BUND Landesverband Niedersachsen

Alternativen zum Naturgips

Die Landschaftszerstörung durch Gipsabbau ist nicht notwendig, denn es gibt Alternativen zum Naturgips und Möglichkeiten des Gipsrecyclings. Der BUND fordert Politik und Gipsindustrie auf, Alternativen zum Naturgipsabbau stärker zu fördern und auch in Niedersachsen Strukturen zum Gipsrecycling und -ersatz aufbauen. Auch die Forschung muss verstärkt werden.

Deutschland verbraucht mehr Gips als jedes andere europäische Land: 10 Millionen Tonnen - davon 5 Millionen Tonnen Naturgips - pro Jahr und damit etwa 30 % des gesamten europäischen Gipsaufkommens. Mit rund 2,5 Millionen Tonnen pro Jahr wird die Hälfte des Naturgipses im Südharz gewonnen. Die weitere Zerstörung der einzigartigen Gipskarstlandschaft im Südharz durch den Gipsabbau ist jedoch nicht notwendig, denn es existieren gipsfreie Baustoffe und solche aus Recycling- und Kunstgips als Alternativen.

Alternativen nutzen

Gipskarton- und Gipsfaserplatten können heute mit Kunstgips hergestellt werden. Diese Alternativen sind in den vergangenen Jahrzehnten immer wichtiger geworden.

In Braunkohle-Kraftwerken mit Rauchgas-Entschwefelungs-Anlagen (REA) fällt aufgrund des hohen Schwefelgehalts der Braunkohle als Nebenprodukt hochreiner Gips an. Dieser ist – mit nur wenigen Ausnahmen – dem Naturgips als Rohstoff für die Weiterverarbeitung zu Baustoffen und Spezialgipsen sogar überlegen. Auch wenn die REA-Gipsmengen mit dem Ausstieg aus der Braunkohle langsam zurückgehen, können diese Kunstgipse immer noch einen erheblichen Teil des Bedarfs decken.

Auch in der chemischen Industrie werden Alternativen zum Naturgips hergestellt: Diese Kunstgipse fallen beispielsweise bei der Herstellung von bestimmten Säuren an. Die Produkte können im Bauwesen sowie in sonstigen Bereichen verwendet werden, wie das Belgien und Finnland schon vormachen. Schon vor vielen Jahren hat das Umweltbundesamt festgestellt, dass diese Alternativgipse nur deshalb nicht eingesetzt werden, weil der Naturgips billiger abzubauen ist. Das ist Raubbau auf Kosten der Natur im Südharz und gleichzeitig eine Verschwendung von Ressourcen, weil diese Kunstgipse aufwändig entsorgt werden müssen.

Für den Südharz hätte die Umstellung auf Kunst- und Recyclinggips doppelte Vorteile: Die Naturlandschaft bliebe bewahrt und die Arbeitsplätze in der gipsverarbeitenden Industrie könnten langfristig erhalten werden.

Grundsätzlich müssen in Zukunft beim Bauen mehr nachwachsende Rohstoffe genutzt werden. Hier ist ein Umdenken erforderlich: Anstelle von besonders energieintensiven Materialien wie Beton, Zement und Gips sollten ökologische Baustoffe wie Lehm, Holz und andere nachwachsende Rohstoffe bevorzugt werden, wie es in vielen Ländern ohne natürliche Gipsvorkommen üblich ist. Dies muss jedoch finanziell und logistisch unterstützt werden.

Bitte recyceln!

Gipsplatten und viele Spezialgipse können recycelt und wiederverwendet werden. Mindestens 50 Prozent der Gipsprodukte sind laut Schätzungen wiederverwendbar. Derzeit werden in Deutschland maximal 2 Prozent recycelt, in anderen EU-Ländern sind es hingegen 40 - 80 Prozent. Erste Unternehmen sind hierzulande erfolgreich mit einer Wiederaufbereitung von Gipsbaustoffabfällen auf dem Markt, in anderen Bundesländern gibt es bereits Werke zum Gipsrecycling. Hier muss Niedersachsen dringend nachziehen, die erforderlichen Strukturen für eine Kreislaufwirtschaft aufbauen und Abfallgesetze anpassen – das letztere fordert auch die Industrie. Der Einsatz von Recyclingprodukten muss vereinfacht werden. Sinnvoll wäre es, dass die Hersteller ihre Gipsabfälle zurücknehmen müssen. Dies würde bereits bei der Herstellung Mischprodukten vermeiden, die nach der Nutzung schlecht zu trennen sind.

Ein vom BUND in Auftrag gegebenes Gutachten zeigt, dass bis 2045 ein Ausstieg aus der Naturgipsverwendung möglich ist, weil ausreichend Alternativen zur Verfügung stehen – trotz des beschlossenen Kohle-Ausstiegs und den damit sinkenden Mengen an REA-Gipsen. Auch für die Herstellung von Spezialgipsen, die in der Bau- und Pharmaindustrie sowie für Lebens- und Futtermittel eingesetzt werden, ist kein Naturgips erforderlich. Es gibt heute bereits Lösungen, sie müssen nur genutzt werden!

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