BUND Landesverband Niedersachsen

Schutz für wertvolle Wälder soll fallen - Umweltverbände sind empört über Pläne des Landes zur Windenergie im Wald

01. Februar 2022 | Energie (NI), Energiewende, Klimawandel, Wald (NI), Wälder, Umweltpolitik (NI)

 (BUND / Ruth Paschka)

Die aktuellen Pläne zur Ausweitung der Windenergienutzung im Wald im 2. Entwurf des Landesraumordnungsprogramms stoßen bei den niedersächsischen Umweltverbänden BUND, NABU und Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW) auf völliges Unverständnis. Sie fordern einen weitgehenden Ausschluss von Windkraft im Wald.

Axel Ebeler, stellvertretender BUND-Landesvorsitzender: „Wir unterstützen ausdrücklich einen Ausbau erneuerbarer Energie im Sinne des Klimaschutzes, dieser muss jedoch naturverträglich erfolgen. Nach vorliegendem LROP-Entwurf würde sich der Schutz der niedersächsischen Wälder und Waldböden durch den Bau von Windkraftanlagen erheblich verschlechtern. Sogar Schutzgebiete und wertvolle Waldstandorte sollen laut Landesplanung künftig für Windenergieanlagen geöffnet werden.“

Holger Buschmann, NABU-Landesvorsitzender: „Ein Schutz der Wälder ist angesichts des Klimawandels umso dringlicher. Wälder wirken als wichtige Speicher für schädliche Treibhausgase und erfüllen zentrale Funktionen für die Grundwasserbildung, den Temperaturausgleich und als natürliche Lebensräume für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Unsere Wälder leiden bereits massiv durch den Klimawandel. Sie durch den Bau und Betrieb von Windkraftanlagen zusätzlich zu beeinträchtigen und weiter zu destabilisieren, ist unverantwortlich.“

Die niedersächsische Landesregierung hatte den Umweltverbänden in ihrer Abschlusserklärung zum „Runden Tisch zur Zukunft der Windenergie in Niedersachsen“ im März 2020 zugesagt, dass die Nutzung von Windenergie im Wald nur behutsam erfolgen würde. Mindestens Schutzgebiete, historisch alte Waldstandorte und andere ökologisch besonders wertvolle Waldflächen sollten von der Windenergie ausgeschlossen bleiben.

Dieter Pasternack, Landesvorsitzender der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald: „Das Land hält sein Versprechen nicht ein. Mit dem neuen Entwurf sollen mehr als fünfzig Prozent aller niedersächsischen Wälder künftig für Windkraftanlagen in Betracht kommen. Auch in Schutzgebieten von europaweiter Bedeutung wird Windkraft nicht mehr ausgeschlossen. Mit diesen geplanten Regelungen würden wertvolle alte Waldstandorte in diesen Schutzgebieten teils sogar schlechter geschützt als normaler Wirtschaftswald. Dies geht über die Vereinbarung mit der Landesregierung deutlich hinaus.“

NABU, BUND und SDW bemängeln, dass das Niedersächsische Landschaftsprogramm aus Oktober 2021im LROP-Entwurf keine Berücksichtigung gefunden hat. Damit wäre die Windenergienutzung in Schutzgebieten und auf Biotopverbundflächen konsequent ausgeschlossen. Die Verbände fordern das Land auf, Verantwortung für den Schutz niedersächsischer Wälder zu tragen und die Regelungen dringend zu überarbeiten.

 

Hintergrund:
Gestern ist die Frist für Einwendungen zum Landesraumordnungsprogramm (LROP) Niedersachsen geendet, dessen Entwurf zum zweiten Mal ausliegt. Bisher ist das Land im Landesraumordnungsprogramm dem Grundsatz gefolgt, dass Wald wegen seiner vielfältigen Funktionen, insbesondere wegen seiner klimaökologischen Bedeutung, nicht für die Nutzung der Windenergie in Anspruch genommen werden darf. Weiter besagt das noch gültige Programm, dass Flächen innerhalb des Waldes nur dann für Windenergienutzung in Anspruch genommen werden dürfen, wenn es sich um mit technischen Einrichtungen oder Bauten vorbelastete Flächen handelt, wie z.B. Industrie-, Gewerbe- oder Deponieflächen. Niedersachsen gilt als waldarm: Es hat einen Waldanteil von nur 25,3 % und liegt damit deutlich unter dem Bundesdurchschnitt.

 

Kontakt:
Axel Ebeler, stellv. BUND-Landesvorsitzender, axel.ebeler(at)bund.net
Holger Buschmann, NABU-Landesvorsitzender, holger.buschmann(at)nabu-niedersachsen.de
Dieter Pasternack, SDW-Landesvorsitzender, dieter.pasternack(at)sdw-nds.de

BUND-Pressestelle:
Dr. Tonja Mannstedt, Mobil (0171) 359 86 76, presse(at)nds.bund.net, www.bund-niedersachsen.de

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