BUND Landesverband Niedersachsen

Weltbienentag: BUND testet Zierpflanzen – Fast jede Probe pestizidbelastet - „Bienenfreundlich“ ist selten bienenfreundlich

19. Mai 2022

Natternkopf Natternkopf  (Schwoaze / Pixabay.com / Pixabay-Lizenz)

Anlässlich des morgigen Weltbienentags weist der BUND Niedersachsen auf die nach wie vor dramatische Lage der Insekten hin. Wo überall die Gefahren lauern, zeigen neue Testergebnisse: Der BUND hat gemeinsam mit seiner Partnerorganisation Global 2000 aus Österreich Zierpflanzen unter die Lupe genommen. Das alarmierende Ergebnis: Viele sind stark pestizidbelastet. Auch dieser zweite Test in Folge weist erneut zahlreiche Rückstände gefährlicher Pestizide nach. Fast alle der 44 Proben waren belastet, im Schnitt mit 7,7 unterschiedlichen Wirkstoffen. Für Bienen hochgiftige Substanzen waren auf etwa 40 Prozent der Proben zu finden, knapp jede fünfte Pflanze war gleich mit mehreren dieser Pestizide belastet. Insgesamt wurden im Rahmen der Untersuchungen 64 verschiedene Pestizide nachgewiesen, darunter elf, die als hoch giftig für Bienen eingestuft werden.

„Blühpflanzen werden vom Handel als bienenfreundlich angepriesen, sind es aber oft nicht“, kritisiert Jakob Grabow-Klucken, Insektenexperte des BUND Niedersachsen. „Sonnenblumen, Lavendel oder Hyazinthen können beispielsweise Rückstände bienengefährlicher Pestizide enthalten. Bienen nehmen diese Insektengifte über Nektar und Pollen auf. Verbraucher*innen, die sie so in guter Absicht retten wollen, stellen ihnen damit unwissentlich eine Falle.“

Auf fast der Hälfte aller in diesem Jahr getesteten Pflanzen befanden sich Pestizide, die zum Zeitpunkt der Probenahme keine EU-Zulassung mehr besaßen. Höchst fragwürdig dabei ist: Europäische Herstellerfirmen verkaufen Pestizide in Länder des globalen Südens, die aufgrund ihrer Gefahr für Mensch und Umwelt in Europa nicht mehr zugelassen sind. Dort werden sie zum Beispiel im Zierpflanzenbau eingesetzt, gefährden Arbeiter*innen und belasten die Umwelt. Der Giftkreislauf schließt sich, wenn EU-Mitgliedstaaten Zierpflanzen importieren, die solche Pestizide ohne EU-Zulassung enthalten.

Der BUND kritisiert auch die Bewerbung von Zierpflanzen. „Die Etiketten ‚bienenfreundlich‘ können leider willkürlich vergeben werden. Bei vielen dieser Pflanzen handelt es sich jedoch meist um Sorten nicht heimischer Arten mit nur geringer Bedeutung für Wildbienen“, so Grabow-Klucken. „Im Ergebnis erhalten einige wenige häufige und anpassungsfähige Arten mehr Blüten in unseren Gärten, aber die seltenen, spezialisierten Arten verlieren ihren einzigartigen Lebensraum in der Landschaft. Zudem erzeugt der weltweite Zierpflanzenanbau hohe CO2-Emissionen, hat einen hohen Wasserbedarf und nutzt weiterhin torfhaltige Erden. Damit wird die Zerstörung unserer hochempfindlichen Moorlebensräume vorangetrieben.“

Um das Insektensterben, insbesondere das Bienensterben, zu stoppen und Arbeiter*innen auf Blumenplantagen weltweit zu schützen, fordert der BUND ein Exportverbot von Pestiziden, die keine Zulassung in der EU haben. Weiterhin muss der Pestizideinsatz zügig und deutlich reduziert werden, für Mensch und Umwelt besonders gefährliche Pestizide müssen auf EU-Ebene verboten werden. Auch striktere Richtlinien zur Bezeichnung insektenfreundlicherer Pflanzen sollten eingeführt werden. Für Verbraucher*innen ist die beste Empfehlung, gezielt Bio-Pflanzen zu kaufen oder heimische Wildstauden, die vollständig in der Region gezogen werden. Besonders beliebt bei heimischen Wildbienen sind Glockenblumen, Korbblütler wie Färberkamille und Rainfarn sowie der Natternkopf.

 

Weitere Informationen finden Sie auf den Seiten der BUND-Kreisgruppe Region Hannover, die die Untersuchung größtenteils durchgeführt hat:
https://bund-region-hannover.de/service/meldungen/detail/news/bienenfreundliche-bluehpflanzen-toeten-bienen/

Bei Rückfragen:
Jakob Grabow-Klucken, Insektenexperte, BUND Landesverband Niedersachsen, jakob.klucken(at)nds.bund.net

BUND-Pressestelle:
Dr. Tonja Mannstedt, Tel. (0511) 965 69 – 31, Mobil (0171) 359 86 76, presse(at)nds.bund.net, www.bund-niedersachsen.de

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