BUND Landesverband Niedersachsen

Unser Tipp im Oktober: Der Mistkäfer

So ein Mist!? Der Mistkäfer

Mistkäfer. Mistkäfer.  (Peter Bauer / Pixabay.com / Pixabay-Lizenz)

Da wollte man eigentlich nur die Abkürzung über die Wiese nehmen, und schon ist es passiert: einmal nicht hingesehen und prompt in den Kuhfladen getreten. Was für Otto Normalbürger Mist ist, stellt für den Mistkäfer die verlockende nächste Mahlzeit dar. Viele der europäischen Mistkäfer sind dunkelbraun, schwarz oder violett gefärbt und schimmern metallisch. Ein heimischer Vertreter ist der Gemeine Mistkäfer (Geotrupes stercorarius), der bis zu 25 mm lang wird. Wohnort der Käfer ist ein selbst angelegtes Röhrensystem in der Erde, in welches der Dung gebracht wird. Ökologisch bedeutsam sind die Tiere, da sie für eine rasche Aufarbeitung von Dung und dadurch für den Eintrag von Nährstoffen in den Boden sorgen. Ihr Röhrensystem durchlüftet zudem das Erdreich.

Nicht alle Mistkäfer ernähren sich von Exkrementen

Während sich die meisten Mistkäfer kulinarisch mit Exkrementen begnügen, gibt es in Peru eine Art, die sich aufs Jagen verlegt hat: Deltochilum valgum überfällt Tausendfüßer, umklammert sie, reißt ihnen Beine und Kopf ab und vertilgt sie. Ihrem Ruf als Kotspezialist haben acht tropische Mistkäferarten ihren testweisen Einzug auf den australischen Kontinent zu verdanken. Vor fast 200 Jahren wurden Rinder dort eingeführt, jedoch keine Dung vertilgenden Mistkäfer. In Studien konnten die ausländischen Käfer ihren Nutzen beweisen, denn auf von ihnen besiedelten Parzellen verdoppelte sich das Wachstum der Nutzpflanzen, Viehschädlinge wurden zurückgedrängt. Fünf der Käferarten werden nun in Massen gezüchtet und ausgesetzt. Sollten jedoch ungeahnte Probleme mit den Neubürgern auftreten (wie bei so vielen anderen Arten, die der Mensch in Australien eingeführt hat), dürfte es für eine Rückholung zu spät sein.

Normalerweise sind es die Männchen im Tierreich, die sich im Kampf ihre Chance auf Fortpflanzung sichern. Doch bei Onthophagus sagittarius besitzen die Weibchen größere Hörner – Grund dafür ist der Nachwuchs. Zur Versorgung desselben werden aus frischem Kuhfladen geformte Bälle mit je einem Ei zusammen vergraben. Je größer die Mistkugel, desto kräftiger der Nachwuchs. Bei den Mistkäferweibchen herrschen raue Sitten: So muss der Kuhmist frisch erkämpft werden, damit er noch zu verarbeiten ist. Manche Weibchen stehlen auch Mist oder ganze Brutbälle und ersetzen die Eier, so dass auch fertige Mistkugeln verteidigt werden müssen. Weibchen mit größeren Hörnern können ihrem Nachwuchs einen besseren Start erkämpfen.

Der Mistkäfer tanzt

Eine Verhaltensweise vieler Mistkäfer hat Forscher lange ins Grübeln gebracht. Die Tiere tanzen häufig auf ihrer gerade geformten Dungkugel. Werden sie beim Tanzen gestört oder verlieren sie den Kontakt zu ihrer Kugel, so tanzen die Mistkäfer erneut. Durch Experimente in Südafrika konnten Wissenschaftler zeigen, dass die Käfer zur Orientierung tanzen und der Sonnenstand dabei von entscheidender Bedeutung ist. So lässt sich erklären, dass die Dungkugeln ohne große Umwege direkt zur Wohnröhre gerollt werden.

Herausragendes hat die Gruppe der Mistkäfer ebenfalls zu bieten. Onthophagus taurus ist das stärkste Insekt der Welt. Er kann das 1.141-fache seines eigenen Körpergewichts ziehen. Im Vergleich müsste ein 70kg schwerer Mensch sechs volle Doppeldeckerbusse (80 t) bewegen.

Beobachtungstipp

Die Käfer sind auf Tierdung und in seiner Nähe anzutreffen, so dass Rinder- und Pferdeweiden am meisten Erfolg versprechen.

 

Alle Tipps zur Naturbeobachtung stammen von K. Schmiing (Diplombiologin).

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