Appell für eine Offensive zum Schutz der Weidetiere

26. Juni 2025 | Landwirtschaft, Artenschutz (NI), Wolf (NI), Umweltpolitik (NI)

Wolf. Foto: Marcel Langthim Wolf.  (Marcel Langthim / Pixabay.com / Creative Commons )

Der BUND veröffentlichte am 30. Juni 2025 einen Appell für eine Offensive zum Schutz der Weidetiere. Eine Kurskorrektur in der Diskussion um Wölfe und Weidetier sei dringend notwendig.

In einem neu veröffentlichten Appell fordert der BUND eine Kurskorrektur in der Diskussion um das bessere Nebeneinander von Wölfen und Weidetieren. Der Umweltverband fordert die Bundesregierung auf, den Herdenschutz zu fördern und damit Nutztierrisse zu minimieren. Gegen Nutztierrisse würden Jagdzeiten nicht helfen. Es brauche stattdessen einen besseren und flächendeckenden Herdenschutz.

Mehr als 20 Jahre nach der Rückkehr des Wolfs finden jährlich immer noch bis zu 75 Prozent aller Nutztierrisse auf den Weiden statt, die nicht gegen Wölfe geschützt sind. Die Zahl der Risse könnten durch einen flächendeckenden Herdenschutz deutlich reduziert werden. Spezielle Zäune und Hunde böten jedoch nie einen 100prozentigen Schutz. Gezielte Abschüsse einzelner Wölfe wären deshalb in Ausnahmen zusätzlich nötig.

Der BUND begrüßt in dem Apell, dass der Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD das Thema Wolf mit einem ausdrücklichen Bekenntnis zum Herdenschutz beginnt. Er bemängelt aber, dass keinerlei Aussagen zu einem verbesserten Herdenschutz folgen, sondern stattdessen Abschüsse und Bejagung angekündigt werden.

Die Wissenschaft sagt klar, dass nur der gezielte Abschuss einzelner, besonders problematischer Wölfe, nicht aber eine pauschale Bejagung aller Wölfe bei der Reduktion der Nutztierrisse hilft. Denn in Bundesländern mit hohen Wolfsbeständen reagieren Wölfe auf die Bestandsminderung im Rahmen einer Jagdzeit mit erhöhten Nachwuchszahlen. In den meisten westdeutschen Bundesländern gibt es hingegen so wenig Wölfe, dass dort eine Bestandsreduktion durch Abschüsse gar nicht möglich ist. Auch dort können Probleme mit dem Wolf nur durch Verbesserungen im Herdenschutz und den gezielten Abschüssen einzelnen Schaden stiftender Wölfe gelöst werden.

In seinem „Appell für eine Herdenschutzoffensive zum Schutz der Weidetiere“ fordert der BUND deshalb:

  1. Herdenschutz mit den Tierhalter*innen:
    Bund und Länder sollten ihre kostenlosen Beratungsanstrengungen vergrößern.
  2. Vollständige Kostenübernahme durch den Staat:
    Es braucht eine vollständige Kostenübernahme des Herdenschutzes durch den Staat.
  3. Flächendeckender Herdenschutz:
    An ungeschützten Weidetieren lernen Wölfe wie leicht z. B. ein Schaf im Vergleich zu einem Reh erbeutet werden kann und werden so auf Weidetiere konditioniert. Diese Entwicklung ist fatal, weil der Wolf-Weidetier-Konflikt so in vielen Fällen erst entsteht und durch jeden einzelnen Fall verschärft wird. Herdenschutz muss deshalb überall in Deutschland gefördert werden. Er muss die landwirtschaftliche und die Hobby-Tierhaltung erfassen.
  4. Herdenschutz länderübergreifend denken und umsetzen:
    Wölfe kennen keine Landesgrenzen. Die heutige Praxis landesweit unterschiedlicher Regelungen muss beendet werden.
  5. Herdenschutz ist Tierschutz:
    Der Schutz der Weidetiere vor dem Wolf ist ebenso eine Tierschutzmaßnahme wie der Schutz der Hühner vor dem Habicht.
  6. Erfahrungen sammeln und lernen:
    Herdenschutz muss künftig unbedingt bundesweit als lernendes System organisiert werden. Bis heute gibt es keine verbindlichen Absprachen zwischen Bund und Ländern über Berichts- und Auswertungsformate, die die gemeinsame Evaluierung der Herdenschutzmaßnahmen ermöglichen.

Hintergrund:

Herdenschutz ist ein Präventionssystem, das Schäden durch Wölfe und andere große Beutegreifer in Nutztierherden minimiert. Als bewährte und grundsätzlich wirksame Herdenschutzmaßnahmen gelten wolfsabweisende Zäune, der Einsatz von Herdenschutzhunden oder die Behirtung von Weidetieren. Die Erfahrung aus der Praxis zeigt, dass sich Kombinationen aus verschiedenen Herdenschutzmaßnahmen bewähren, wenn sie zum Betrieb, in den Betriebsablauf und zum Standort passen.

Mehr Informationen:

Ansprechperson:
Dr. Pia He, Referentin Naturschutz und Landnutzung, pia.he(at)nds.bund.net

BUND-Pressestelle:
Lara-Marie Krauße, Tel. (0511) 965 69 - 32 oder Mobil (01515) - 33 111 88, presse(at)nds.bund.net, www.bund-niedersachsen.de

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