenweit beteiligen sich vier große Stadt-Friedhöfe an dem dreijährigen Projekt auf einer Fläche von insgesamt 110 Hektar: neben Hannover auch der Parkfriedhof Junkersberg in Göttingen, der Waldfriedhof Lüneburg und der Stadtfriedhof Braunschweig. Gefördert wird das Projekt durch die Niedersächsische Bingo-Umwelt­stiftung, deren Geschäftsführer Karsten Behr die heutige Auftaktveranstaltung begleitete.

In Niedersachsen kommen etwa 360 Wildbienenarten vor. Ihr Bestand ist jedoch massiv gefährdet. „Zwei Drittel aller Arten stehen auf der Roten Liste“, betont Grabow-Klucken. „Studien haben gezeigt, dass in den vergangenen 30 Jahren etwa 75 % der Insekten in Deutschland verschwunden sind. Die Intensivierung der Landwirtschaft, der Einsatz von Pestiziden und das Verschwinden vielfältiger Strukturelemente machen ihnen das Leben schwer.“ Friedhöfe sind besonders vielseitige, mosaikartige Lebensräume mit einem ganzjährigen Angebot unterschiedlicher Blütenpflanzen, an denen Wildbienen und andere Insekten Nektar und Pollen sammeln können. Doch häufig werden überzüchtete, nektarlose und pollenfreie Blumen gepflanzt, die für Wildbienen wertlos sind. Auf einer vielfältigen, blütenreichen Wildblumenwiese finden Wildbienen wertvolle Pflanzen wie Flockenblume, Natternkopf und Hornklee. Auf dem Stadtfriedhof Stöcken sollen in den nächsten drei Jahren 2.500 m² blütenreicher Wildblumenwiesen angelegt werden.

 

HINTERGRUND:

Friedhöfe spielen eine wichtige Rolle in der religiösen Praxis und erfüllen eine wichtige Erholungsfunktion für viele Menschen. Gerade in Stadtgebieten kommt den Friedhöfen als Grünflächen auch eine wichtige Funktion für die Erholung der Bevölkerung zu: Aktuell machen zum Beispiel die Friedhöfe in der Landeshauptstadt Hannover etwa ein Drittel des öffentlichen Grüns aus. Sie sind aber auch ein wichtiger Rückzugsraum für Pflanzen und Tiere und bilden oft ökologisch wertvolle Inseln im urbanen Raum.

Alte Friedhöfe mit alten Baumbeständen gehören zu den artenreichsten städtischen Bebauungstypen. Gerade in den Bereichen außerhalb der gepflegten Grabflächen kommt eine Vielzahl an wildwachsenden Farn- und Blütenpflanzen vor, von denen sogar etwa 10 % als seltene oder gefährdete Arten auf der “Roten Liste“ stehen. Für Insekten und insbesondere für Wildbienen bieten sie einen wichtigen Lebensraum. Mitunter kommen in der Stadt 50-90 % der Wildbienenarten einer Region vor. Aufgrund der fortlaufenden Bautätigkeiten wird die Bedeutung von Friedhöfen als Rückzugsgebiet für die Natur wohl in Zukunft noch zunehmen.

 

Rückfragen zum Thema an:
Jakob Grabow-Klucken, BUND Landesverband Niedersachsen, Projekt „Ökologische Nische Friedhof“, Tel. (0511) 965 69 12, jakob.klucken(at)nds.bund.net

 

Pressekontakt:
Dr. Tonja Mannstedt, BUND Landesverband Niedersachsen, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Tel. (0511) 965 69 31, tonja.mannstedt(at)nds.bund.net

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