
Herbst – die Tage werden kürzer, dunkler und kühler. Doch eine Pflanze kündet noch vom vergangenen Sommer: die Sonnenblume (Helianthus annuus). Der Name ist Programm, sieht doch der Blütenstand mit seinen goldgelben Zungenblüten wie eine kleine Sonne aus.
Die Sonnenblume blüht bis in den Oktober hinein und ist der perfekte Stimmungsaufheller. Wer könnte sie ansehen, ohne sich an ihr zu erfreuen?
Immer der Sonne nach
Die botanische Bezeichnung leitet sich von den griechischen Wörtern für Sonne (helios) und Blume (anthos) ab und soll einen mythologischen Bezug haben. Einst verschmähte der Sonnengott Apollon ein Mädchen. Daraufhin setzte die sich auf einen Felsen, aß und trank nichts und sah dem Objekt ihrer Begierde neun Tage lang zu, wie er seinen Sonnenwagen über den Himmel bewegte. Vor lauter Kummer verwandelte sie sich schließlich in eine "Sonnenblume", die ihre Blüte stets nach der Sonne drehte.
Der Haken an der Geschichte: Die heutige Sonnenblume wurde erst von Seefahrern einige Jahrzehnte nach der Entdeckung Amerikas nach Europa gebracht. So kann das Gewächs aus der griechischen Mythologie nicht unsere Sonnenblume gewesen sein. Doch eins stimmt: Sonnenblumen wenden sich immer der Sonne entgegen (Heliotropismus). Wie das funktioniert? Ein spezieller Stoff lässt die reifende Pflanze auf der beschatteten Seite stärker wachsen. So verfolgt die Knospe die Sonne von Ost nach West und dreht sich morgens zurück gen Osten. Diese typische Bewegung ist jedoch nur an jungen Pflanzen zu beobachten. Ausgewachsene bewegen sich immer weniger, ihre Blüten sind meist nach Osten gerichtet.
Als Snack auf der ganzen Welt beliebt
Die Sonnenblume trägt übrigens eine Scheinblüte: Über 15.000 Einzelblüten wirken zusammen wie eine große Blüte. Die Art wird meist etwa zwei Meter groß, ihre Blütenkörbe erreichen Durchmesser von 40 Zentimetern. Ihre symmetrische Struktur ergibt sich daraus, dass die Teilblüten bezüglich der Pflanzenachse in einem Goldenen Winkel angeordnet sind. Beeindruckend, oder?
Kein Wunder, dass schon die Azteken die Sonnenblume verehrten und die Priesterinnen ihrer Sonnentempel mit ihnen krönten. Und die Sonnenblume ist nicht nur hübsch, sondern auch sehr nützlich. Ab dem 17. Jahrhundert wurden ihre Kerne für Backwaren verwendet oder geröstet als Kaffeeersatz.
Als gesunder kleiner Snack werden sie gerne in Spanien oder Russland, auf dem Balkan und in der Türkei gegessen. Eine Paste aus den Kernen soll gegen Hautunreinheiten helfen. Sonnenblumenöl ist nicht nur als Speiseöl bekannt, sondern wurde in früheren Zeiten auch zur Wundbehandlung genutzt, als Ölkur zur Entgiftung und zur Behandlung von Rheuma. In Asien werden Sonnenblumensprossen verbreitet wie Gemüse gegessen.
Beobachtungstipp
Zu bewundern ist die Sonnenblume nicht nur in Gärten, sondern oft auf ganzen Sonnenblumenfeldern. Nutzen Sie die Samenreife, um Kerne für das Einpflanzen im nächsten Frühling oder für die Vögel im Winter zu haben. Wer sich die "kleine Sonne" gerne in die Wohnung holen möchte, sollte nach dem Schnitt den Stiel sehr kurz in heißes Wasser tauchen. Damit schließt sich die Schnittstelle schneller – und die Sonnenblume hält länger.
Aktionstipps
- Sonneblumen als Topfpflanzen ziehen
- Sonnenblume häkeln oder aus Filz herstellen
Alle Tipps zur Naturbeobachtung stammen von K. Schmiing (Diplombiologin)
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