Der Schweinswal ist die einzige Walart, die im Wattenmeer heimisch ist. Auf der Roten Liste Deutschland wird er als "stark gefährdet" eingestuft, was unter anderem auf die Folgen der Fischerei, der Umweltverschmutzung und des Unterwasserlärms zurückzuführen ist. Zwischen 2014 und 2019 haben sich die Lärmemissionen durch den Schiffsverkehr in den europäischen Gewässern verdoppelt und bedrohen die Schweinswale damit zunehmend. Denn die Tiere nutzen den Ultraschall, um sich mittels Echoortung zu orientieren, Nahrung zu finden und mit ihren Artgenossen zu kommunizieren – und dieses feine Ortungssystem wird durch menschengemachten Unterwasserschall empfindlich gestört.
Zuviel Lärm vertreibt und verletzt die Schweinswale
Gründe dafür sind unter anderem die Suche nach Öl- und Gasvorkommen und deren Förderung, die Rammarbeiten für den Bau von offshore-Winkraftanlagen, der Einsatz von Sonaren, die Sprengung von Munitionsaltlsten, besonders aber auch der Schiffsverkehr, der kontinuierlichen Lärm verursacht und die Kommunikationsräume der Meeressäuger beeinträchtigt. Denn Schweinswale sind auf ihr gutes Gehör angewiesen. Verschlechtert es sich zeitweise oder gar dauerhaft, hat das schwerwiegende Folgen für die Tiere. Welche Effekte der Unterwasserschall auf die Meeresbewohner hat, hängt vom Schallpegel sowie von der Entfernung zur Schallquelle ab. Im gravierendsten Fall kann Unterwasserschall zum Tod der Meerestiere führen oder Verletzungen hervorrufen. Außerdem meiden Schweinswale eine zu laute Umgebung, wodurch ihnen viel Lebensraum verloren geht.
Obwohl der Unterwasserlärm die Meerestiere massiv bedroht, ist diese Form der Umweltverschmutzung in der breiten Öffentlichkeit noch wenig bekannt. Außerdem gibt es bislang nur wenige gesetzliche Regelungen zum Umgang mit solchen Lärmemissionen.
Bewusstsein schärfen
In Niedersachsen möchten wir mit dem Projekt „Ruhe für die Schweinswale" das Bewusstsein für dieses Thema schärfen. Geplant sind Informationsveranstaltungen und Ausstellungen, die z.B. Nordsee-Urlauber*innen, Bootsführer*innen und weitere Interessierte an das Thema heranführen. Parallel dazu werden Empfehlungen erarbeitet, wie die Lärmbelastung unter Wasser im niedersächsischen Wattenmeer reduziert werden kann mit dem Ziel, die Schweinswale besser zu schützen.
Alle Einzelprojekte werden vom Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW) unterstützt und zusammen mit den Kreisgruppen, den Nationalparkhäusern und den für den Schutz des Wattenmeeres zuständigen Behörden umgesetzt.
BUND-Hörausstellung
Die Lärmbelästigung unter Wasser sichtbar machen
Mithilfe von Schallwellen kommunizieren? Für einen Schweinswal ist das ganz einfach, denn er kann sich mit Hilfe seines Biosonars in den Meeresgewässern orientieren. Aber wie gelingt ihm das? Und warum bedroht der Lärm, der von den zunehmenden menschlichen Aktivitäten im Meer ausgeht, dieses Meeressäugetier?
Ab dem 22. Juni 2024 können Besucher*innen im Nationalparkhaus Dornumersiel Antworten auf diese Fragen erhalten und in die faszinierende Welt der Schweinswale eintauchen.
Die Ausstellung beleuchtet auf informativen Schautafeln die einzige Walart, die in deutschen Meeresgewässern zu Hause ist. Sie erklärt, wie die Tiere kommunizieren und warum sie durch Unterwasserlärm bedroht sind. Die Besucher*innen können sich dank eines Klangsessels in die Lage eines Schweinswals versetzen und erfahren, wie die Folgen die Lärmverschmutzung für die Meerestiere der Nordsee verringert werden können.
Kontakt:
Nationalpark-Haus Dornumersiel, Oll Deep 7, 26553 Dornum, Tel.: 04933 1565
info(at)nationalparkhaus-dornumersiel.de
Öffnungszeiten:
Dienstag - Freitag 9-17 Uhr sowie Samstag, Sonntag, Feiertag 13-17 Uhr
Eintritt frei
Laufzeit:
1.11.2023 – 31.10.2026