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BUND kritisiert die Abdeckung der Kalihalde Wathlingen

Die Abdeckung der Kalirückstandshalde „Niedersachsen“ mit Bauschutt wurde trotz vieler Bedenken des BUND Niedersachsen von der Bergbaubehörde (LBEG) genehmigt. Der Samtgemeinde Wathlingen wird eine ökonomische und ökologische Ewigkeitslast hinterlassen, während die Firma K+S an der Abdeckung zusätzlichen Profit zum Kaliabbau erwirtschaften wird.

Kalihalde Niedersachsen  (Christian Sauer)

Der von K+S im Jahr 2017 eingereichte Antrag zur Abdeckung der Halde führte in der Region zu so viel Widerstand, dass eine Mediation im Jahr 2021/2022 durchgeführt wurde. Teilgenommen haben an der Mediation die Vertreter der umliegenden Gemeinden, das LBEG, die Firma K+S das Umwelt- und Wirtschaftsministerium Niedersachsens sowie der BUND Niedersachsen, vertreten durch Bergbauexperte Dr.-Ing. Christian Sauer von der Kreisgruppe Celle.

Entwicklung der NaCL-Konzentration mit Abdeckung nach 30 Jahren  (LBEG / Gemeinde Wathlingen)

Die Abdeckung der Kalihalde in Wathlingen wird die Versalzung des Grundwassers nicht beenden. Durch die Abdeckung wird diese lediglich verzögert und um 75 % reduziert. Zusätzlich wird die Halde aufgrund der fehlenden Basisabdichtung vom Grundwasser aufgelöst werden. Insbesondere bei einer Wiedervernässung des angrenzenden FFH-Gebiets wird der Grundwasserspiegel steigen und die Auflösung der Halde „von unten“ beschleunigen. Der BUND kritisiert, dass für die Betrachtung der Auflösevorgänge an der Haldenbasis durch das Grundwasser auch höhere Grundwasserstände zu berücksichtigt werden müssten, was allerdings nicht geschehen ist. Die Schwellenwerte der Grundwasserverordnung werden trotz der Abdeckung auf Dauer überschritten werden. Und das LBEG konnte in der kürzlich durchgeführten Bürgerversammlung in Wathlingen noch nicht einmal die Frage beantworten, wie groß der Bereich um die Halde sein wird, wo denn die Grenzwerte überschritten bleiben.

BW Niedersachsen-Riedel  (K+S / LBEG)

Nach und nach wird die Halde aufgelöst werden. Dies wird Senkungen an der Oberfläche und somit Schäden an den Funktionsschichten (Deckschicht, Drainagen, etc.) innerhalb der Abdeckung nach sich ziehen. Unvorhersehbare Schäden, wie zum Beispiel die einer Versackung, wie sie bei der Halde Friedrichshall aufgetreten ist, können die Versalzung sprunghaft wieder ansteigen lassen und sind wesentlich kostspieliger zu sanieren. Ob K+S dann zur Verantwortung gezogen werden kann, ist ungewiss, denn in bereits 30-40 Jahren sind die Lagerstätten von K+S abgebaut und die Zukunft des Unternehmens ist dann ungewiss. Alle bilanzierten Rücklagen, die das Unternehmen bis dahin gestellt hat, sind im Falle einer Insolvenz nichts wert. Der BUND bemängelt auch, dass das LBEG lediglich eine Sicherheitsleistung von 3 Mio. Euro angesetzt hat.

Zusätzliche zur Abdeckung soll die Flutung des Bergwerkes fortgesetzt werden. Dies soll anfangs mit Haldenwässern der Halde Niedersachsen erfolgen. Dadurch, dass Regenwasser durch den Bauschutt der Klasse Z2 durchsickern wird, wird dieses Wasser so hoch belastet sein, dass es eigentlich aufbereitet werden müsste. Die Lösung besteht für K+S deshalb darin, diese belasteten Eluate in das Bergwerk einzuleiten. Da K+S auch noch viele andere Halden hat, die derzeit wertvolles Regenwasser versalzen und dafür keine gute Lösung für die Aufbereitung hat, sollen diese Fremdwässer per LKW nach Wathlingen gebracht und ebenfalls zur Flutung des Bergwerkes genutzt werden. Dieses Prinzip ist nicht nachhaltig und führt früher oder später zu einem massiven Entsorgungsproblem von Haldenwässern.
Zusätzlich befinden sich in dem Bergwerk 3 Millionen Tonnen Rüstungsaltasten, die insgesamt 10 Tonnen Arsen enthalten. Ob dieses Gemisch aus Eluaten und Arsen sicher im Bergwerk auf Ewigkeit verwahrt werden kann, ist zu bezweifeln. Es gibt über 200 dokumentierte Zutrittsstellen ins Grubengebäude, aus denen während der Produktion Grundwasser in das Grubengebäude geflossen ist. Aus einer dieser Zutrittsstellen fließt seit 1973 zuverlässig Wasser in die Grube. Das LBEG hält dennoch an der Flutung fest und rechtfertigt diese mit einer Verordnung aus dem Jahr 1966. Insgesamt werden durch die Flutung 25 Millionen m³ Regenwasser auf Ewigkeit dem Wasserkreislauf entzogen.

Insgesamt soll die Maßnahme zur Abdeckung und Flutung 22 Jahre dauern. Während dieser Zeit werden mindestens 100 LKW täglich durch die Dörfer fahren und Bauschutt oder Fremdwässer anliefern. Die CO2-Belastungen werden enorm sein, spielen bei der Bewertung welche Variante besser geeignet wäre, aber keine Rolle. Während der Mediation wurden vonseiten des BUND bessere Varianten vorgeschlagen.

Der BUND vertritt die Position, dass eine Kombination aus Spülversatz und Aufbereitung der Resthalde geeignetsten erscheinen, um langfristig Umweltschäden und Folgekosten für die Öffentlichkeit zu minimieren, weil diese Lösung keine Ewigkeitslast hinterlässt. Auch die Verkehrsbelastung wäre bei dieser Kombination voraussichtlich am niedrigsten. Während der Mediation forderte der BUND, dass eine Detailprüfung des Teilversatzes der Halde im technischen machbaren Umfang (30-40% des Restvolumens) und die Verwertung des restlichen Materials geprüft werden. Auch hält der Umweltverband eine Kombination aus Spülversatz und Aufbereitung für wirtschaftlich zumutbar. K+S hat bereits die Detailprüfung kategorisch abgelehnt.

Das LBEG hat nun Fakten geschaffen und trotz aller Erkenntnisse aus der Mediation die Abdeckung wie von K+S beantragt, genehmigt und obendrein die sofortige Vollziehbarkeit angeordnet. Begründet wird dies unter anderem mit dem „öffentlichen Interesse“ Bauschutt zu verwerten (siehe Abfallwirtschaftsplan Niedersachsen) und der Sicherung der wirtschaftlichen Existenz der Firma, die die Halden für K+S abdeckt, konkret die K+S Baustoffrecycling GmbH.

Christian Sauer
christian.sauer(at)mailbox.org

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