BUND Landesverband Niedersachsen

Nachwuchs gesichtet: Wildkätzchen im Wald lassen!

18. April 2018 | Artenschutz (NI), Lebensräume, Mitmachen (NI), Projekt Netzwerk Wildkatze (NI), Wildkatze (NI)

Junges Wildkätzchen. Foto: Thomas Stephan Junges Wildkätzchen. Foto: Thomas Stephan

In den kommenden Monaten wird es in Deutschlands Wäldern vermehrt zur Sichtung junger Wildkatzen kommen. Der BUND fordert Spaziergänger und Wanderer auf, die Jungtiere nicht anzufassen oder gar mitzunehmen, auch wenn sie scheinbar allein und mutterlos angetroffen werden.

„Immer wieder nehmen besorgte Tierfreunde in dieser Jahreszeit junge Wildkätzchen mit, bringen sie zu Tierärzten oder Schutzstationen oder behalten sie einfach zu Hause. Davon raten wir dringend ab“, sagt Andrea Krug, Wildtierexpertin des BUND Niedersachsen. „Das Muttertier ist in der Regel nicht weit weg, gerade auf Mäusejagd oder versteckt sich in unmittelbarer Nähe.“ Zudem sei das Immunsystem der Wildkatze und insbesondere der Jungtiere nicht gegen Infektionen mit Hauskatzenkrankheiten gewappnet. Krug rät: „Die Jungtiere sollten wenn überhaupt nur kurz aus größerer Entfernung beobachtet werden. Wenn Spaziergänger aber Zweifel  haben, ist es sinnvoll, den zuständigen Förster, Jäger oder den BUND zu kontaktieren, und die Stelle, an der die Kätzchen gesichtet wurden, mitzuteilen. Unsere Kolleg*innen kümmern sich dann darum.“

Die Wildkatze ist das Tier des Jahres 2018. Für die Aufzucht ihres Nachwuchses benötigen Wildkatzen Baumhöhlen, Totholz, umgeworfene Wurzelteller und dichtes Gestrüpp als Versteck. Sturmtief Friederike hatte Mitte Januar unzählige Bäume entwurzelt und damit vielerorts ideale natürliche Wurf- und Ruheplätze für die Wildkatze geschaffen. Fehlen diese, nutzen Wildkatzenmütter immer wieder auch Holzstapel, so genannte Holzpolter. Wenn diese in der Aufzuchtzeit der Wildkätzchen abgeräumt werden, können junge Wildkatzen leicht umkommen. Der BUND fordert daher Förster und Waldbesitzer auf, den Windwurf der Winterstürme wo immer möglich in den Wäldern zu belassen. „Bei der regulären Holzernte sollten die Polter am besten erst im September beräumt oder das gewonnene Holz sofort und ohne Zwischenlagerung im Wald abtransportiert werden, um das Risiko für die gefährdete Wildkatze zu verringern“, so Krug.

Erfreut zeigte sich die Wildtierexpertin über die gestiegene Anzahl von Wildkatzen, war die scheue Wildkatze doch einst fast ausgerottet. „Die größte Bedrohung für die Wildkatze ist und bleibt die Zerschneidung und Verarmung ihres Lebensraums durch kahle Ackerflächen, Straßen und Siedlungen", führt Krug weiter aus. Damit die isolierten Populationen und viele andere gefährdete
Tiere eine Überlebenschance haben, ist ein Netzwerk aus miteinander verbundenen Wäldern notwendig.

Weitere Informationen:
Die Wildkatze ist vor allem in Mittel- und Südwestdeutschland beheimatet. In Niedersachsen breitet sie sich auch weiter aus. Im vergangenen Jahr konnten erste Wildkatzen in der Lüneburger Heide nachgewiesen werden.
Häufig werden die grau-getigerten Wildkätzchen für Nachwuchs verwilderter Hauskatzen gehalten.
Insbesondere junge Wildkatzen sehen Hauskatzen zum Verwechseln ähnlich. Wenn sie älter werden, verblasst die Fellzeichnung und sie sind durch ihren kräftigen Körperbau und den buschigen Schwanz mit stumpfer, schwarzer Spitze als Wildkatze besser zu erkennen.

Wer Wildkatzenjunge gesehen hat, kann dies dem BUND Niedersachsen „Rettungsnetz Wildkatze“ melden: www.bund-niedersachsen.de/themen/tiere-pflanzen/wildkatzen/


Rückfragen:
Andrea Krug, BUND Niedersachsen, Projekt Wildkatze, Tel. (0511- 965 69-39,
Andrea.Krug(at)nds.bund.net

Pressekontakt:
Dr. Tonja Mannstedt, BUND Niedersachsen, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Tel. (0511) 965 69-31, tonja.mannstedt(at)nds.bund.net

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