UNESCO Weltnaturerbe in Gefahr! BUND fordert wirksames Schutzprogramm für das Wattenmeer

14. Februar 2024

Das Wattenmeer hat eine herausragende Bedeutung für den Schutz der biologischen Vielfalt sowie den Klimaschutz und steht als UNESCO Weltnaturerbe und Nationalpark unter besonderem Schutz. Doch trotz seines Status als einzigartiges Naturgebiet von Weltrang ist das Gebiet stark von Nutzungsinteressen bedroht. In seinem aktuellen Zustandsbericht weist die UNESCO auf die Gefahren hin und hat die Anrainerstaaten Deutschland, Niederlande und Dänemark aufgefordert, bis zum heutigen Tag zu den Aussagen des Zustandsberichts Stellung zu beziehen. Der BUND Niedersachsen teilt die massiven Bedenken der UNESCO und fordert angesichts zunehmender Bedrohungen ein Sofortprogramm für das Weltnaturerbe Wattenmeer. 

Susanne Gerstner, Landesvorsitzende des BUND Niedersachsen: „Wir erwarten von der Politik ein wirksames Maßnahmenprogramm, um den weltweit einmaligen Wert des Wattenmeers zu erhalten und die Auswirkungen der Nutzungsinteressen auf ein verträgliches Maß zu begrenzen. Dem Schutz des Welterbes muss konsequent Vorrang vor wirtschaftlichen Interessen eingeräumt werden und es muss eine Ausweitung der Ruhezonen erfolgen, in denen die Natur sich frei entfalten kann. Der Schutzstatus des Welterbes darf nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden!“

Im September 2023 hob das Welterbekomitee der UNESCO in seinem Zustandsbericht die Unvereinbarkeit von Vorhaben zur Rohstoffgewinnung und den massiven Ausbau der Offshore-Infrastruktur mit dem Schutzstatus des Wattenmeers hervor. Darüber hinaus führten laut UNESCO eine verstärkte Fischerei, der zunehmende Schiffsverkehr, der Ausbau von Häfen und Industrieanlagen und die Auswirkungen von Tourismus und Klimawandel zu massiven Bedrohungen.

Gerstner weiter: „Der BUND fordert bereits seit Jahren ein Verbot der Erdöl- und Erdgasförderung im Wattenmeer. Dies muss auch für Vorhaben gelten, die außerhalb des Weltnaturerbes liegen, dies aber beeinträchtigen können. Auch erwarten wir eine Abkehr von unrealistischen Ausbauzielen für die Offshore-Energiegewinnung. Die Kabelanbindungen durch das Welterbe-Gebiet müssen auf ein verträgliches Maß begrenzt werden. Die Forderung der UNESCO nach einer strategischen Umweltprüfung für alle geplanten Vorhaben, in der die zahlreichen sich überlagernden Belastungen insgesamt bewertet werden, unterstützen wir voll und ganz.“

Der BUND fordert darüber hinaus striktere Befahrensregelungen auf klar festgelegten Schifffahrtsrouten. Die Frachter-Katastrophen der vergangenen Jahre haben gezeigt, welche Risiken durch küstennahe Routen für das Weltnaturerbe Wattenmeer und seine Artenvielfalt entstehen. Schiffe mit besonders gefährlicher Ladung müssen deshalb küstenferne Routen nutzen. Besonders kritisch sieht der Umweltverband zudem die Pläne zur Verpressung von Kohlenstoff (Carbon Capture and Storage, CCS) unter dem Watten- und Küstenmeer sowie der Nordsee. Der BUND fordert stattdessen den biologischen Klimaschutz und die Vermeidung von CO2-Emissionen ambitioniert anzugehen.  

Damit sich das Wattenmeer erholen kann, müssen Ruhezonen auf 75 Prozent der Nationalparkfläche ausgeweitet werden, in denen jegliche menschliche Nutzung untersagt ist. Ein wirksamer Schutz des Wattenmeeres kann nur gelingen, wenn die Anrainerstaaten Deutschland, Dänemark und Niederlande gemeinsam agieren, die Umsetzung der Strategie für einen nachhaltigen Tourismus im Wattenmeer forcieren und finanzielle sowie personelle Ressourcen zur Stärkung der Gebietskontrolle bereitstellen.

Hintergrund:
Nach den derzeitigen Plänen der Bundes- und Landesregierung sollen bis 2045 mehr als 50 Gigawatt Offshore-Windenergie über Kabelanbindungen durch den Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer und den niedersächsischen Teil des Weltnaturerbe-Gebietes angelandet werden. Bis heute werden auf den realisierten Kabeltrassen nur rund 6 Gigawatt transportiert. Für den Ausbau wäre nach aktuellem Stand der Zubau von 21 Kabelsystemen notwendig. Für 13 gibt es noch keine raumordnerische Beregelung, für 5 noch keine Pläne, wie die Systeme durch das Welterbe-Gebiet geführt werden können.

In seinem heute veröffentlichten Positionspapier zum Wattenmeerschutz formuliert der Forderungen zum Erhalt des Weltnaturerbes.

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