BUND Landesverband Niedersachsen

Lebensraum Moor

Viel Wasser, wenig Sauerstoff und kaum Nährstoffe. Moore stellen besondere Herausforderungen an ihre Bewohner. Doch Tiere und Pflanzen haben außergewöhnliche Strategien entwickelt, um hier zu überleben. Kooperationen mit Pilzen, Nährstoffe aus dem Regen oder insektenfressende Pflanzen – die Arten zeigen viel Einfallsreichtum.

Moore bieten Bedingungen, die in der Natur sonst selten zu finden sind. Natürliche Hochmoore haben einen Wasseranteil von 90 %, sind sehr nährstoff- und sauerstoffarm und werden häufig auch als Regenmoore bezeichnet, da sie einzig von den im Regen enthaltenen Nährstoffen abhängig sind. Die Torfmoose, die einen Großteil der Moorvegetation ausmachen, nehmen im oberen Teil Nährstoffe und Licht auf, der untere Teil stirbt ab. Durch die Sauerstoffarmut im Wasser werden die abgestorbenen Teile der Pflanze nicht abgebaut, sondern bilden die für Moore typischen Torfschichten, in etwa einen Millimeter pro Jahr.

Das wächst im Moor

Geologen definieren Moore über die Mächtigkeit und Art der Torfschicht. Die botanische Definition bezieht sich hingegen auf die vorhandene, moortypische Vegetation. Vor allem die Torfmoose (Sphagnum spp.) gehören dazu: Sie stellen einen großen Anteil der in Torfen vorkommenden organischen Materie. Torfmoose wachsen fortwährend in die Höhe, während das untere Ende abstirbt. Diese wurzellosen Arten sind perfekt an ihre Umgebung angepasst. Sie besitzen spezielle Zellen, die es ihnen ermöglichen, das zwanzig- bis dreißigfache ihres Eigengewichtes an Wasser zu speichern. Dem Wasser entziehen sie Nährstoffe, die mit dem Regen eingetragen werden, und geben im Gegenzug Wasserstoff-Ionen ab. Dieser Vorgang lässt das Wasser zunehmend versauern und schmälert die Lebensbedingungen für viele höhere Pflanzen. So wird die Konkurrenzkraft der Torfmoose konstant gestärkt.

Ein weiterer Spezialist unter den moortypischen Arten ist der insektenfressende Rundblättrige Sonnentau (Drosera rotundifolia). Dicht am Boden legt die Pflanze eine Blattrosette an, die mit Fangblättern bestückt ist. Darauf befinden sich Verdauungsdrüsen, die als Klebefalle fungieren und auf Reize reagieren. Lassen sich kleine Insekten wie Mücken auf ihnen nieder, können sie sich nicht mehr lösen und werden im Laufe der nächsten Stunden von der Pflanze umhüllt. Nach wenigen Tagen sind sie vollständig verdaut. So versorgt sich die Pflanze in der nährstoffarmen Umgebung der Moore mit Eiweißen und Nährsalzen.

Die Moosbeere (Vaccinium oxycoccus) gehört zu den Zwergsträuchern. Als Anpassung an die Nährstoffarmut verbinden sie ihre Wurzeln mit unterirdischen Pilzgeflechten. Diese so genannten Mykorrhiza-Pilze beliefern die Gehölze mit Nährstoffen aus Bereichen, die die Sträucher selbst nicht erreichen. Sie bilden gewissermaßen eine Verlängerung der Wurzeln. Im Gegenzug dazu erhalten sie Photosynthese-Produkte, also Kohlehydrate, von den Pflanzen. Weitere Zwergstrauch-Arten sind die Rauschbeere (Vaccinium uliginosum), die Rosmarinheide (Andromeda polifolia) oder die Schwarze Krähenbeere (Empetrum nigrum). Sie kommen ausschließlich auf Torf vor, andere gedeihen auch auf Waldböden: Heidekraut (Calluna vulgaris), Heidelbeere (Vaccinium myrtillus), Preiselbeere (Vaccinium vitis-idaea).

Sie leben im Moor

Die Hochmoor-Mosaikjungfer (Aeshna subarctica) ist eine Libellenart, die eng an Hochmoor-Schwingrasen und deren Torfmoose gebunden ist. Die Art paart sich ausschließlich über und in der Moorvegetation. Anschließend legt das Weibchen die Eier in die Torfmoose ab. Da hier Nährstoffarmut herrscht, dauert die Entwicklung der Larven recht lang. Man vermutet eine Entwicklungszeit von zwei bis vier Jahren. Zu beobachten ist die Art vor allem in ihren Flugzeiten von Mitte Juli bis Mitte September. Die Männchen findet man häufig vormittags beim Sonnenbad auf Baumstämmen.

Der Moorfrosch (Rana arvalis) gehört zu den Braunfröschen und ist vor allem in Moor- und Sumpfgebieten, aber auch in Au- und Bruchwäldern sowie nassen Wiesen zu Hause. Dieser Frosch und seine Lebensräume sind teils stark bedroht und selten geworden. Der Moorfrosch hält Winterruhe und ist von Mitte März bis Anfang Oktober zu beobachten. Man erkennt die Männchen daran, dass sie in der Laichzeit eine teils stark ausgeprägte Blaufärbung besitzen.

Im Hochmoor leben in der Regel kaum größere Tiere. Da diese Gebiete für den Menschen häufig schlecht zugänglich sind, entstehen hier letzte Rückzugsorte für mancherlei Arten, die eigentlich nicht direkt an Moore gebunden sind. So brütet hier zum Beispiel die Bekassine (Gallinago gallinago), eine Vertreterin der Feuchtwiesen. Diese langschnäblige Schnepfe führt ihre sehr außergewöhnliche Balz im Frühjahr vor. Mit ein bisschen Glück lassen sich die vielen Sturzflüge und ihr beeindruckender Balzgesang beobachten.

Unter Schutz

Viele der im Moor lebenden Arten stehen unter Schutz. Streng bzw. besonders geschützt nach Bundesnaturschutzgesetz sind die Torfmoose, der Sonnentau, die Mosaikjungfern, alle echten Frösche (zu denen auch der Moorfrosch gehört) und die Bekassine. Viele weitere in den Moorlandschaften vorkommende Arten sind nach dem Bundesnaturschutzgesetz oder nach verschiedenen Richtlinien wie Vogelschutz-, Bundesartenschutz- und FFH-Richtlinien geschützt.  

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