BUND fordert mehr Schutz für Niedersachsens Gewässer vor Nährstoffeinträgen aus der Landwirtschaft

18. August 2023 | Flüsse & Gewässer, Landwirtschaft, Umweltpolitik (NI)

Auch mehr als 20 Jahre nachdem die EG-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) in Kraft getreten ist, ist das Grundwasser unter etwa 55 Prozent der Landesfläche mit Stickstoff verunreinigt und in einem schlechten Zustand. Zudem ist etwa die Hälfte der Fließgewässer zu stark mit Phosphor belastet. Der vom Niedersächsischen Landwirtschaftsministerium vorgelegte Entwurf zur Änderung der Niedersächsischen Landesdüngeverordnung (NDüngGewNPVO) reicht nach Bewertung des BUND nicht aus, um den dringend notwendigen Schutz des Grundwassers und der Oberflächengewässer zu gewährleisten. In seiner aktuell abgegebenen Stellungnahme fordert der Umweltverband das Land deshalb auf, entschiedener zu handeln, um die Nährstoffeinträge aus landwirtschaftlicher Nutzung zu reduzieren.

Susanne Gerstner, Landesvorsitzende des BUND Niedersachsen: „Auch im zweiten Änderungsentwurf der Düngeverordnung wurde die Chance vertan, durch Phosphat belastete Gebiete an den Fließgewässern auszuweisen und konkrete Maßnahmen zum Schutz unserer Bäche und Flüsse zu ergreifen. Andere Bundesländer haben gezeigt, dass die Ausweisung sogenannter „Gelber Gebiet“ machbar ist. Niedersachsen muss diesem Beispiel nachkommen und endlich den dringend erforderlichen Schutz unserer Gewässer vor Einträgen aus der landwirtschaftlichen Nutzung gewährleisten.“

Wie der Niedersächsische Beitrag zu den Bewirtschaftungsplänen 2021 bis 2027 der Flussgebiete Elbe, Weser, Ems und Rhein zeigt, besteht für mehr als die Hälfte aller Fließgewässerkörper eine signifikante Belastung durch Phosphor aus landwirtschaftlicher Nutzung. Entgegen dieser Ergebnisse berücksichtigt die Änderung der Landesdüngeverordnung allerdings ausschließlich stehende Gewässer und weist nur 1,4 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche Niedersachsens als „Gelbe Gebiete“ aus. Somit bleibt der Einsatz phosphathaltiger Düngemittel auf landwirtschaftlichen Flächen im Einzugsgebiet belasteter Flüsse und Bäche weiterhin erlaubt.

Was die Belastung des Grundwassers mit Nitrat betrifft, hat das Land zwar die sogenannten „Roten Gebiete“ im Vergleich zum vorherigen Entwurf auf 32 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Flächen vergrößert. Dies steht jedoch in keinem angemessenen Verhältnis zu den stark belasteten Grundwasserkörpern. Eine aktuelle Studie belegt, dass die derzeit verwendeten Verfahren zur Regionalisierung der Nitratkonzentration mit großen Unsicherheiten behaftet sind und zu einer systematischen Unterschätzung der Roten Gebiete führen. Gerstner weiter: „Wir fordern das Land Niedersachsen auf, ein erweitertes Messnetz mit entsprechender Messstellendichte aufzubauen und zusätzliche wirksame Maßnahmen zu ergreifen. Dazu hat sich die Landesregierung selbst im Koalitionsvertrag verpflichtet.“

Hintergrund:
Stickstoffüberschüsse aus Wirtschafts- und Mineraldüngern, die von den Pflanzen nicht aufgenommen werden, gelangen nach Niederschlägen in die Gewässer. Dies belastet Seen, Fließgewässer und das Meer. Die Ergebnisse der Grundwasser- und Oberflächendaten in Niedersachsen – beispielsweise aus dem Entwurf zu den Bewirtschaftungsplänen 2021-2027 der Flussgebiete Elbe, Weser, Ems und Rhein – belegen, dass vor allem großflächige Nährstoffbelastungen aus Landwirtschaftseinträgen verhindern, dass die Ziele der Wasserrahmenrichtlinie erreicht werden. So befinden sich 43 % aller Grundwasserkörper in Hinblick auf den Parameter Nitrat im schlechten Zustand; darüber hinaus liegen signifikante Belastungen durch Gesamtphosphor aus landwirtschaftlicher Nutzung an 830 Fließgewässerwasserkörpern und damit an mehr als der Hälfte aller Wasserkörper vor. Laut Wasserrahmenrichtlinie müssen alle Gewässer bis spätestens 2027 einen guten ökologischen Zustand aufweisen.

Rote Gebiete sind Grundwasserkörper mit einer Nitratbelastung von mehr als 50 mg/l oder über 37,5 mg/l mit steigendem Trend. Die düngerechtlichen Maßnahmen in den Roten Gebieten gelten als zentraler Hebel, um die Stickstoffbelastung so zu vermindern, dass die EU-Vorgaben eingehalten werden.

Weitere Informationen:
Studie von Ohlert PL., Bach M., Breuer L. zu den „Verfahren zur Regionalisierung der Nitratkonzentration im Grundwasser“, HyWa 1/2023

Kontakt für Rückfragen:
Susanne Gerstner, Landesvorsitzende, BUND Landesverband Niedersachsen, susanne.gerstner(at)nds.bund.net

BUND-Pressestelle:
Elisabeth Schwarz, Tel. (0511) 965 69 – 32, Mobil: (01515) 33 111 88; presse(at)nds.bund.net, www.bund-niedersachsen.de

 

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