Der BUND engagiert sich bereits seit dem Jahr 2004 mit seinem Projekt „Ein Rettungsnetz für die Wildkatze“ für den Schutz der stark gefährdeten Samtpfoten und die Vernetzung ihrer Lebensräume – naturnahe Laubmischwälder. Nachdem die BUND-Landesverbände in Thüringen, Hessen und Bayern das Projekt erfolgreich gestartet hatten, kamen im Jahr 2007 Niedersachsen und in 2008 Baden-Württemberg hinzu, um das Rettungsnetz zu unterstützen. Die BUND-Landesverbände Rheinland-Pfalz, Sachsen-Anhalt, Sachsen, Saarland und Nordrhein-Westfalen setzen sich ebenfalls für die gefährdeten Tiere ein.
Bereits im September 2007 veröffentlichte der BUND den so genannten Wildkatzenwegeplan - ein Konzept zur Vernetzung von Waldlebensräumen in Deutschland. Es orientiert sich an Gebieten, die noch von Wildkatzen besiedelt sind, ihren möglichen neuen Ansiedlungsgebieten und dem spezifischen Verhalten der Wildkatze als einer besonders bedrohten Art.
Da die Wildkatze eine anspruchsvolle Waldbewohnerin ist, kann sie als Indikator für die Qualität ihres Lebensraumes betrachtet werden. Sie ist eine Leitart des Naturschutzes: Ihr Schutz und die Vernetzung ihrer Waldlebensräume kommt gleichzeitig vielen heimischen Tier- und Pflanzenarten zu gute. Alle Partner im Rettungsnetz arbeiten auf Basis des Wildkatzenwegeplanes aktiv daran, unsere Landschaft für die Wildkatze durchlässiger zu gestalten und bestehende Konflikte zu entschärfen.
Die Methode
Die angewandte Methode zur Berechnung des Wildkatzenwegeplanes ist die so genannte Kosten-Distanz-Analyse (cost-distance-analysis). Mit ihrer Hilfe wird die günstigste Verbindung zwischen einem Start- (besiedelter Lebensraum) und Zielpunkt (geeigneter, unbesiedelter Lebensraum) berechnet. Für die Berechnung erhält die Landschaft Widerstandswerte, die zur Veranschaulichung als „billig“ und „teuer“ beschrieben werden sollen. Für eine Wildkatze ist ein Waldgebiet beispielsweise „billig“ - weil einfach - zu durchqueren. Wohingegen ein Siedlungsgebiet oder eine Autobahn als „teuer“ einzustufen ist, da diese Strukturen den Tieren bei einer Ausbreitung hinderlich sind. Durch die Kosten-Distanz-Analyse wird also untersucht, wie eine Wildkatze am einfachsten („billigsten“) von einem Wald zum nächsten geeigneten Lebensraum käme und wo diese Korridore verlaufen.
Die Korridore
Die wichtigsten deutschlandweiten Korridore zwischen den noch vorhandenen Wildkatzenpopulationen im Westen und Osten bilden:
Zwei Nord-Süd-Achsen:
1. Nord-Südost-Achse: Lüneburger Heide – Harz – Hainich – Thüringer Wald – Oberpfälzer Wald - Bayerischer Wald
2. Westliche Nord-Süd-Achse: Eifel – Hunsrück – Pfälzerwald Schwarzwald
Drei Südwest-Nordost-Achsen:
3. Eifel – Westerwald – Rothaargebirge – Solling – Harz
4. Hunsrück – Taunus – Vogelsberg – Kellerwald – Hainich
5. Pfälzerwald – Odenwald – Spessart – Rhön – Thüringer Wald
Diese fünf Korridore sind entsprechend ihrer Bedeutung zuerst umzusetzen. Ein Anfang wurde bereits gemacht: Das Verbindungsstück Nationalpark Hainich – Naturpark Thüringer Wald hat bereits den Sprung von der Theorie zur Praxis geschafft. Im November 2007 wurden die ersten von rund 20.000 Bäumen und Büschen für den Katzen-Wanderweg gepflanzt.
Neben diesen Hauptachsen gibt es noch viele weitere Korridore. Alle Korridore zusammen genommen ergeben eine Länge von 20.000 km! Zum Vergleich: Das deutsche Straßennetz umfasst 12.400 km Bundesautobahnen und 41.000 km Bundesstraßen.