Schwer belastet

Die intensive Landwirtschaft belastet Niedersachsens Grundwasser und Umwelt. Rund die Hälfte aller Grundwassermessstellen melden, dass der zulässige Nitratgehalt überschritten wurde. Die Überdüngung gefährdet damit unsere Gesundheit und die sensiblen Ökosysteme Bach, Fluss, See und Meer.

Die aktuellen Nährstoff- und Nitratberichte bestätigen: Das Grundwasser in Niedersachsen ist mit gesundheitsschädlichem Nitrat belastet und es gibt keine Anzeichen für eine Verbesserung. Im Vergleich der Bewertungen aus den Jahren 2009 und 2015 ist die Belastungssituation unverändert dramatisch. Grund dafür ist der Stickstoffüberschuss in der Umwelt, verursacht vor allem durch die intensive Landwirtschaft. Neben der Landwirtschaft entströmen schädliche Stickstoffverbindungen auch aus Verkehr und Industrie, z.B. aus Dieselmotoren und Kohlekraftwerken.

Niedersachsen hat ein Gülleproblem

Die Überdüngung führt in vielen Regionen, vor allem in Nordwest-Niedersachsen, wo intensive Viehwirtschaft betrieben wird, zu einem Anstieg der Nitratkonzentration im Boden. Besonders betroffen sind u.a. die Landkreise Cloppenburg, Vechta und Emsland.

Die Stickstoffüberschüsse aus Wirtschaftsdüngern (Gülle, Festmist, Gärreste) und Mineraldüngern verursachen die hohen Nitratkonzentrationen im Grundwasser. Die Überschüsse, die von den Pflanzen nicht aufgenommen werden können, gelangen dann nach Niederschlägen in das Grundwasser.

In Niedersachsen wird an fast der Hälfte aller Grundwassermessstellen der zulässige Nitratgehalt von 50 Milligramm pro Liter überschritten. Diese Grundwasserkörper sind gemäß der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie damit in einem schlechten Zustand. Die Grenzwerte an Flüssen werden sogar an 80 Prozent der Messstellen überschritten.

Die deutliche Erhöhung der Düngeüberschüsse in den letzten zwei Jahrzehnten ist Folge der Intensivierung der Tierproduktion und des Booms der Biogasanlagen, die viele Gärreste produzieren. Auch die Zunahme des Maisanteils an der Landnutzung und die Abnahme des Grünlandanteils spielen eine Rolle. In Niedersachsen werden derzeit jährlich 60 Mio. Tonnen Wirtschaftsdünger aufgebracht.

Unser Trinkwasser ist in Gefahr

Wasser ist unser wichtigstes Lebensmittel. Mit der immer stärkeren Belastung des Grundwassers mit Nitrat ist auch das Trinkwasser gefährdet. Bislang wird unser Trinkwasser durch die Wasserwerke so aufbereitet, dass es den Grenzwert nicht übersteigt. Doch manche Wasserversorger haben schon jetzt Probleme, das Wasser entsprechend zu reinigen. Einige Trinkwasserquellen im Norden Deutschlands wurden bereits geschlossen. Je höher die Nitratbelastung ist, desto aufwändiger wird die Aufbereitung in den Wasserwerken. Das treibt den Wasserpreis nach oben. Prognosen des Umweltbundesamtes sagen einen Kostenanstieg von 0,55 bis 0,76 €/m³ Trinkwasser voraus. 

Das Übermaß an Nährstoffen gefährdet die Artenvielfalt

Das Nitrat aus der Landwirtschaft gelangt in unser Grundwasser, in Flüsse, Seen und in die Nord- und Ostsee. Es verändert Böden und zerstört die biologische Vielfalt. Durch die Überdüngung mit Nährstoffen werden unsere Gewässer trübe, weil der hohe Stickstoffgehalt das Algenwachstum begünstigt. Darunter leidet letztlich das ganze Ökosystem des Baches, des Sees und der Meere. Für den BUND ist das Thema Stickstoff daher eines der drängendsten Umweltprobleme in Niedersachsen.

Die Stickstoffüberschüsse aus der Landwirtschaft bezeichnet man als „diffuse Einträge“. Diffuse Quellen haben keine klare Grenze und sind bedeutend schwerer zu kontrollieren als Punktquellen. So ist festzustellen, dass auch nach dem Stopp des Ausbringens von Kunstdünger auf Ackerflächen mehrere Jahre erhöhte Stickstoffmengen aus den Äckern in das Grundwasser und die angrenzenden Flüsse gelangen. Daher können diese Quellen nur langfristig durch eine dauerhafte Veränderung der üblichen Praxis in der Landwirtschaft bekämpft werden. Das bedeutet: Ein umweltverträglicher und tiergerechter Umbau der Tierhaltung und der Biogasnutzung ist erforderlich!

Neue Düngegesetzgebung rettet nicht die Umwelt

In der ersten Jahreshälfte 2017 wurden vom Bundestag Düngegesetz und -verordnung verabschiedet. Die Hoffnung nach jahrelanger Diskussion auf mehr Umweltschutz wurden damit kaum erfülltNicht alle landwirtschaftlichen Betriebe sind zu einer Nährstoffbilanz verpflichtet. Diese ist jedoch wichtig, um überprüfen zu können, ob Stickstoff oder Phosphor im Überschuss erzeugt werden. Eine wesentliche Verbesserung der Gewässersituation wird insbesondere in der niedersächsischen Agrar-Hochburg also nicht zu erwarten sein.

Der BUND setzt sich ein für:

  • eine Verschärfung des Düngerechts und der Kontrollen
  • Obergrenzen für das Ausbringen von Nitraten
  • eine Abgabe auf Stickstoffüberschüsse
  • eine bessere Förderung der biologischen Landwirtschaft
  • Gewässerrandstreifen von mindestens 5 Metern an allen Gewässern

 

Ansprechpartner

Was können Sie als Verbraucher tun?

Jede*r kann seinen Anteil am Stickstoffüberschuss senken. Das können Sie tun, um unser Grundwasser zu retten:

  • Melden Sie den Düngebehörden, wo Flächen in Ihrer Umgebung zu viel gedüngt werden.
  • Machen Sie andere auf die Folgen der Nitratbelastung für unser Grundwasser aufmerksam.
  • Essen Sie weniger Fleisch und kaufen Sie Produkte aus regionaler, ökologischer Landwirtschaft.
  • Werfen Sie keine oder weniger Lebensmittel weg.
  • Wählen Sie ein umweltschonendes Verkehrsmittel. Steigen Sie z.B. auf das Fahrrad oder öffentliche Verkehrsmittel um!
  • Nutzen Sie Energie aus regenerativen Quellen.

 

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