BUND Landesverband Niedersachsen
Sachsenstein. Foto: Siegfried Wielert

Einzigartiger Gipskarst

Eine einzigartige Landschaft aus Laubwäldern, Quellen, Höhlen und Schluchten ist seit Jahrzehntausenden im Südharz entstanden. Aufgrund der Vielfalt an unterschiedlichen Lebensräumen ist sie ein wichtiges Refugium vieler bedrohter Pflanzen- und Tierarten und ein Hotspot der Artenvielfalt.

Südlich des Harzes liegt das bedeutendste Gipskarstgebiet Europas: die Gipskarstlandschaft des Südharzes. Sie reicht über 100 Kilometer weit von Osterode im Westen bis Sangerhausen im Osten und verbindet als schmaler Gürtel Niedersachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt miteinander.

Einzigartig und magisch

Orchideenreiche Wälder und feuchte Schluchten wechseln sich mit Dolinen, Erdfällen, Kleingewässern, Karstschwinden und -quellen, seltenen Felsfluren, Trockenrasen, Streuobstwiesen und Höhlenbiotopen ab. Dank der einzigartigen Vielfalt an Lebensräumen ist der Gipskarst ein Refugium zahlreicher bedrohter Pflanzen- und Tierarten. Besonders artenreich sind die Trocken- und Halbtrockenrasen mit einer Vielzahl gefährdeter Pflanzenarten. Wassergefüllte Erdfälle, Schluchtwälder oder Quellsümpfe sind wichtige Lebensräume für Amphibien. Zahlreiche bedrohte Fledermausarten finden Quartiere in den Höhlen. Neben Uhu, Steinkauz oder Wildkatze kommt auch der Schwarzstorch vor. Für den Naturschutz ist der Südharzer Gipskarst daher von überragender Bedeutung. Daher hat das Bundesamt für Naturschutz dieses Gebiet als einen „Hotspot der Artenvielfalt“ eingestuft.

Heimkehle. Natureingang mit Heimensee. Foto: Wolfgang Schilling Heimkehle. Natureingang mit Heimensee. Foto: Wolfgang Schilling

Landschaft im Wandel

Bäche verschwinden unvermittelt zwischen Felsklüften, um an anderer Stelle als Karstquelle wieder hervorzutreten. Ganze Seen können plötzlich trockenfallen und innerhalb weniger Wochen wieder Wasser führen. Durch den Einbruch unterirdischer Höhlen und Felsklüfte entstehen Erdfälle und Dolinen, in denen Wiesen und Bäume verschwinden. Es ist eine Landschaft im steten Wandel.

Anders als in den süddeutschen Karstgebieten ist hier nicht Kalk oder Dolomit, sondern vorwiegend Gipsgestein und auch Anhydrit für diese Erscheinungen verantwortlich. Da sich Gips viel schneller in Wasser löst als Kalkstein, laufen die Prozesse der Verkarstung hier viel schneller ab als in normalen Karstlandschaften. So entstanden insbesondere seit der letzten Eiszeit vielfältige Landschaftsformen. Auch heute noch hält die Veränderung an. Man nennt sie Verkarstung: Die Gesteine werden allmählich durch die Versickerung von Niederschlagswasser aufgelöst. So entstanden mit der Zeit Hohlräume, die mancherorts zu beeindruckenden Höhlen wurden. Ein Beispiel für eine Gipshöhle ist die Heimkehle bei Uftrungen in Sachsen-Anhalt. Doch auch Dolomit kommt im Südharz vor – in diesem Gestein ist die Einhornhöhle bei Scharzfeld im Landkreis Göttingen entstanden.

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